Zika-Virus: Panikmache oder ernstes Risiko?
Last Updated on: 8th Mai 2020, 02:13 pm
2015 und 2016 hielt eine Mikrobe die Welt in Atem: das Zika-Virus. Hat sich doch herausgestellt, dass es bei Ungeborenen schwere Schädel- und Hirnmissbildungen verursachen kann. Einen Grund für Panik sehen Forscher dennoch nicht. Arbeiten sie doch an einem Impfstoff gegen den Krankheitserreger. Aber sie raten Schwangeren vor Reisen in mit dem Zika-Virus verseuchte Gebiete ab. Und allen anderen Globetrottern, sich über Ansteckungswege und Vorsichtsmaßnahmen zu informieren, auch wenn das Virus sonst meist keine bis nur recht milde Symptome verursacht.
Zika-Virus – Was ist das?
Das Zika-Virus (ZIKV) gehört – ebenso wie z.B. das FSME-, Gelbfieber- und Dengue-Virus – zur Gattung Flavivirus der Familie Flaviviridae und ist der Auslöser des Zika-Fiebers. Seine Erbmasse, eine Einzelstrang-RNS, wird von einer zweilagigen Lipidhülle umschlossen. Das Virus kommt natürlicherweise in Afrika vor. Dort wurde es 1947 erstmals aus einem Rhesusaffen in einer Forschungsstation im Zika-Wald in Uganda isoliert und nach dem Ort seiner Entdeckung benannt.
Wo ist das Zika-Virus verbreitet?
Von Uganda aus hat sich der Krankheitserreger inzwischen in mehr als 65 Ländern – vorwiegend in tropischen und subtropischen Zonen (Mittel-, Südamerika, Südostasien, Karibik, Teile der USA wie z.B. Florida) – ausgebreitet. Die bisher beobachteten, nicht allzu häufigen Zika-Virus-Infektionen in Europa standen in Zusammenhang mit Reisen in die genannten Gebiete.
Übertragen wird das Zika-Virus von Mensch zu Mensch – meist jedoch über in den Tropen und Subtropen beheimatete Stechmücken (Gelbfiebermücke = Aedes aegypti, vermutlich auch: asiatische Tigermücke = Aedes albopictus, die auch schon in Europa gesichtet wurde). Doch ist auch eine Ansteckung über Sexualkontakte (Virusnachweis in der Samenflüssigkeit bis zu 6 Monate nach Symptombeginn) oder Blut (z.B. Transfusionen) sowie vertikal, d.h. von einer infizierten Mutter auf ihr ungeborenes Kind, möglich.
Wie äußert sich das Zika-Virus?
Die Mehrheit aller mit der seit 2016 in Österreich meldepflichtigen Krankheit Infizierten, d.h. bis zu 80 Prozent, zeigen keinerlei Symptome. Der Rest entwickelt nach einer Inkubationszeit (Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der ersten Krankheitszeichen) von drei bis zwölf Tagen bis zu einer Woche anhaltende Beschwerden, die denen beim Dengue-Fieber ähneln, aber üblicherweise milder verlaufen:
- Fieber
- fleckiger Hautausschlag
- retroorbitale (hinter der Augenhöhle), Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen
- Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung)
Kommt es doch – vereinzelt – zu Todesfällen, dann in der Regel bei Menschen mit schweren Vorerkrankungen.
Zika-Virus in der Schwangerschaft
2015 berichteten die brasilianischen Behörden über einen starken Anstieg von Schädelmissbildungen (Mikrozephalie = zu kleiner Kopf) und Fehlbildungen des Gehirns bei Neugeborenen mit möglichen Folgen wie geistige Behinderung und schwerwiegende neurologische Störungen. Im Blut der Kinder bzw. im Hirngewebe verstorbener und von Fehlbildungen betroffener Feten sowie im Fruchtwasser der Mütter ließ sich das Zika-Virus nachweisen. Somit war klar: das Virus kann schlimme Auswirkungen auf Ungeborene haben, wenn sich werdende Mütter damit infizieren, vor allem in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten.
Weitere Auffälligkeiten, die mit dem Krankheitserreger (unbewiesen) in Verbindung gebracht werden, sind:
- eine Plazentainsuffizienz (mangelhaftes Funktionieren des Mutterkuchens)
- eine Wachstumsverzögerung bei Ungeborenen
- vermehrte Fehlgeburten
- ein gehäuftes Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (neurologische Erkrankung mit entzündlichen Veränderungen des Nervensystems und in der Folge Muskelschwächen und Gefühlsstörungen in den Extremitäten)
Warum die Fehlbildungen bei Neugeborenen erst jetzt auffallen, obwohl das Zika-Virus in manchen Gegenden schon seit Jahrzehnten zirkuliert, erklären Forscher damit, dass dort viele Bewohner eine Zika-Virus-Infektion bereits im Kindesalter durchmachen, sodass ein Großteil der Frauen bei der ersten Schwangerschaft immun dagegen ist. Kommt es doch – selten – zu Fehlbildungen, fällt das aufgrund der hohen Säuglingssterblichkeit und mangelnden Überwachung vermutlich nicht auf. Das ist in neuen Verbreitungsgebieten (z.B. in Südamerika) anders, wie sich 2015 deutlich gezeigt hat.
