Ganzjahresreifen: nie wieder Reifen wechseln

Last Updated on: 31st Mai 2022, 04:34 pm

Ein Mann montiert Ganzjahresreifen an einem Auto.
Nie mehr Winterreifen: wie lange Ganzjahresreifen halten und was sie kosten. Foto: Adobe Stock; (c) Karin & Uwe Annas

Ganzjahresreifen gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Verständlich, denn das Wechseln der Reifen zweimal im Jahr kann schon nervig sein. Was diese Allwetterreifen bei hohen Temperaturen im Sommer und bei Schnee und Eis im Winter im Vergleich zu den Spezialisten können, haben wir in einem Überblick zusammengestellt. Beratung zu diesen Fragen erhältst du natürlich auch beim Reifenhändler in deiner Nähe.

Was sind Ganzjahresreifen?

Ganzjahresreifen oder Allwetterreifen stellen einen Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen dar. Gummimischung, Profil und Reifenkontur sind so konzipiert, dass sie sowohl im Winter als auch im Sommer zum Einsatz kommen können. Die Fahreigenschaften sind dabei natürlich nicht so gut, wie bei einem perfekt auf das Wetter abgestimmten Reifen. Da die Abstriche aber zum Teil nur gering ausfallen, eignen sich die Reifen besonders für Menschen, die vor allem in Städten und deren Umgebung unterwegs sind.

Wie erkenne ich Ganzjahresreifen?

Allwetterreifen sind speziell gekennzeichnet. In den meisten Fällen werden sie mit dem Symbol M+S („Matsch und Schnee“ bzw. “mud and snow”) versehen. Einige Ganzjahresreifen sind zusätzlich mit drei Gipfeln und einer Schneeflocke (Alpine-Symbol) markiert. Eine weitere Art der Kennzeichnung ist die Aufschrift „All Season“ auf der Reifenflanke.

Ganzjahresreifen in Österreich – geht das?

Ganzjahresreifen sind vor allem in Gegenden verbreitet, in denen nur geringe Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten bestehen. In Alpenländern mit tief winterlichen Verhältnissen und häufig auftretenden Temperaturen unter dem Gefrierpunkt werden eher die klassischen Winterreifen verwendet. Besonders in den westlichen Bundesländern solltest du deinen PKW daher lieber mit Winterreifen ausstatten.

Ganzjahresreifen vom Hersteller Hankook in der Größe R16 liegen ohne Felgen auf einem Stapel.
Ein Satz Reifen das ganz Jahr – wie gut sind die Allwetterreifen? Foto: David Edelstein – Unsplash

Laut europäischer Richtlinie 92/23/EWG sind bei winterlichen Straßenverhältnissen nur Reifenmodelle zulässig, die als M+S-Reifen gekennzeichnet sind. Du kannst also auch in Österreich im Winter mit den Allwetterreifen fahren, solange sie das M+S-Symbol aufweisen. Um hochwertige Ganzjahresreifen sicher zu erkennen, sollte man beim Reifenkauf jedoch zusätzlich auf das Schneeflocken-Symbol achten.

Der Unterschied zwischen Ganzjahresreifen, Winterreifen und Sommerreifen

Die wesentlichen Unterschiede sind in Profil, Gummimischung, Reifenkontur und zulässiger Höchstgeschwindigkeit zu finden:

Ganzjahresreifen

Lamellen sind feine, meist zickzackförmige Einschnitte in den Profilblöcken. Die Reifenkontur bezeichnet den Profilumriss und bestimmt die Kontaktfläche mit der Fahrbahn und somit Haftung des Reifens. Wenn man das Profil von vorn betrachtet, kann man die Reifenkontur erkennen.

Vorteile von Ganzjahresreifen

Ganzjährliche Reifen bringen vor allem Vorteile in Hinblick auf Zeitaufwand und Kostenersparnis:

  • Man ist das ganze Jahr über für alle Wetterverhältnisse gewappnet.
  • Sie verfügen über eine Gummimischung, die bis zu minus 50 Grad flexibel bleibt und auch bei hohen Plusgraden wie ein Sommerreifen eingesetzt werden kann.
  • Es muss nur ein Satz Reifen pro Fahrzeug gekauft werden.
  • Kein Reifenwechsel zwischen den Jahreszeiten. Der zeitliche Aufwand und Stress durch das alljährliche zweimalige Reifenwechseln entfällt.
  • Die Werkstattkosten für das Reifenwechseln entfallen ebenso wie die Kosten für die Zwischenlagerung.
  • Bei Witterungsverhältnissen um plus 10 Grad Celsius zeigen Allwetterreifen ein sehr gutes Spur- und Bremsverhalten. Hier greifen Sommerreifen nicht mehr ganz so gut, während Winterreifen noch nicht optimal greifen.
  • Bei Fahrkomfort, Laufruhe und Rollwiderstand sind Allwetterreifen gleichwertig mit Sommer- und Winterreifen. Mittlerweile fährt man auf Reifen mit M+S Kennung sogar oft spritsparender.

