HIV Österreich/weltweit: Zahlen und spannende Forschungen

HIV Österreich & weltweit:
Zahlen und spannende Forschungen

HIV Österreich: Forschungen sind überlebenswichtig! Fot: Adobe Stock (c) gamjai. Bildbearbeitung HEROLD Business Data

“Früher war alles besser!” — ein Satz, den man immer mal aufschnappt. Doch das gilt nicht, wenn es um Krankheiten und deren Behandlung geht. Erst durch immer intensivere Forschungen konnten viele Krankheiten überhaupt behandelt und Schmerzen gelindert werden. Die Gleichung “Kopfschmerzen = Schmerztablette” gilt erst, seit es die entsprechenden Medikamente gibt. Und genauso ist es auch in Bezug auf das Thema AIDS. Durch Forschungen und die richtige Medikation können viele Leben gerettet oder zumindest verlängert werden. Welche Forschungen gibt es in dem Bereich also aktuell? Und wie sehen die Zahlen (HIV Österreich und weltweit) aus?

HIV in Österreich (2020)

In Österreich ist AIDS kein Thema? Leider doch. Auch hierzulande kann und darf man bei dem Thema nicht einfach wegsehen. Hier ein paar wichtige Facts:

  • HIV-Infizierte: 9.000 (ca. 0,1 % der Bevölkerung)
  • HIV-infiziert, ohne es zu wissen: ca. 10 % (Schätzung)
  • HIV-Neudiagnosen: 332 –> etwas niedriger als in den Vorjahren. Davon:
    • Wien (158)
    • Oberösterreich (38)
    • Steiermark (33)
    • Niederösterreich (28)
    • […]
    • Letzter Platz: Burgenland (4)
  • Neudiagnosen-Vergleich mit den letzten Jahren: 2019 sind sie etwas angestiegen, 2020 gab es die wenigsten seit 10 Jahren (auch in Zusammenspiel mit Corona: es gab generell weniger Testungen, aber eventuell auch weniger Neudiagnosen. Das kann man jedoch erst im Laufe der Jahre rückblickend feststellen.) 1
  • Finanzielle Unterstützung: Unterstützungsfonds für Menschen, die durch med. Tätigkeit/Behandlung infiziert wurden.

HIV weltweit (2020)

Doch wie sieht es im Vergleich zu Österreich weltweit aus? Aus diesem Blickwinkel ist die Situation natürlich noch angespannter:

  • HIV-Infizierte: 37,7 Millionen (Durchschnittswert von 30, 2 Millionen – 45,1 Millionen)
  • Neuinfektionen: 1,5 Millionen (Durchschnittswert von 1 Millionen – 2 Millionen)
  • Behandelte Infizierte: 27,5 Millionen (Durchschnittswert von 26,5 Millionen – 27,7 Millionen); antiretrovirale Therapie
  • HIV-Infizierte seit Start der Epidemie (1981): 79,3 Millionen (Durchschnittswert von 55, 9 Millionen – 110 Millionen) 2
  • 90-90-90 Ziele der UN: Sie wollten diese weltweit bis 2020 erreichen:
    • 90% der Infizierten sollen über die Infizierung informiert sein.
    • 90% davon sollen eine geeignete Behandlung bekommen.
    • 90% von diesen sollen eine so geringe Viruslast haben, dass sie nicht mehr nachweisbar ist.
    • Gesamtziel: Welt ohne AIDS bis 2030 3
  • Besonderer Fall Südafrika:
    • AIDS-Kranke: über 7 Millionen, davon ca. 320.000 Kinder –> eine der weltweit höchsten HIV-Raten
    • AIDS-Waisen: 1,7 Millionen (Südafrika), 1,2 Millionen (Mosambik), 670.000 (Malawi)
    • AIDS-Waisen sind Kinder, die ein oder beide Elternteile aufgrund von HIV/AIDS verloren haben. 4
HIV und AIDS betreffen die ganze Welt. Foto: Adobe Stock (c) Cienpies Design

AIDS Tote weltweit

Spricht man von AIDS Toten, bezieht sich das auf diejenigen Menschen, die an durch AIDS ausgelösten Krankheiten gestorben sind. Denn das Virus selbst tötet die Betroffenen nicht, es schwächt aber das Immunsystem, wodurch andere Krankheiten gefährlicher werden.

