Speichelstein! So werden die Steine entfernt
Last Updated on: 28th Februar 2020, 10:25 am
Mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume wie z.B. Gallenblase, Harnleiter oder Drüsengänge bergen ein Risiko: In ihnen können Konkremente (= Steine) entstehen. Wie eine Steinbildung in der Speicheldrüse (Sialolithiasis) vor sich geht, Informationen zur den Risikofaktoren und was man speziell gegen Speichelsteine tun kann, erfährst du in unserem Beitrag.
Speichelstein – was ist das?
Speichelsteine treten in den großen paarweise angelegten Kopfspeicheldrüsen sowie in allen Drüsenausführungsgängen auf. Am weitaus häufigsten in der Glandula submandibularis (Unterkieferspeicheldrüse), weniger oft in der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) und Glandula sublingualis (Unterzungenspeicheldrüse). Man findet Speichelsteine vermehrt bei Erkrankungen, die eine veränderte Zusammensetzung des Speichels bewirken, aber auch als Folge einer Entzündung in der Drüsenregion, Funktionsstörung der Speicheldrüsen oder im Rahmen von Stoffwechselanomalien (z.B. Hyperkalzämie, Diabetes mellitus).
Wo können Steine auftreten?
Wer gerne steinreich sein möchte, denkt dabei sicher nicht an Gallen-, Nieren- oder Speichelsteine. Dennoch bilden sich bei vielen Menschen im Laufe des Lebens Konkremente in einem oder auch mehreren Hohlräumen des Organismus. Am häufigsten kommt es zu Steinbildungen in der Gallenblase, den Nieren und Harnwegen (Urolithiasis). Weniger bekannt ist, dass sich auch in den Speicheldrüsen Konkremente entwickeln können. Deshalb hier Näheres zur sogenannten Sialolithiasis (=Steinleiden) kann in unterschiedlichen Organen auftreten wie beispielsweise:
- Cholelithen (Gallensteine): Cholecystolithen (Gallenblasensteine), Choledocholithen (Gallengangssteine)
- Urolithen (Harnsteine, Urinsteine): Nephrolithen (Nierensteine)
- Enterolithen (Darmsteine): Koprolithen (Faecalithen, Kotsteine), Skybala (harte Kotballen), Bezoar (Fasersteine, Fremdkörper aus einer Masse unverdaulichen Materials)
- Sialolithen (Ptyalolithen, Speichelsteine)
- Phlebolithen (Venensteine): verkalkte Blutgerinnsel
Die Konkremente sitzen zwar an verschiedenen Stellen, haben aber einiges gemeinsam.
Wie entsteht Speichelstein? Ursachen
Wie Steine in die Gallenblase, die Harnleiter oder auch anderswohin kommen? Das hat die Wissenschaft noch nicht restlos geklärt. Fest steht aber, dass die Konkremente überall dort entstehen, wo sich mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume befinden. Und es an diesen Orten zu einer Ausfällung in dieser Flüssigkeit gelöster Bestandteile kommt. Damit das geschieht, muss eine Unausgewogenheit zwischen den steinbildenden Substanzen (z.B. Mineralien) und der Flüssigkeitsmenge vorliegen. Dann kristallisieren die Stoffe, verklumpen und entwickeln sich zu Steinen.
Ob und wie häufig Steine entstehen, hängt zumindest partiell von beeinflussbaren Faktoren (z.B. Ernährung, Trinkmenge) ab, zum Teil aber auch von unabänderlichen Gegebenheiten wie dem Geschlecht. So gelten bestimmte Merkmale als besonders risikobehaftet, einer Steinbildung Vorschub zu leisten. Im Fall von Gallensteinleiden sind das die sechs Fs: female (weiblich), fat (übergewichtig), fertile (mehrere Schwangerschaften), forty (ab 40 Jahren), fair (blond, hellhäutig) und family (familiäre Häufung von Cholelithiasis).
Unabhängig davon, in welchem Organ ein Stein sitzt, verursacht er meist Beschwerden, wenn er das Organ bzw. dessen Ausführungsgang verstopft. Das führt in der Regel zu kolikartigen Schmerzen.
Wie erkenne ich Speichelstein? Symptome
Speichelsteinleiden bleiben oft lange Zeit symptomlos, denn der Durchmesser der Konkremente nimmt meist nur langsam zu. Deshalb werden Speichelsteine zum Teil nur per Zufallsbefund – z.B. im Zuge einer zahnärztlichen Behandlung – entdeckt. Bestätigt wird der Verdacht auf eine Sialolithiasis per Ultraschalluntersuchung, Röntgenaufnahmen, CT, MRT oder auch Sialographie (Röntgenaufnahme nach Einspritzen von Kontrastmittel in den Ausführungsgang der Drüse).