Nachteile von Ganzjahresreifen

Allwetterreifen sind als Kompromiss zu sehen und können daher die Spitzenleistungen von Winter- und Sommerreifen nicht zur Gänze erreichen:

  • Das Fahrverhalten ist schlechter als bei Sommer- bzw. Winterreifen.
  • Bei der Schnee- und Eistauglichkeit reichen die Ganzjahresreifen nicht an die Leistung des Winterreifens heran. In Gegenden mit starken Temperaturunterschieden und viel Schnee sind Sommer- bzw. Winterreifen daher besser geeignet.
  • Allwetterreifen haben einen längeren Bremsweg als Sommerreifen.
  • Die Aquaplaning Eigenschaften sind bei Winter- und Sommerreifen besser.
  • Der Geräuschpegel ist im Vergleich zu Sommerreifen höher.
All Season Auto-Reifen für PKW vom Hersteller Bridgestone steht samt Felge in einer Pfütze.
Ganzjahresreifen haben natürlich auch Nachteile. Foto: unsplash; (c) Shane Rounce

Für wen eignen sich Ganzjahresreifen?

Die richtige Reifenwahl hängt vom Fahrverhalten und den Temperaturschwankungen der Wohngegend ab:

  • Wenn man in Regionen mit milden Wintern oder in der Stadt lebt, dann fallen die Nachteile ganzjährlicher Reifen kaum ins Gewicht. In alpinen Gebieten, wo im Winter jedes Jahr mit viel Schnee und Eis zu rechnen ist, fährt man mit Winterreifen natürlich besser und sicherer.
  • Ganzjahresreifen sind vor allem für geringe Fahrleistungen gedacht. Für Klein- und Mittelklassewagen sind Ganzjahresreifen eine interessante Alternative, da sich auch hier die Nachteile nicht allzu stark bemerkbar machen. Für leistungsstarke Sportwagen und Oberklasse-Limousinen sind die Allrounder dagegen eher nicht zu empfehlen.
  • Darüber hinaus eignen sich Ganzjahresreifen auch für Wenigfahrer, die das Auto nicht ständig nutzen. Sie profitieren insbesondere von den Vorteilen der Zeit- und Geldersparnis. Vielfahrer und Pendler werden auf den Extrakomfort von Winter- und Sommerreifen meist nicht verzichten wollen.

Fahrbare Höchstgeschwindigkeit bei Ganzjahresreifen

Man muss in jedem Fall beim Kauf darauf achten, für welche Maximalgeschwindigkeit die Reifen ausgelegt sind. Die günstigen Varianten sind bis 120 km/h fahrbar. Wer allerdings schneller fahren möchte, der muss sich in den oberen Preisklassen umsehen. Welcher Geschwindigkeitsindex bei Ganzjahresreifen relevant ist, kann der Reifenbezeichnung entnommen werden, die sich auf dem Reifen befindet. Die Zahlenreihe 205/55 R16 91H ist zum Beispiel ist wie folgt zu interpretieren: Reifenbreite = 205 mm, Reifenhöhe = 55 Prozent der Reifenbreite, Radial = R, Felgendurchmesser = 16 Zoll, Tragfähigkeit = 91 (entspricht laut Tragfähigkeitsindex 615 kg), Höchstgeschwindigkeit = H (entspricht laut Geschwindigkeitsindex 210 km/h).

Ganzjahresreifen

DOT-Nummer bei Reifen beachten

Die DOT-Nummer ist eine Ziffernfolge, die an mindestens einer Reifenflanke eingepresst wurde. Sie gibt unter anderem Auskunft darüber, in welcher Kalenderwoche welchen Jahres der Reifen gefertigt wurde. Zum Beispiel steht die Zahlenreihe 1016 für die 10. Kalenderwoche des Jahres 2016. Da auch fünf Jahre alte Reifen noch als neu verkauft werden dürfen, ist beim Reifenalter Vorsicht geboten: Reifenspezialisten des ÖAMTC gehen davon aus, dass sich die Fahreigenschaften von Reifen spätestens drei Jahre nach der Herstellung zu verschlechtern beginnen.

Das Schneeflockensymbol oder „Alpine-Symbol“

Für den Wintereinsatz sind Allwetterreifen mit dem Schneeflocken-Symbol die sicherere Variante im Vergleich zu jenen, die lediglich den M+S-Schriftzug aufweisen. Das Schneeflockensymbol wird von der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) an alle Autoreifen vergeben, die in Tests eine überdurchschnittliche Traktion auf Eis und Schnee erreichen.