Allerdings: Noch ist nicht das gesamte Spektrum an Schäden bekannt, das eine Zika-Virus-Infektion auslösen kann. Auch nicht, wie sehr der Zeitpunkt der Infektion in der Schwangerschaft das Risiko für Fehlbildungen beeinflusst. Hierzu wird noch intensiv geforscht.
Zika-Virus ab wann nachweisbar?
Das Zika-Virus ist bis zu drei Tage nach Beginn der Beschwerden per PCR im Blut (möglicherweise auch im Urin) nachweisbar. Danach sind nur Antikörper gegen das Virus zu finden. In der Samenflüssigkeit soll es sich länger (vermutlich bis zu sechs Monaten) halten.
Zika-Virus: Symptombekämpfung als Therapie
Es gibt bislang keine spezifische antivirale Therapie gegen das Zika-Virus. Daher bleibt lediglich eine symptomatische Behandlung wie z.B. eine Fiebersenkung und/oder Schmerzlinderung mit handelsüblichen Medikamenten oder Hausmitteln. Zudem Bettruhe und genügend Flüssigkeitszufuhr.
Vorbeugung: Vermeidung von Mückenstichen
Da es derzeit weder eine Impfung noch eine medikamentöse Prophylaxe gibt, beruht die Prävention auf der Abwehr von Insekten, die beim Blutsaugen das Zika-Virus übertragen können:
- Repellents (Insektenschutzmittel, z.B. DEET) entsprechend den Anweisungen auf dem Etikett auf unbedeckte Haut Besonders von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, wenn Mücken der Gattung Aedes am aktivsten sind.
- körperbedeckende, Mückenstichen standhaltende oder mit Repellents imprägnierte Kleidung, d.h. langärmelige Hemden und lange Hosen tragen.
- in abgeschirmten oder klimatisierten Räumen bzw. unter einem (z.B. mit Permethrin imprägnierten) Moskitonetz schlafen oder ruhen (auch tagsüber) und Fensternetze nutzen.
Vor allem Schwangere und Frauen, die in den nächsten Monaten eine Mutterschaft planen, sollten auf Reisen in Gebiete, in denen das Zika-Virus lokal übertragen wird, verzichten. Fanden Reisen in Risikogebiete in jüngerer Vergangenheit statt, sollten sich Frauen vorbeugend an ihren Frauenarzt wenden.
Für alle anderen Reisefreudigen ist es ratsam, sich vor Reiseantritt in solche Regionen über den aktuellen Stand der Infektionen mit dem Virus zu informieren und – vor allem bei vorbestehenden schweren chronischen Erkrankungen – die Situation mit dem behandelnden Arzt bzw. in einer reisemedizinischen Einrichtung abzuklären. Eine Liste der in den vergangenen neun Monaten vom Zika-Virus heimgesuchten Regionen findet man auf der Website des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention (ECDC).
Zika-Virus: Verhalten nach möglicher Infektion
Wenn die Reise bereits erfolgt ist und es entwickeln sich innerhalb von drei Wochen nach der Rückkehr entsprechende Symptome, sollte ein Arzt konsultiert werden. Ebenso, wenn Schwangere in gefährdeten Ländern unterwegs waren, damit ihr Frauenarzt bei den Schwangerschaftsuntersuchungen auf eine mögliche Infektion achtet.
Um sexuelle Übertragungen zu verhindern, sollten Heimkehrer aus Zika-Ausbruchsgebieten für die Dauer von sechs Monaten Safer Sex praktizieren. Ist die Partnerin schwanger, sollten bis zum Ende der Schwangerschaft Kondome verwendet werden.
Hierzulande führt die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im Auftrag des Gesundheitsministeriums seit 2011 eine Stechmückenüberwachung durch. Dabei werden die Insekten auf potenzielle Krankheitserreger wie z.B. das West-Nil-, Dengue-, Chikungunya und auch das Zika-Virus überprüft. Letzteres wurde bisher noch nie nachgewiesen, doch vereinzelt eine potenzielle Überträgermücke (Aedes albopictus) desselben im Jahr 2012.
Weiterführender Link:
Europäisches Zentrum für Seuchenprävention: Zika