Stellen sich Beschwerden ein, dann meist, wenn zu wenig Speichel erzeugt wird – etwa im Sommer bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr. Die verminderte Speichelproduktion führt zu Mundtrockenheit. Bei der Nahrungsaufnahme, manchmal auch schon beim Anblick von Speisen, staut sich Sekret in der betroffenen Drüse und lässt sie schmerzhaft und sichtbar anschwellen. Diese Auftreibung der Drüse ist als teigige oder auch prall-elastische Beule tastbar.
Der durch den Stein bedingte behinderte Abfluss des Drüsensekrets begünstigt die Ansiedelung von Keimen. Sie können eine schmerzhafte Speicheldrüsenentzündung hervorrufen – oft das erste Symptom einer Sialolithiasis.
Speichelstein – was tun?
Was essen bei Speichelstein?
Ziel der Behandlung einer Sialolithiasis ist neben der Entfernung des Steins – sofern möglich – die Erhaltung der betroffenen Drüse. Bei kleineren, nahe dem Ausführungsgang gelegenen Speichelsteinen versucht man zunächst, den Speichelfluss anzuregen und so den Stein auszuspülen. Zu diesem Zweck werden Zitronen oder saure Bonbons gelutscht, Kaugummis gekaut, reichlich Flüssigkeit getrunken (z.B. Zitronensaft) und wenn nötig auch medikamentös mit einem Parasympathomimetikum die Speichelproduktion forciert.
Wie werden Speichelsteine entfernt?
Fruchtet diese Therapie nicht, kann eine Aufdehnung der Papille (Mündungsstelle des Drüsenausführungsganges in die Mundschleimhaut) inklusive Ausmassieren des Steins helfen. Eine eventuell begleitende Entzündung und bakterielle Infektion wird mit entzündungshemmenden Medikamenten und Antibiotika bekämpft. Größere Steine, bis rund fünf Millimeter Durchmesser, können mit sehr kleinem Endoskop und speziellem Fangkörbchen beseitigt werden. Große oder tief in der Speicheldrüse sitzende Steine lassen sich oft per extrakorporaler Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL, Steinzertrümmerung durch Schallwellen) zerstören.
Speichelsteine operieren
Bleiben die Beschwerden weiterhin bestehen und waren alle bisher genannten Therapien erfolglos, treten unweigerlich chirurgische Eingriffe auf den Plan. Vor allem bei ausgangsnahen Steinen im vorderen Mundbodenbereich wirkt meist eine Gangschlitzung mit Steinentfernung. Danach folgt eine Marsupialisation (Fixierung der Wand des eröffneten Drüsenausführungsganges an umliegendes Gewebe), um eine Stenosierung (Verengung) des Ganges zu vermeiden.
Erst wenn sich ein symptomatischer Speichelstein weder durch konservative Behandlungen noch Gangschlitzung beseitigen lässt oder mehrere Steine in einer Speicheldrüse existieren, wird vom Arzt eine operative Entfernung der Drüse in Erwägung gezogen. Dabei handelt es sich um einen heiklen Eingriff, der mit der Gefahr einer Nervenverletzung verbunden ist.
Bei Entfernung der Ohrspeicheldrüse droht eine Läsion des Nervus facialis (Gesichtsnerv), was Lähmungserscheinungen von Gesichtsmuskeln nach sich zieht. Manipulationen im Mundbodenbereich bergen das Risiko, den für Geschmacksempfindungen zuständigen Nervus lingualis oder den für die Motorik der Zunge verantwortlichen Nervus hypoglossus zu schädigen.
Wer behandelt Speichelsteine?
Die Behandlung von Speichelsteinen fällt normalerweise in die Domäne von Hals,- Nasen-, Ohrenärzten. HNO-Ärzte sind häufig auch diejenigen, die den Patienten operieren, wenn alle anderen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen. Die Behandlung oder Operation von Speichelsteinen kann allerdings auch von Fachärzten für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde durchgeführt werden. In Wien behandeln folgende Ordinationen Patienten mit Speichelsteinen:
- Spezialistenpraxis mundgerecht (Dr. Hajo Peters), 1180 Wien
- HIENZ Zahnärzte, 1180 Wien
- Univ. Prof. DDr. Gerhard Undt, 1090 Wien
- Univ. Prof. Dr. Andreas Temmel, 1060 Wien
Speichelsteine verhindern
Da ein Speichelstein immer wieder entstehen kann, vor allem wenn ihre Bildung durch eine andere Grunderkrankung gefördert wird, sollten ehemalige Patienten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Facharzt für Hals, Nasen- und Ohrenheilkunde in Anspruch nehmen.