Ganzjahresreifen

Kraftstoffeffizienzklasse A bis G wählen

Reifen beeinflussen den Kraftstoffverbrauch. Beim Kauf von Allwetterreifen sollte man daher auch auf die Kraftstoffeffizienzklasse („A“ bis „G“) achten. Je weiter der Buchstabe im Alphabet, desto höher ist der Benzin- oder Dieselverbrauch. Zu einem Fünftel tragen die Reifen zum Kraftstoffverbrauch bei. Wenn man Allwetterreifen kauft, sollte man daher auch auf die sieben verschiedenen Kraftstoffeffizienzklassen achten.

Ganzjahresreifen-Test ÖAMTC 2018

Eine guter Anhaltspunkt, um die besten Reifen für alle Wetterbedingungen zu finden, stellt der Ganzjahresreifen-Test des ÖAMTC dar. Der ÖAMTC testet dabei regelmäßig Ganzjahresreifen nach strengen Kriterien durch. Im Jahr 2020 standen Reifen für SUVs und Transporter auf dem Prüfstand, für kleinere PKW sind daher die Ergebnisse des Tests von 2018 (Dimension 175/65 R14) relevanter.

2018 schnitten im Test die folgenden vier Modelle am besten ab:

  1. Nexen N blue 4Season: Note 2,7
  2. Continental AllSeasonContact: Note 3,0
  3. Goodyear Vector 4Seasons Gen-2: Note 3,3
  4. Nokian Waetherproof: Note 3,4

Zwischen 2,6 und 3,5 bewertet der ÖAMTC Reifen als empfehlenswert. ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel erklärt jedoch: “Auch wenn das Ergebnis besser ausfällt, als in der 2016 getesteten, größeren Dimension, kann der ÖAMTC keine generelle Empfehlung für Ganzjahresreifen aussprechen”. (Quelle: oeamtc.at) Er rät Interessierten, sich ganz genau mit den Reifen und ihren Eigenschaften in den möglichen Fahrsituationen auseinanderzusetzen.

Tipp: Am besten lässt du dich in einer Autowerkstatt oder bei einem Reifenhändler ausführlich beraten. Die Experten können genau bewerten, ob sich die Allwetterreifen für dein Fahrzeug, dein Fahrverhalten und die jeweiligen Witterungsbedingungen eignen.

Die detaillierten Ergebnisse des Ganzjahresreifen-Tests 2018 findest du auf der Seite des ÖAMTC.

Preis: Was kosten Ganzjahresreifen?

Ein Reifen kostet je nach Qualität zwischen  40,- und € 100,-. Vergleicht man den Einzelpreis von Allwetterreifen mit gleichwertigen Sommer- und Winterreifen, dann sind Sommerreifen zwar etwas günstiger als Allwetterreifen, Winterreifen jedoch in der Regel etwas teurer. Somit liegen zwischen den unterschiedlichen Reifentypen keine großen Preisunterschiede. Auch hinsichtlich der Laufleistung können Ganzjahresreifen inzwischen sehr gut mit Sommer- und Winterreifen mithalten. Grundsätzlich sollte man mehrere Angebote von Reifenhändlern einholen, hier ein Beispiel von Michelin:

Ganzjahresreifen

Wie lange halten Ganzjahresreifen?

In der Regel geht man bei Allwetterreifen von 40.000 bis 60.000 km Laufleistung und einer Lebensdauer von drei bis fünf Jahren aus, sofern man einen gemäßigten Fahrstil hat. Sportliche Fahrer sollten allerdings mit einem höheren Verschleiß rechnen. Letztlich ist jedoch die Profiltiefe maßgebend, die nach den europäischen Vorgaben bei mindestens 1,6 mm liegen muss. Wenn du die Ganzjahresreifen auch im Winter bei Schneelage verwenden möchtest, muss die Profiltiefe deiner Reifen bei mindestens 4 mm liegen. Sind die Profile geringer, dann müssen die Reifen gewechselt werden. Der Reifen-Lebensdauer Kalkulator kann hier hilfreich sein.

Fazit: Ganzjahresreifen oder Winterreifen?

Da Allwetterreifen so vielen unterschiedlichen Wetterbedingungen genügen müssen, sind sie natürlich nicht spezialisiert. Ein Winterreifen wird bei Schnee und Glätte immer mehr Grip haben und ein Sommerreifen bei warmem Wetter immer geräuschärmer und leichter sein als ein Ganzjahresreifen. Die Frage nach der richtigen Bereifung ist letztlich eine Frage des eigenen Fahrverhaltens und der Wohngegend. So ist die Verwendung von Allwetterreifen bei Extremwetterlagen zwar gesetzlich zulässig, aber nicht für jeden zu empfehlen.

Für welchen Autoreifen du dich auch immer entscheidest, der Reifenhändler deines Vertrauens hilft dir bestimmt gerne weiter.

Beratung zu Ganzjahresreifen in deiner Nähe:

HEROLD Blog Team

Herold Redaktion