Neurodermitis bei Erwachsenen: Symptome & Therapie

Last Updated on: 28th Februar 2020, 10:24 am

Junge Frau, die ihre von Neurodermitis gerötete Hand in die Kamera hält. Neurodermitis Erwachsene.
Neurodermitis ist eine Hautkrankheit, die v.a. Kinder betrifft. Aber was passiert, wenn Neurodermitis Erwachsene heimsucht? Adobe Stock, (c) Prostock-studio

Reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Reize, kann das zu schuppender und juckender Haut führen. Man spricht hier von atopischer Dermatitis oder Neurodermitis. Die Hautkrankheit tritt zwar überdurchschnittlich oft bei Kindern auf, aber auch Erwachsene können urplötzlich Symptome entwickeln. HEROLD verrät, an welchen Körperstellen die Neurodermitis Erwachsene besonders oft quält, wie die Behandlung aussieht und was wirklich gegen den Juckreiz wirkt.

Neurodermitis – was ist das?

Die Neurodermitis ist ein chronisches Hautleiden mit ekzematösem Charakter. 60% aller Betroffenen entwickeln sie im ersten Lebensjahr. Aus diesem Grund steht die Neurodermitis beim Baby besonders im Fokus der Forschung. Bei vielen Kindern “wächst” sich die Erkrankung später aus, manche leiden aber auch als Erwachsene noch unter juckender, schuppender und geröteter Haut. Außerdem kommt es auch vor, dass Erwachsene, die als Kinder keine Symptome zeigten, urplötzlich Ekzeme entwickeln. Warum Erwachsene plötzlich Neurodermitis bekommen können, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung.

Neurodermitis tritt häufig gemeinsam mit  anderen Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis, zum Beispiel allergisches Asthma, Heuschnupfen oder verschiedene Nahrungsmittelallergien auf. Die Neurodermitis selbst ist also keine Allergie, kann jedoch (muss aber nicht) mit Allergien verbunden sein.

Zur Beurteilung der Ausdehnung und Intensität des atopischen Ekzems dienen Scores, die Informationen zur Krankheit und ihrem Verlauf dokumentieren. In Europa hauptsächlich der SCORAD (Scoring Atopic Dermatitis).

Wieso bekommt man Neurodermitis? Ursachen

Die Neigung, ein atopisches Ekzem zu entwickeln, ist erblich. Vor allem wenn beide Eltern daran erkrankt sind, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit enorm , dass ihr Kind auch unter Neurodermitis leidet. Dann führen diverse Einflüsse zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems – oft inklusive Bildung von Immunglobulinen der Klasse E, die auch an Heuschnupfen, allergischem Asthma und Nahrungsmittelallergien beteiligt sind. Sie setzen eine Reihe von Reaktionen in Gang, die zu den typischen Symptomen wie z.B. Juckreiz führen.

Welche Gene für das Entstehen der Krankheit verantwortlich zeichnen, wird erst noch erforscht. Einige Abschnitte auf mehreren Chromosomen, die eine Veranlagung zu Neurodermitis bzw. erhöhte Entzündungsbereitschaft der Haut mit sich bringen, wurden bereits gefunden. Dass aber nicht jeder Genträger erkrankt, zeigen Untersuchungen an eineiigen Zwillingen.

Mann mit Neurodermitis an den Händen, der eine Feuchtigkeitscreme zur Linderung verwendet. Neurodermitis Erwachsene.
Wenn Neurodermitis Erwachsene befällt, sind die Hände, das Gesicht, Hals, Nacken und der obere Brustbereich am stärksten betroffen. Adobe Stock, (c) irina_g

Weitere Ursachen für Neurodermitis

  • Beeinträchtigung der Hautbarriere durch (genetische) Veränderungen am sog. Filaggrin (= Gruppe von Eiweißstoffen, die beim Verhornungsprozess in den Hautzellen produziert werden und beim Aufbau der Hautstruktur eine wichtige Rolle spielen)
  • Mangel an speziellen Hautfetten (Ceramiden)
  • verringerte Produktion des  sog. natural moisturizing factors (= Haut verliert mehr Feuchtigkeit als normal und trocknet dadurch schneller aus)
  • erhöhter pH-Wert der Haut
  • geringere Produktion von für die Krankheitsabwehr nötigen Peptiden (Eiweißstoffe), was die Haut anfälliger für Entzündungen und Infektionen macht

Was löst Neurodermitis aus?

