Bestattungskosten.-Adobe-Stock,-c-zoeytoja
Eine Sonne, die niemals untergeht. Ein Baum, der das ganze Jahr grün ist. “Und ganz viel Liebe!”, sagt Anna, und malt ein tanzendes Herz auf die Vase. Anna sagt “Vase”, denn von einer Urne hat sie noch nie gehört. Mama sagt, dass Opa bald in dieser Vase schlafen wird. Anna weiß zwar nicht, wie das gehen soll, aber sie freut sich, dass sie etwas für Opa tun kann. Annas Eltern finden, die hölzerne Urne mit Malset ist eine schöne Art, sich von Opa zu verabschieden. Außerdem war sie das günstigste Angebot im Katalog.
“Das nächste Mal darfst du mitfahren.” Das sagt Mama jedes Mal, wenn sie Anna zu Papas Schwester bringen. Und das nächste Mal fahren sie doch wieder alleine ins Krankenhaus. Mama verabschiedet sich dann mit diesem komischen Lächeln, das ihr sofort aus dem Gesicht fällt, wenn sie sich umdreht. Aber seit Dienstag gibt es kein “nächstes Mal” mehr. Papa sagt, Opa ist gestorben. “Gestorb … en.” Anna formt das Wort mit den Lippen, nimmt es behutsam auf die Zunge und kostet davon. Das Wort schmeckt nach Traurigkeit. Und ein bisschen salzig.
Annas Eltern haben keine Zeit, die Traurigkeit zu schmecken. Jeden Abend, wenn sie denken, dass Anna schläft, sitzen sie im Wohnzimmer und suchen in Opas Unterlagen nach wichtigen Dokumenten. Testament hört Anna, und Bestattungsverfügung. Offenbar hat Opa sich gewünscht, auf dem Zentralfriedhof in Simmering begraben zu werden. Aber er hat sich leider nie um eine entsprechende Bestattungsvorsorge gekümmert. “Oje”, seufzt Annas Mutter, und nimmt den Taschenrechner vom Couchtisch. “Ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können.” Die Bestattungskosten, die auf Annas Eltern zukommen, teilen sich in drei große Bereiche:
Annas Opa hat nie gespart. “Was nützt mir das Geld, wenn ich tot bin?”, hat er immer gesagt und Anna einen großen Eisbecher gekauft. Anna fand ihren Opa sehr klug. Offenbar brauchte man wirklich kein Geld, wenn man tot war. Deshalb versteht sie nicht, warum ihre Eltern überlegen, das Erbe auszuschlagen. In den frühen Morgenstunden sitzt Annas Mutter auf dem Sofa. Sie weint. Neben ihr liegt eine genaue Auflistung aller Kosten, die durch die Beerdigung auf sie zukommen.
Bestatter-Leistungen | Von | Bis |
---|---|---|
Überführung national | ca. 100 Euro | ca. 250 Euro |
Aufbahrung | ca. 80 Euro | ca. 250 Euro |
Sarg einfach (massiv Kiefer) | ca. 800 Euro | ca. 2.500 Euro |
Urne einfach (bei Feuerbestattung) | ca. 100 Euro | ca. 300 Euro |
Ankleiden und Einsargen | ca. 70 Euro | ca. 200 Euro |
Allg. Verwaltungsposten | ca. 80 Euro | ca. 230 Euro |
Summe gesamt | ca. € 1.230 | ca. € 3.730 |
Sonstige Leistungen | Von | Bis |
---|---|---|
Totenschein/ Sterbeurkunde | ca. 10 Euro | ca. 20 Euro |
Krematorium (bei Feuerbestattung) | ca. 160 Euro | ca. 600 Euro |
Traueranzeige | ca. 200 Euro | ca. 400 Euro |
Blumengebinde/ Kranz | ca. 100 Euro | ca. 350 Euro |
Grabstein/ Steinmetz | ca. 1.000 Euro | ca. 8.000 Euro |
Friedhofsgärtner/ Grabpflege (Jahr) | ca. 250 Euro | ca. 400 Euro |
Kaffeetafel für 20 bis 30 Personen | ca. 400 Euro | ca. 1.000 Euro |
Summe gesamt | ca. € 2.120 | ca. € 10.770 |
Gebühren Friedhof | Von | Bis |
---|---|---|
Beisetzungsgebühren | ca. 350 Euro | ca. 1.000 Euro |
Bereitstellung Erdsarggrab (einmalig) | ca. 450 Euro | ca. 600 Euro |
Bereitstellung Urnengrab (einmalig) | ca. 150 Euro | ca. 250 Euro |
Nutzungsgebühren Erdgrab (20 J.) | ca. 1.200 Euro | ca. 2.500 Euro |
Nutzungsgebühren Urnengrab (20 J.) | ca. 720 Euro | ca. 1.500 Euro |
Nutzung Trauerhalle | ca. 200 Euro | ca. 350 Euro |
Summe gesamt | ca. € 3.070 | ca. € 6.200 |
Nachdem Annas Papa ihre Mama getröstet hat, sprechen sie den ganzen Abend über etwas, das “Sterbegeldversicherung” heißt. Offenbar hat Annas Opa so etwas aber auch nicht gehabt. Anna versteht die ganze Aufregung nicht. Sie liegt im Bett und kann nur an das Gefühl denken, das seit Dienstag in ihrem Bauch wehtut. Wenn ihr Opa jetzt da wäre, würde er ihr Kekse ans Bett bringen. Und ein großes Glas Milch.
