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Gestohlene Schulhefte, bösartige Pausenbriefe und ab und an ein blaues Auge: Fast jeder zweite Schüler in Österreich hat Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Wir haben recherchiert, wie Kinder sich gegen die Schikane auf dem Schulhof wehren können und wo Eltern Hilfe finden. Außerdem verraten wir, welche Verantwortung die Lehrkräfte tragen, und unter welchen Umständen Mobbing in Österreich strafbar ist.
Von anderen bloßgestellt, gehänselt und ausgeschlossen: Für viele Kinder und Jugendliche ist das der traurige Schulalltag. Und dabei geht es nicht um gelegentliche Streitereien oder Auseinandersetzungen, wie sie auf jedem Pausenhof mal vorkommen. Von Mobbing spricht man dann, wenn dieses schikanierende Verhalten täglich und über einen Zeitraum von mehreren Monaten stattfindet.
Nach Dan Olweus, einem schwedisch-norwegischen Psychologen, dessen Lebenswerk die Erforschung von Gewalt an Schulen ist, spricht man von Mobbing, wenn “ein oder mehrere Individuen wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von einem oder mehreren Individuen ausgesetzt sind“. (Wikipedia) Diese negativen Handlungen können verbaler (beschimpfen, beleidigen, verspotten) und non-verbaler Natur sein (Rücken zukehren, Grimassen schneiden, mit den Augen rollen). Mobbing unter Kindern artet auch häufig in körperliche Gewalt aus (schubsen, treten, zwicken, festhalten, verprügeln).
Von den Angreifern hört man häufig Aussagen wie: Es war doch nur Spaß. Aber für das ausgegrenzte Kind macht es in Wahrheit keinen Unterschied, ob die Schikane einer bösartigen Absicht entspringt oder z.B. “einfach nur” aus Langeweile heraus entsteht. Allen Fällen von Mobbing ist gemeinsam, dass ein deutliches Kräfte-Ungleichgewicht zwischen Opfer und Täter (oder Täter-Gruppe) herrscht. Und aus diesem Grund stellt die Schikane für das Opfer IMMER eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität dar.
Den Nährboden für Mobbing bilden häufig normale Probleme, wie sie in jeder Klasse und jeder Altersstufe vorkommen können. Auch plötzliche Veränderungen in der Klassenstruktur (z.B. Neuzugänge), können ein Ungleichgewicht im täglichen Miteinander schaffen. Wird dieses Ungleichgewicht nicht adäquat aufgefangen und bewältigt, kann Mobbing entstehen. Situationen, die leicht zum Ausgangspunkt von Schikanen werden können, sind zum Beispiel:
Es gibt Merkmale und Verhaltensweisen, die Kinder vom Kreis ihrer Mitschüler abheben. Manche Kinder grenzen sich auch bewusst von ihren Mitschülern ab und machen sich dadurch zur potenziellen Zielscheibe von Argwohn und Hänseleien. Typisch für mögliche Mobbing-Opfer ist, dass sie
… die Opferrolle annehmen und sich nicht wehren, wenn sie angegriffen werden.
… sich unter Gleichaltrigen nicht besonders wohl fühlen und lieber mit Erwachsenen zusammen sind.
… schüchtern sind und nicht gerne auf sich aufmerksam machen.
… leicht in Tränen ausbrechen und sich zurückziehen.
… sich im Klassenverband nicht durchsetzen und gegen ihre Mitschüler behaupten können.
… sich sehr viele Sorgen machen, woraus sich häufig handfeste Ängste entwickeln.
Wenn Mobbing an Schulen nicht erkannt wird, ist dies nicht zwangsläufig auf ein Versagen der Lehrkräfte zurückzuführen. Meistens finden die Übergriffe nämlich nicht im Klassenraum selbst, sondern in der Pause, auf der Toilette, im Schulbus oder auch nach der Schule (z.B. auf dem Nachhauseweg) statt. Auch die vielen unterschiedlichen Formen von Mobbing können es schwierig machen, entsprechende Situationen zu erkennen und richtig einzuschätzen.
Aktive oder direkte Schikane zeichnet sich durch Hänseleien, beleidigende Worte, Bloßstellen oder Auslachen von Mitschülern aus. Auch körperliche Gewalt (schubsen oder gar Prügelattacken am Schulhof) sind eine Form von direktem Mobbing, die ein sofortiges Eingreifen erfordert. Wenn Schüler von anderen aktiv sekkiert werden, dann ist das für die Lehrer natürlich einfacher zu erkennen als passives oder indirektes Mobbing.
Von passivem Mobbing spricht man, wenn Gerüchte oder Lügen über einen Schüler verbreitet werden, er in der Pause oder bei Gruppenarbeiten ausgegrenzt wird oder die Mitschüler das Eigentum des Opfers zerstören/verstecken. Auch Nötigung und Erpressung stellt eine Form von Mobbing dar, die sehr schwer zu erkennen ist, weil die Betroffenen sich den Lehrern aus Scham oder Angst meistens nicht mitteilen.
Cyber- oder Internet Mobbing ist eine Sonderform, bei welcher die Schikane mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel (v. a. Handy und Smartphone) stattfindet. In unserem Artikel Cybermobbing: Wenn Kinder im Netz zu Opfern werden erfährst du, warum diese Mobbingform besonders gefährlich ist, und welche (auch rechtlichen!) Möglichkeiten Betroffene haben, um dagegen vorzugehen.
Die wenigsten Kinder erzählen zuhause, wenn sie in der Schule gemobbt werden. Aus diesem Grund ist es für Lehrkräfte und Eltern besonders wichtig, auf folgende Merkmale und/oder Verhaltensweisen zu achten.