Manche Menschen, die die erbliche Veranlagung für Neurodermitis haben, bleiben ihr Leben lang frei von Symptomen. Bei anderen kann auch noch im Erwachsenenalter ganz plötzlich ein Neurodermitis Schub auftreten. Hierfür bedarf es bestimmter Reize (innerer oder äußerer) als Auslöser. Man spricht in diesem Zusammhang auch von Trigger- oder Provokationsfaktoren. Typischerweise sind das:

  • thermische Reize wie Schwitzen, Sauna, Dampfbad, Infrarot-(Wärme)-Bestrahlung, Haarfön, Trockenhaube, Klimaschwankungen, Wind, extreme Kälte, Trockenheit, Heizungsluft, übermäßige Sonneneinstrahlung, schwüles Wetter, Kleidung aus Kunstfasern, die Schwitzen fördern
  • mechanische Reize wie raue, kratzende Stoffe (z.B. Wolle), häufiges Epilieren, Kratzverletzungen (z.B. durch Haustiere)
  • chemische Reize wie Alkohol, irritierende Substanzen oder Chemikalien (z.B. Chlor im Schwimmbad, Reinigungsmittel, scharfe Waschmittel, Formaldehyd)
  • Feuchtigkeit (z.B. zu häufiges Händewaschen, Arbeit in der Wäscherei oder als Koch)
  • Allergene wie Tierhaare, Pollen oder Hausstaubmilben
  • Stress, Schlafstörungen oder belastende Situationen wie etwa Trauer oder Angst
  • Infekte

Solche Auslöser bewirken, dass das Ekzem entweder kurzfristig aufflackert oder über Wochen bis Monate “blüht“. Also sogenannte Krankheitsschübe. Eine Meidung dieser Faktoren kann zu einer Besserung der Beschwerden führen, aber nicht zur Heilung der Erkrankung.

Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien

Sehr wahrscheinlich können auch einige Nahrungsmittel eine bestehende Neurodermitis beeinflussen bzw. verschlechtern. Das heißt aber nicht, dass jedes atopische Ekzem mit einer Nahrungsmittelallergie verbunden sein muss. Jedenfalls sind Lebensmittel als Auslöser eines akuten Schubs häufig schwer zu beweisen. Um einem solchen Zusammenhang auf die Spur zu kommen, kann es sich lohnen, für mindestens zwei bis vier Wochen ein Symptom-Tagebuch zu führen.

Die Aufzeichnungen sollen Aufschluss darüber geben, ob die Hauterscheinungen mit bestimmten Nahrungsmitteln oder anderen Lebensumständen zusammenhängen. Zudem liefern sie dem Hautarzt wichtige Informationen, damit er passende diagnostische und therapeutische Maßnahmen treffen kann.

Neurodermitis Symptome

Typisch für eine Neurodermitis sind Ekzeme, also eine Rötung und Schwellung mit anschließender Bildung von Knötchen oder Bläschen. Als nächstes folgen Krustenbildung und Schuppung. An unterschiedlichen Hautstellen in verschieden starker Ausprägung. Mit der Zeit kommt es zu einer Verdickung, Vergröberung und Aufhellung der Haut (Lichenifikation). Weitere typische Neurodermitis Symptome sind:

  • stark trockene Haut, die gegenüber Umwelteinflüssen besonders empfindlich ist
  • Nässen der betroffenen Hautstellen
  • starkes Jucken bzw. regelrechte Juckreizattacken
  • häufige Hautinfektionen durch starkes Kratzen

Wo fängt Neurodermitis an?