Am nächsten Tag sitzen Anna und ihre Eltern in einem großen freundlichen Raum auf steilen schwarzen Stühlen. Anna findet, dass der Mann, der ihnen gegenüber am Schreibtisch sitzt, sehr gut in diesen Raum passt. Er ist ebenfalls groß und freundlich und hat einen schwarzen Anzug an. Er zwinkert Anna zu und schiebt eine kleine weiße Dose über den Tisch. Anna öffnet die Dose – sie ist bis zum Rand mit Himbeerzuckln gefüllt. Außerdem schenkt der Mann ihr einen Malblock und eine kleine Schachtel mit Buntstiften.
Annas Papa erklärt dem Mann, dass sie sich einen würdevollen Abschied für ihren Vater und Großvater wünschen. Sein Schwiegervater habe nur leider keine Sterbegeldversicherung hinterlassen. “Ich verstehe”, sagt der freundliche Mann, und nickt. Er zieht eine Mappe aus der Schublade und erklärt Annas Eltern, welche Möglichkeiten sie haben, den Verstorbenen zu verabschieden.
Anna stellt sich ihren Opa mit Seemannsmütze vor. Sie kichert. Bei ihrer Donaufahrt im letzten Jahr war sein Gesicht ganz grün angelaufen und er hatte nicht eine einzige seiner kleinen braunen Zigarren geraucht. Die Idee, ihren Opa zum Diamanten pressen zu lassen, findet sie schön – aber das ist Mama und Papa viel zu teuer. Im Weltraum wäre Opa sicher auch nicht glücklich. “Er hat sich sein ganzes Leben lang geweigert, in ein Flugzeug zu steigen”, erklärt Annas Mama.
“Die günstigste Variante wäre eine anonyme Feuerbestattung.”, sagt der Mann im schwarzen Anzug. Mama überlegt einen Augenblick. Dann schüttelt sie den Kopf und legt Anna den Arm um die Schultern. “Wir brauchen einen Ort, an dem wir trauern können.” Anna versteht nicht genau, was das heißt. Außerdem ist sie in Gedanken noch bei Opa, der sich vor ihren Augen in einen Diamanten verwandelt.
“Haben Sie ein Familiengrab?”, fragt der Bestatter. Annas Mama schüttelt den Kopf. Ihre Mutter ist vor mehr als zehn Jahren verstorben und die Grabstätte wurde schon lange eingeebnet. “Meine Mutter lag in Rodaun”, sagt sie, “aber mein Vater wollte am Zentralfriedhof begraben werden.” Der Bestatter nickt. “Im Tod ist es leider nicht viel anders als im Leben: Je besser die Lage, desto höher die Bestattungskosten.” Annas Mama wirft ihrem Mann einen schnellen Blick zu. “Was passiert denn, wenn wir uns keine Grabstelle leisten können?“, fragt Annas Papa. “Normalerweise kommt dann die Gemeinde für die Bestattungskosten auf”, sagt der freundliche Mann. Dann senkt er die Stimme. “Sozialbestattungen finden am Zentralfriedhof zweimal am Tag statt.”
Annas Mama beißt sich auf die Lippe. “Wie teuer ist eine Grabstelle denn derzeit?” “Beim Ersterwerb kostet ein Sarggrab, je nach Lage, zwischen 1.000 und 2.500 Euro auf zehn Jahre“, antwortet der Bestatter. “Aber wenn ich Ihnen einen Vorschlag machen darf: Entscheiden Sie sich für eine Feuerbestattung. Ein Urnengrab ist nicht ganz so teuer und außerdem sparen Sie an den Kosten für den Sarg. Wenn ein Verstorbener kremiert wird, wählen wir grundsätzlich ein einfaches Standardmodell für rund 800 Euro.”
“Und wie viel kostet uns die Urne?”, fragt Annas Mama. Der Bestatter reicht ihr einen Katalog. “Wir haben sehr günstige Modelle zum Selbstdekorieren für weniger als 200 Euro.” Er lächelt Anna an, die der Prinzessin in ihrem Malbuch gerade blaue Haare verpasst hat. “Die Künstlerin haben sie ja bereits.”
Auf dem Nachhauseweg starrt Annas Mutter aus dem Fenster. Annas Vater drückt ihre Hand. “Wir schaffen das schon”, sagt er. “Ich weiß”, antwortet sie. “Ich frage mich nur, wann ich endlich begreife, dass er nicht mehr da ist. Als ich gestern die Traueranzeige aufgegeben habe, habe ich rein gar nichts gefühlt.” “Wie viel hast du bei der Zeitung eigentlich bezahlt?”, fragt Annas Papa. Ihre Mama lässt ein trockenes Schlucken hören. “350“, sagt sie. “Ich wollte ein Foto von ihm in der Anzeige haben. Erinnerst du dich an meinen Geburtstag letztes Jahr? Das Bild, auf dem mein Vater im Garten sitzt und Anna auf dem Schoß hat?” Ihr Vater nickt. “Das war ein schöner Tag.”