  • AIDS Tote 2019: 690.000 5
  • AIDS Tote 2020: 680.000 (Durchschnittswert von 480.000 – 1 Millionen)
  • AIDS Tote seit 1981 (Beginn der Epidemie): 36,3 Millionen (Durchschnittswert von 27,2 Millionen – 47,8 Millionen)
  • Höhepunkt: 2004: 1,9 Millionen Tote (Durchschnittswert von 1,3 Millionen – 2,7 Millionen) –> seitdem um 64 % gesunken
  • Sterblichkeitsrate: Frauen/Mädchen: – 53 %, Männer/Jungen: – 41 % (seit 2010) 6

HIV (Österreich/weltweit): Womit beschäftigt sich die Forschung?

An oberster Stelle steht für die Forschung die Weiterentwicklung der bestehenden Behandlungsformen, der Versuch, Impfstoffe herzustellen und, als absolutes Highlight, natürlich eine Möglichkeit zur Heilung zu finden.

Weiterentwicklung der Medikamente

Wie du auch in unserem Artikel AIDS-Test? HIV Test! Wie läuft das ab? lesen kannst, steht die Einnahme von Medikamenten an oberster Stelle in der Behandlung von HIV. Diese werden immer weiter angepasst, sodass die Behandlung generell optimiert wird. Medikamente sollen immer besser:

  • einzunehmen
  • verträglicher sein

Eine Möglichkeit, die hier angestrebt wird, ist, die tägliche Einnahme durch einen größeren Einnahmezeitraum zu ersetzen (nur noch alle paar Wochen, z. B. durch ein Depotpräparat). 7

Unser Artikel HIV/AIDS: What the hell…? ist bereits auf die Frage eingegangen, ob und wann AIDS ansteckend, heilbar oder tödlich ist. In puncto Heilbarkeit mussten wir leider sagen: Bis heute noch unmöglich. Grund dafür ist, dass die verfügbaren Medikamente bisher nicht alle Viren abtöten können. Weitere Schwierigkeiten bestehen darin, dass die Medikamente darüber hinaus nicht alle Organe erreichen, die sie zur Abtötung der Viren erreichen müssten.

Medikamenten-unabhängige Möglichkeiten und Ansätze

Es wird jedoch weitergeforscht. Allein Ende 2019 gab es beinahe 100 Studien rund um das Thema HIV bzw. AIDS und deren Behandlung. Ansätze sind:

  • Genscheren: Wie wäre es, wenn man HIV aus der DNA der Menschen herausschneiden könnte?
  • Umprogrammierung: Wie wäre es, wenn man Immunzellen des Körpers umprogrammiert? Ziel: Diese töten selbst die infizierten Zellen ab.
  • Andere Antikörper: Wie wäre es, wenn man Antikörper hätte, die nicht nur eine Variante von HIV erkennen würden, sondern gleich mehrere? Und wenn sie dann noch die Vermehrung all dieser Varianten blockieren könnten? 8

Auch Implantate oder Mikronadelpflaster könnten weitere Möglichkeiten zur Behandlung sein. Diese sollen die Wirkstoffe über einen langen Zeitraum hinweg freisetzen. 9

Impfung

Schlechte Nachricht zuerst: Eine Impfung gegen HIV bzw. AIDS gibt es nicht. Hier stellt sich verständlicherweise sofort die Frage nach dem Warum.
Das Problem hier ist die Wandlungsfähigkeit des Virus. Somit kann diese nie gegen alle Varianten anarbeiten — und damit auch keine 100%ige Sicherheit geben, dass man sich nicht infiziert. Doch in einem ersten Schritt wäre auch eine Impfung, die “nur” einen Schutz von 60-70 % bietet, ein kleines Erfolgserlebnis.

Zeitpunkt des Therapiebeginns

HIV Österreich: Der optimale Zeitpunkt des Therapiebeginns ist umstritten. Foto: Adobe Stock (c) fotomek

Wir alle warten auf den richtigen Zeitpunkt. Den richtigen Zeitpunkt, um Menschen etwas zu sagen, den richtigen Zeitpunkt, um etwas zu tun. Diesen einen richtigen Moment zu erwischen, kann alles besser machen, ihn zu verpassen, ärgert uns oft noch Jahre später. Doch wann ist dieser richtige Moment?
Das fragt sich auch die HIV-Forschung. Und: Dieser Punkt ist nach wie vor umstritten.