Die Stellen, an denen Neurodermitis bevorzugt auftritt, ändern sich mit dem Alter. So zeigen sich die Hauterscheinungen, die nur selten vor dem 3. Lebensmonat auftreten, in den ersten beiden Lebensjahren vor allem im Gesicht, d.h. an den Wangen und am Kinn . Doch auch an den Streckseiten der Extremitäten und am Rumpf, wobei typischerweise die Windelregion ausgespart bleibt.

Später erstreckt sich das atopische Ekzem insbesondere auf die Beugen der großen Gelenke (Ellenbeuge, Kniebeuge). Daher lautet eine weitere Bezeichnung für die Neurodermitis: Ekzema flexurarum (Beugenekzem). Nacken, Gesicht und Hals können auch betroffen sein, wobei sich der Schweregrad der Hautsymptome mit zunehmendem Alter oft verringert – bestenfalls bis zum Verschwinden der Beschwerden.

Ab dem 7. Lebensjahr befällt die Neurodermitis hauptsächlich den Hand- und Fußbereich, eventuell auch Hals und Gesicht. Dabei beschränkt sie sich typischerweise auf einzelne Bereiche wie z.B. die Ellenbeugen oder Handgelenke.

Welche Areale betroffen sind, beeinflussen auch Belastungsfaktoren, denen sie ausgesetzt sind. So kann es etwa bei beruflichem Kontakt mit verschiedenen Substanzen zu einer Verstärkung von Handekzemen kommen. Mit zunehmendem Alter intensiviert sich zudem die Lichenifikation.

Von Neurodermitis betroffene Handfläche eines Erwachsenen.
Die Handinnenflächen sind vor allem bei erwachsenen Neurodermitis-Patienten sehr stark betroffen. Adobe Stock, (c) Dagmar Gaertner

Warum juckt Neurodermitis?

Der Juckreiz ist für viele das schlimmste Symptom einer Neurodermitis. Linderung können Betroffene sich nur durch Kratzen verschaffen – doch der Juckreiz kehrt schnell zurück. Und meistens ist er noch schlimmer als zuvor, weil die Haut durch das Katzen weiter beschädigt wurde. Aber warum juckt Neurodermitis eigentlich? Der Grund ist die (gestörte) Schutzfunktion der Haut. Dadurch, dass Neurodermitis-Haut einen erhöhtem Verlust an Wasser aufweist (transepidermaler Wasserverlust), ist sie auch besonders trocken. Und trockene Haut juckt.

Ein weiterer Grund für verstärkten Juckreiz bei Neurodermitis ist die Tatsache, dass es auf neurodermitischer Haut leicht zu Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen kommt. Die Palette an bakteriellen Infektionen reicht von lokalen Entzündungsprozessen wie zum Beispiel einer Follikulitis (Haarbalg-Entzündung) oder einem Abszess bis hin zu großflächigen, eitrigen Hautentzündungen.

Neurodermitis – warum nässt die Haut?

Neurodermitis allein bringt die Haut normalerweise nicht zum nässen. Das, was das Nässen auslöst, ist das Kratzen. Beim Kratzen werden die oberen Hautschichten verletzt. Darauf reagiert der Körper innerhalb weniger Minuten, indem er das Blut gerinnen lässt und Wundsekret bildet. Folge: Die Wunde nässt. Im Falle von Neurodermitis mit Bläschen-Bildung nässen die betroffenen Hautstellen auch deshalb, weil durch das Kratzen die mit Ödemflüssigkeit gefüllten Bläschen geöffnet werden.

Wer diagnostiziert Neurodermitis?

Bei Verdacht auf Neurodermitis ist der Hautarzt die richtige Anlaufstelle. Häufig kann er ein atopisches Ekzem schon per sogenannter Blickdiagnose erkennen. Zur Bestätigung kann er Blutuntersuchungen (z.B. IgE), Allergietests oder – nur selten notwendig – eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung) heranziehen. Bei der Anamnese interessieren ihn besonders Beginn und Verlauf der Beschwerden, familiäre Erkrankungen, Allergien, ein eventuell bestehendes Asthma und eventuell bereits bekannte Triggerfaktoren, die das Beschwerdebild verstärken.