Anna sagt nichts. Auch sie erinnert sich an Mamas Geburtstag. Sie schaut aus dem Fenster und spürt, wie das unangenehme Gefühl aus ihrem Bauch langsam in ihren Hals krabbelt. Tod. Anna bekommt jetzt immer ein bisschen Angst, wenn sie dieses Wort hört.
Am nächsten Tag kommen Papas Schwester und ihr Freund zu Besuch, um Anna ein bisschen abzulenken. Sonja ist noch ganz jung und hat große blaue Augen, die immer ein bisschen erstaunt aussehen. Sie lässt sich von Anna die Haare flechten und bastelt mit ihr Blumen aus weißen und roten Servietten. “Für die Kaffeetafel” sagt sie, und schaut zu Mama, Papa und ihrem Freund hinüber, die im Wohnzimmer sitzen und sehr konzentriert aussehen. “Um den Kranz müssen wir uns nicht kümmern”, sagt Annas Papa. “Das möchten meine Eltern gerne übernehmen.” “Gut”, sagt Annas Mutter. “Dann haben wir 200 Euro mehr für den Trauerkaffee. Wenn wir alle zu uns in den Garten bitten, dann müsste das ausreichen.”
Ein paar Tage später bekommt Anna ein neues Kleid. “Das ist für die Beerdigung”, sagt ihr Papa. Er selbst hat einen schwarzen Anzug an, den Anna noch nie an ihm gesehen hat. Ihre Mutter trägt ein dunkelblaues Kleid. Sie sieht traurig aus. Auf dem Friedhof treffen sie Oma und Opa mit Tante Sonja und ihrem Freund. Es sind auch eine Menge Leute da, die Anna nicht kennt. Aber alle nehmen ihre Mama in den Arm und Anna bekommt eine Menge Süßigkeiten geschenkt. Nach der Trauerfeier in der kleinen Kapelle gehen sie alle gemeinsam zu einer frisch ausgehobenen Grabstelle. Nach ein paar Worten des Pfarrers wird die kleine Holzurne mit dem immergrünen Baum und den tanzenden Herzen in die Erde hinabgelassen.
Anna schluckt. Die Traurigkeit sitzt jetzt wie ein dicker Kloß in ihrem Hals. Auf dem Rückweg hält Annas Papa ihre Mama im Arm. Anna geht mit ihrer Tante durch die Gräberreihen und denkt daran, dass sie jetzt nie wieder mit ihrem Opa Eis essen kann. “Wusstest du, dass alle Gräber Wiens zusammen so viel Fläche haben wie der Erste Bezirk?”, flüstert Tante Sonja. Nein, das wusste Anna nicht.
Ein paar Wochen später besuchen Anna und Mama ihren Opa auf dem Zentralfriedhof. Anna hat ein kleines Grablicht mitgenommen, das sie von ihrem eigenen Geld gekauft hat. Mama wollte das zwar nicht, aber Anna hat gesagt, es sei ein Geschenk. Als sie an der Grabstelle ankommen, streicht Anna mit der Hand über die glatte Grabplatte und stellt die kleine rote Kerze zwischen zwei weiße Rosen. Ihre Mutter lächelt. Sie ist froh, dass sie ihrem Vater seinen Wunsch erfüllen konnten. Auch wenn sie am Ende keine 1.000 Euro mehr für einen richtigen Grabstein übrig hatten.
Anna findet, das macht gar nichts: Ihr gefällt die glänzende Platte mit der hübschen Maserung sowieso viel besser. “Außerdem würde meine Kerze von einem Grabstein bestimmt runterfallen”, sagt sie. “Da hast du Recht”, sagt Mama, und nimmt Anna ganz fest in den Arm.
An ihrem sechsten Geburtstag vermisst Anna ihren Opa ganz besonders. Den Schokokuchen, den ihre Mama gebacken hat, hätte er sicher gemocht. “Zwei soooo große Stücke hätte er gegessen!”, sagt sie zu ihrer Mama und breitet die Arme aus, so weit sie kann. Ihre Mama lächelt. Sie hat schon bemerkt, dass Anna in der letzten Zeit ruhiger ist als sonst. Und sie verbringt sehr viel Zeit alleine. “Ich glaube, Anna braucht Hilfe“, sagt sie am Abend zu ihrem Mann. Und nach kurzem Zögern fügt sie hinzu. “Und wir auch.” Ein paar Tage später haben die beiden einen Termin bei der Trauerbegleitung der Erzdiözese Wien. Hier bekommen sie einen Überblick und Informationen zu sämtlichen Trauerangeboten in Wien und Niederösterreich.
“Für Kinder, die eine wichtige Bezugsperson verloren haben, gibt es spezielle Trauergruppen“, sagt die Beraterin. “Und wenn sie möchten, kann ich Ihnen auch ein paar Therapeuten empfehlen, die sich auf die Themen Tod und Trauer spezialisiert haben”.
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