Zeigt man Symptome, wird man behandelt, keine Frage.
Schwieriger wird es bei Patienten, die noch keine Symptome zeigen. Hier wird der Therapiebeginn von der CD4-Zellzahl abhängig gemacht. Liegt diese bei unter 200 (pro Mikroliter Blut), wird behandelt (antiretroviral). Doch mittlerweile gehen viele Ansichten dahin, dass man schon bei einer Zahl unter 350 beginnen sollte10.

HIV-Forschungen ohne Behandlungsansatz

Es werden jedoch nicht nur die oben beschriebenen Ansätze, die die Weiterentwicklung der Therapie zum Ziel haben, durchdacht. Studien beschäftigen sich auch mit anderen Themen rund um HIV. Um einen Überblick über die Vielfalt zu geben, findest du hier eine kleine Auflistung der aktuellsten Studien und Ergebnisse (2020):

Hier sieht man, dass nicht nur Behandlung und Tod von/durch HIV untersucht werden, sondern auch die Lebensumstände und Begleiterscheinungen, die durch HIV auftreten können. Diese Vielfalt der Untersuchungen hilft, die Krankheit AIDS bzw. HIV besser zu verstehen und besser mit ihr leben zu können.

HIV (Österreich/weltweit): Forschungen aus unerwarteten Ecken

Man sagt, Trauer kommt nie von da, wo man sie erwartet. Und manchmal ist es auch mit Hilfe und Forschungsansätzen so.

Natürlich können nur medizinische Forschungen die HIV/AIDS-Behandlung vorantreiben. Doch bei dem Thema sind auch die Prävention und der gesamtgesellschaftliche Umgang mit dem Thema wichtige Aspekte, die diese Krankheit stärker beeinflussen, als man zunächst denken würde.

Hier setzt teilweise die Sozialwissenschaft ein: Diese fragt nach der Diskriminierung und Stigmatisierung der Betroffenen sowie der Krankheit und welche Auswirkungen das auf die Prävention hat. Bleibt AIDS ein Tabuthema, verhindert das die Prävention. Werden Betroffene diskriminiert, wird es nie einen lösungsorientierten und aufklärenden Dialog geben.

HIV Österreich: Kein Platz für Diskriminierung! Foto: AdobeStock (c) nito. Bildbearbeitung: HEROLD Business Data

Aber auch weltweit/national festgelegte Awareness-Tage sowie gewisse Symboliken gehen in diese Richtung. Der Welt-AIDS-Tag und der nationale HIV-Testing Day sind nur zwei davon. Diese stellen wir dir im Artikel AIDS Schleife und Veranstaltungen ganz genau vor.

Um die Krankheit zu bekämpfen setzen wir auf Ärzte. Aber wir alle können entscheiden, wie wir selbst mit dem Thema und Betroffenen umgehen. Der Dialog liegt in unserer Hand.

Quellenangaben:

1, 3 AIDS Hilfe Wien (2021). HIV / AIDS in ÖSTERREICH. https://aids.at/wp-content/uploads/2021/03/Facts-Figures-HIV-AIDS_Maerz-2021-1.pdf (Stand: 01.10.2021)

2, 6 UNAIDS (2021). Global HIV & AIDS statistics — Fact sheet. https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet (Stand: 01.10.2021)

4 SOS Kinderdörfer. weltweit. Aids in Afrika: Fakten, Zahlen und Hintergrundinformationen zur Epidemie. https://www.sos-kinderdoerfer.de/informieren/wo-wir-helfen/afrika/aids-in-afrika (Stand: 30.09.2021)

5, 7, 8, 9 Deutsche Aidshilfe. HIV-Forschung: Therapie, Impfung, Heilung. https://www.aidshilfe.de/forschung (Stand: 30.09.2021)

10 Internisten im Netz [o.J]. Was ist HIV & Aids?. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/hiv-aids/was-ist-hiv-aids.html (Stand: 01.10.2021)

Julia Jaekel

Julia Jaekel

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Julia Jaekel

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