Weitere Symptome, die die Diagnose unter Umständen stützen können, sind sogenannte Neurodermitis-Stigmata. Hierbei handelt es sich um Symptome, die auf eine Neurodermitis hindeuten, sie aber nicht zwingend beweisen. Solche Stigmata wären etwa:

  • Dennie-Morgan-Falte (doppelte Lidfalte der Unterlider)
  • Hertoghe-Zeichen (v.a. seitlich ausgedünnte Augenbrauen und vertiefte Hautlinien, z.B. an den Handflächen)
  • weißer Dermographismus (= Beim Streichen mit einem spitzen Gegenstand über die Haut zeigt diese infolge einer paradoxen Gefäßreaktion weiße statt wie normal rote Streifen.)
Abgesehen von den typischen Symptomen und Stigmata existieren auch Sonderformen des atopischen Ekzems. Sie werden auch Minimalvarianten genannt, weil sie nach dem Verschwinden der Hauptsymptome oft als einzige Erkrankungszeichen im Erwachsenenalter verbleiben. Zu diesen Minimalvarianten zählen zum Beispiel (häufige) Ekzeme der Augenlider, eingerissene Ohrläppchen und ewig kalte, rötlich-blaue Hände im Winter.

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Was die Neurodermitis von der Psoriasis unterscheidet

Sowohl die Veranlagung für Neurodermitis als auch jene für Psoriasis ist erblich. Außerdem sind beide Hautleiden entzündlich und NICHT ansteckend. Die Unterschiede liegen vor allem darin, dass die Neurodermitis zum atopischen Formenkreis gehört. Im Gegensatz dazu hat die Schuppenflechte nichts mit Allergien zu tun. Darüber hinaus tritt die Neurodermitis vornehmlich in den Ellenbeugen und Kniekehlen (oder auch am ganzen Körper) auf. Die Psoriasis hingegen befällt vor allem die Streckseiten der Arme und Beine sowie die Kopfhaut (nicht aber das Gesicht). Zudem tritt die Neurodermitis oft schon im Säuglingsalter zutage, die Psoriasis aber nur sehr selten.

Neurodermitis behandeln – was hilft wirklich?

Die Behandlung der Neurodermitis zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern und neuerliche Krankheitsschübe zu verhindern. An erster Stelle steht dabei eine konsequente, regelmäßige Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden (Emollienzien, z.B. wasserbindender Harnstoff) und rückfettenden Präparaten (Salben, Cremes, Lotionen). Diese Basistherapie hilft der Haut, ihre wichtigen Schutzfunktionen wieder besser zu erfüllen.

Neurodermitis Creme – Hautpflege

Welche Creme genau gegen den Juckreiz zum Einsatz kommt, richtet sich in erster Linie danach, wie trocken deine Haut ist. Wirksam sind zum Beispiel, vor allem bei Befall großer Hautpartien, medizinische Ölbäder (z.B. mit Erdnuss-, Sojabohnen-, Paraffinöl). Sie hinterlassen einen Ölfilm auf der Haut (auch an händisch schwer erreichbaren Stellen), der sie vor dem Austrocknen schützt und die Besiedelung mit Bakterien vermindert. Dieser Film ist bei Emulsionsbädern (Emulgator: sorgt für ein Vermischen des Öls mit dem Wasser) dünn, bei emulgatorfreien Spreitungsbädern dicker.

Für größere Kinder und Erwachsene eignen sich zu demselben Zweck auf die angefeuchtete Haut aufgetragene, leicht einmassierte, anschließend mit kühlem Wasser abgespülte Duschöle. Sie gelangen konzentrierter an die Haut, was den rückfettenden Effekt verstärkt. Eine ähnliche Wirkung haben sog. Syndets. Da sind rückfettende, hautschonende Mittel, die sowohl wasser- als auch fettlöslichen Schmutz entfernen. Bei starker Infektionsneigung eignen sich antiseptische Zusätze.

Neurodermitis
Patienten mit Neurodermitis sollten zur Behandlung der Symptome in erster Linie auf eine konsequente Hautpflege achten. Adobe Stock, (c) Monet

Neurodermitis – wie oft duschen?

