Ich war bei Frau El Shabrawi-Caelen wegen Haarausfalls in Behandlung, wogegen mir Finasterid verschrieben wurde. Auf Nebenwirkungen wurde kurz eingegangen, und falls bei mir sollche auftreten, solle ich einfach die Einnahme beenden.
Vor einigen Wochen bin ich dann auf einen Artikel gestoßen, der von gravierenden und schweren Nebenwirkungen berichtet. In weiterer Folge habe ich nach kurzer Recherche 2 weitere wissenschaftliche Artikel aus dem Vorjahr (2017) gefunden, die den dringenden Verdacht erhärten, dass das verschriebene Medikament zu u.U. dauerhaft anhaltender Impotenz und/oder schwerer Depression führen kann.
Ich habe daraufhin mit Frau El Shabrawi-Caelen Kontakt aufgenommen. Sie kannte die Artikel offenbar nicht. Von einer Privatärztin, die sich auf Haarausfall spezialisiert und laut Homepage "Betreuung auf dem neuesten Stand der Medizin" anbietet, muss man erwarten können, aktuelle Literatur zu häufig verschriebenen Medikamenten zu kennen.
Zudem erwarte ich mir bei der Behandlung eines objektiv betrachtet harmlosen Leidens von erwiesenen, aber auch vermuteten Nebenwirkungen in Kenntnis gesetzt zu werden, insbesondere wenn sie so gravierend sein können.
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Meine PatientInnen werden über mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten sorgfältig aufgeklärt und es werden Therapieoptionen aufgezeigt. So wurde auch der Verfasser des Kommentars über Finasterid, ein von der FDA für den anlagebedingten Haarausfall zugelassenes Medikament, über Wirkung und potentielle Nebenwirkungen aufgeklärt und weitere Therapieoptionen wurden besprochen. Darüberhinaus erfolgte eine Email Korrespondenz mit ihm zum Thema Post-Finasteridsyndrom, in dem ich den Patienten über den dzt. Wissenstand informiert habe. Die Existenz des sog. Postfinasteridsyndroms ist fragwürdig und wird von Haarexperten angezweifelt. In einem Reviewartikel, der von führenden Haarspezialisten und Dermatologen, die jahrzehntelange praktische Erfahrung auf dem Gebiet der Behandlung von Haarerkrankungen haben, wurde festgestellt, dass es kaum qualifizierte Studien zum Thema Nebenwirkungen unter Finasterid gibt. Die einzige "high quality" Studie zu diesem Thema ergab folgendes Resultat: in der Placebo Gruppe hatten mehr Patienten über sexuelle Nebenwirkungen berichtet, als in der mit Finasterid-behandelten Gruppe. Ob einer Glatzenbildung medikamentös entgegen zu wirken ist, ist eine individuelle Entscheidung, die schlussendlich vom Patienten getroffen wird. Die Kopfhaarbedeckung dient nicht nur einem optischen Zweck, sondern verhindert auch durch einen UV-Schutz die Entstehung von weißem Hautkrebs.