Übertriebene Reinlichkeit kann die Symptome verschlimmern. Denn zu häufiges Waschen trocknet die Haut aus und reizt sie zusätzlich. Einmal pro Tag duschen reicht üblicherweise. Bäder sollten weder zu häufig noch zu heiß stattfinden, Badezusätze/Duschgele keine entfettenden oder parfümierten Zusätze enthalten. Salz als Badezusatz kann Wasser in der Haut binden und sie geschmeidiger machen. Nach dem Duschen/Baden darf die Haut nicht trocken gerubbelt, sondern nur abgetupft werden. Gleich danach sollte ein vom Arzt empfohlenes, rückfettendes Pflegeprodukt oder auch eine entzündungshemmende Salbe aufgetragen werden.

Neurodermitis Medikamente

Neurodermitis ist zwar nicht heilbar, aber es gibt Maßnahmen, durch die die Häufigkeit der Schübe sich mindern lässt. Zunächst solltest du natürlich den Kontakt mit Substanzen, von denen du weißt, dass sie deine Neurodermitis triggern, so weit wie möglich meiden. Außerdem solltest du darauf achten, dass deine Wäsche und Kleidung aus möglichst atmungsaktiven Materialien besteht. Gut geeignet sind zum Beispiel reine Baumwolle und Seide.

Deine Umgebung sollte so allergenfrei wie möglich sein (z.B. keine Haustiere, Teppiche oder ähnliches) und du solltest auf milde Wasch- und Reinigungsmittel ohne Duftstoffe setzen. Bei besonders schlimmen Schüben gibt es auch einige Medikamente bzw. Salben mit Wirkstoffen, die das Leiden mindern können:

  • entzündungshemmende Kortikosteroide (“Kortison“) in Form von Salben (in schweren Fällen systemisch, d.h. als Tabletten oder Injektionen)
  • kortisonfreie Entzündungshemmer, die die körpereigenen Entzündungsmediatoren hemmen (= Salben zur längerfristigen Behandlung an empfindlichen Hautstellen wie Gesicht, Hals, Achselhöhle, Leisten- und Genitalbereich oder der behaarten Kopfhaut)
  • Antihistaminika, um den Juckreiz zu stillen
  • Antiseptika, Antibiotika, Virostatika oder Antimykotika bei Hautinfektionen je nach Krankheitserreger
  • Immunsuppressiva (die Abwehr hemmende Mittel) bei sehr schwerer Neurodermitis (zeitlich begrenzt und unter strenger Kontrolle, da sie mit Nebenwirkungen behaftet sind)
  • Phototherapie (UV-Bestrahlungen)

Was hilft gegen den Juckreiz? Hausmittel Neurodermitis

Leiden Kinder unter Neurodermitis, ist es wichtig, ihre Fingernägel kurz zu halten. Anderenfalls erliegen sie spätestens in der Nacht dem Juckreiz, wodurch die Haut zusätzlich geschädigt wird und der nächste Neurodermitis Schub quasi vorprogrammiert ist. Auch bei Erwachsenen sind kurze Fingernägel sinnvoll. Als Alternative bieten sich (gefütterte) Baumwollhandschuhe für die Nacht an. Andere Maßnahmen und Hausmittel gegen den Neurodermitis Juckreiz sind:

  • kühle Umschläge und Duschbäder
  • das Tragen kühlender Kleidung
  • kühle, feuchte Umgebungstemperatur bzw. Raumluft
  • auf die Haut zu klopfen statt zu kratzen
  • Johanniskraut (besitzt nicht nur stimmungsaufhellende, sondern auch antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften), Schüßler Salze oder Homöopathie
  • kühlende Umschläge mit Schwarztee (= im Tee enthaltene Gerbsäure wirkt entzündungshemmend und beschleunigt das Abheilen des Ekzems)
  • Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Junge Frau in Wander-Ausrüstung, die im Gebirge unterwegs ist. Neurodermitis Erwachsene.
Ein feucht-kaltes Klima kann die Erkrankung für Patienten besser erträglich machen. Heilbar ist die Krankheit aber nicht. Adobe Stock, (c) XtravaganT

Neurodermitis – wo Urlaub machen?

Neurodermitis Haut fühlt sich am wohlsten bei verhältnismäßig kalter, feuchter Umgebungsluft. Aus diesem Grund sollten Betroffene Urlaubsländer mit hohen Temperaturen und trockenem Klima eher meiden. Gut geeignet für Neurodermitis Patienten sind Aufenthalte im Hochgebirge oder am Meer. Der hohe Salzgehalt der Seeluft bindet zusätzlich die Feuchtigkeit in der Haut und mindert somit den Juckreiz.

Auch Methoden zur besseren Stress- (z.B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) oder Krankheitsbewältigung (z.B. Psychotherapie) sowie die Teilnahme an Patientenschulungen (z.B. AGNES-Modell = Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung) können dabei helfen, einen besseren Umgang mit der Hautkrankheit zu erlernen. Ähnliche Zwecke erfüllen Selbsthilfegruppen, denn sie vermitteln das Gefühl, mit der Erkrankung nicht allein zu sein.

Neurodermitis – was darf man essen?

Da jeder von Neurodermitis Betroffene unterschiedlich auf den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel reagiert, gibt es keine allgemeingültige “Neurodermitis-Diät“. Denn es gibt keine Lebensmittel, die alle oder kein Neurodermitiker verträgt. So kann etwa der Verzicht auf ein bestimmtes Nahrungsmittel bei dem einen zu einer Besserung der Erkrankung führen, beim anderen aber zu einer Verschlechterung.

Besteht eine nachgewiesene Allergie gegen ein Nahrungsmittel, ist dieses zu meiden. Vorbeugende allergenarme Diäten, wie sie früher generell zur Vermeidung der Entstehung von atopischen Erkrankungen empfohlen wurden, beurteilt die Wissenschaft aber heute skeptisch. Das Risiko, dadurch Mangelerscheinungen heraufzubeschwören, erwies sich dabei als zu hoch. Am besten sollte nach entsprechender Diagnostik eine Ernährungsberatung durch diätetisches Fachpersonal erfolgen.

Manchmal können in größeren Mengen genossene Erdbeeren, Zitrusfrüchte oder Schokolade einen Krankheitsschub bzw. eine Verstärkung der Symptome auslösen, ohne dass eine Allergie dagegen nachweisbar ist (pseudoallergische Reaktionen).

Neurodermitis
Neurodermitis bei Erwachsenen: Häufig umfasst die Therapie der Erkrankung den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel. Adobe Stock, (c) Daniel Vincek

Neurodermitis – was nicht essen?

Vorsicht geboten ist jedenfalls bei verarbeiteten Produkten bzw. Fertiggerichten, weil sie oft nicht gleich erkennen lassen, ob in ihnen Nahrungsmittel enthalten sind, die man nicht verträgt. Hier ist es wichtig, die Produktinformationen und Nährwertangaben genau durchzulesen. Auch im Hinblick auf Zusatzstoffe (z.B. Konservierungsmittel, Farbstoffe), die im Verdacht stehen, die Symptome einer Neurodermitis verschlechtern zu können. Am besten zieht man frisch zubereitete Kost Fertigprodukten vor. Dann kennt man die Zutaten.

Der Neurodermitis vorbeugen – geht das?

In Zukunft vielleicht schon. Denn finnische Forscher haben z.B. entdeckt, dass sich bei familiär vorbelasteten Kindern das Risiko, eine Neurodermitis zu entwickeln, oft deutlich senken lässt. Und zwar indem ihre Mütter im letzten Schwangerschaftsmonat Präparate mit Lactobacillus GG einnehmen. Dieser “Bazillenkur im Mutterleib“ folgte eine halbjährige Gabe dieser Milchsäurebakterien auch an die Kinder. Daraufhin wiesen die Kleinen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe nur halb so oft eine Neurodermitis auf. Das führen die Wissenschaftler auf eine Stärkung des Immunsystems zurück. Ungewiss bleibt, wie lange der Schutz anhält.

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HEROLD Blog Team

Herold Redaktion