Kinder, die von anderen schikaniert werden, zeigen in der Schule bestimmte Verhaltensweisen, die Lehrer alarmieren sollten. Von ihren Mitschülern werden sie häufig
Viele Kinder, die in der Schule ausgegrenzt und/oder schikaniert werden, zeigen auch zuhause bestimmte Verhaltensweisen, die Eltern alarmieren sollten. Dass ein Kind in der Schule möglicherweise gemobbt wird, erkannt man daran, dass es
Es sind nicht immer die Schüler, die mobben. Manchmal entwickeln Kinder eine regelrechte Schulangst, weil sie von einem ihrer Lehrer immer wieder bloßgestellt oder vor der ganzen Klasse gedemütigt werden. Manche Schüler berichten von Lehrkräften, die missglückte Klassenarbeiten oder Schulaufgaben vor der Klasse breittreten oder Schüler unvorbereitet an die Tafel holen und mit abfälligen Kommentaren reagieren, wenn die Kinder die Aufgaben nicht lösen können. Manche Lehrer verletzen mit ironischen Bemerkungen, andere beleidigen ganz offen.
In Fällen von Mobbing an der Schule ist das Strafrecht die Ultima Ratio und ausschließlich dann anzuwenden, wenn alle Lösungsversuche seitens der Schule gescheitert sind. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: In den meisten Fällen von Mobbing in der Schule sind die Angreifer selbst Kinder (unter 14 Jahren) und daher nicht strafbar. Nur Angreifer über 14 Jahre können strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Kinder, die ihre Mitschüler mobben, können zwar nicht strafrechtlich belangt werden, aber ihnen droht der Ausschluss vom Unterricht. Nach § 49 des Schulunterrichtsgesetzes kann ein Schüler vom Unterricht ausgeschlossen werden, wenn seine Verhalten “eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sittlichkeit, körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt“. (Zitat: www.jusline.at) Die Suspendierung vom Unterricht ist allerdings auf eine maximale Dauer von vier Wochen beschränkt.
Da Lehrkräfte deliktfähig und somit strafbar sind, erfüllt Mobbing, das als solches nachgewiesen werden kann, in den meisten Fällen die Tatbestände der Beleidigung und der üblen Nachrede. Hierbei handelt es sich nach österreichischem Gesetz jedoch um Privatanklagedelikte, was bedeutet, dass die Anklage dem Geschädigten beziehungsweise den Eltern des Geschädigten obliegt. Sollte der Angreifer allerdings nicht verurteilt werden, müssen die Privatankläger auch sämtliche Kosten tragen. Kommt es aber zu einer Verurteilung, muss der Angreifer ein Schmerzensgeld zahlen.
Viele Opfer hoffen, dass die Schikanen irgendwann von selbst aufhören. Die traurige Wahrheit ist aber, dass das Problem Mobbing sich nicht von selbst löst. Manchmal hilft es, wenn Kinder die Klasse oder sogar die Schule wechseln, aber im Normalfall gibt es nur eines, das wirklich gegen Mobbing hilft: Das Problem zu thematisieren. Und das so früh, so oft und so öffentlich wie möglich.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Mobbing in jeder Schule, in nahezu jeder Klasse und jeder Altersstufe passiert. Und am häufigsten und heftigsten tritt es dort auf, wo das Problem totgeschwiegen wird. Aus diesem Grund ist es die Verantwortung der Schule, offen und ehrlich über Mobbing zu sprechen.
Genauso wichtig ist eine offene Kommunikation zwischen der Schulleitung und der Lehrerschaft: Die Lehrkräfte müssen wissen, dass sie im Bedarfsfall unterstützt werden. Und die Schulleitung muss dafür sorgen, dass entsprechende Ressourcen (z. B. Unterstützung durch Mediatoren, Schulpsychologen, Supervisoren usw.) zur Verfügung stehen.
Lehrer können nicht nur etwas gegen Mobbing tun, sondern sie sind sogar dazu verpflichtet. Nach § 51 Absatz 3 des SchUG haben Lehrer im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht nämlich sowohl auf die körperliche Sicherheit als auch auf die Gesundheit ihrer Schüler zu achten. Mobbing-Prävention mit Info-Tagen, gemeinsamen Workshops und Schulvereinbarungen bzw. Verhaltensverträgen ist also die Pflicht einer jeden Schule.
Denkbar sind zum Beispiel entsprechende Seminartage in der Schule, die durch eine Fachkraft (Mediator) geleitet werden. Anschließend sollten die Lehrer das Erlernte mit ihren Klassen kontinuierlich weiter vertiefen. Damit dies gelingt, sollten die Lehrer sich im Umgang mit Mobbing weiterbilden. Entsprechende Kurse und Workshops werden zum Beispiel von der ÖSB Consulting GmbH angeboten und sind normalerweise förderfähig.
Eltern sollten schon erste Warnsignale (vermehrter Rückzug, Bauchschmerzen, schlechte Stimmung) sehr ernst nehmen und so früh wie möglich das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen. Es ist wichtig, dass die Schule in die Problemlösung einbezogen wird, da Mobbing selten auf einen einzelnen Angreifer zurückzuführen ist.
Normalerweise ist das Problem in der Klassenstruktur verankert und kann daher nur mit allen gemeinsam (Opfer, Täter, Klasse, Lehrer) gelöst werden. Um gegen das Mobbing in der Schule vorzugehen, kannst du folgendes tun:
Für Kinder, die in der Schule gemobbt werden, ist ein stabiles und liebevolles Elternhaus extrem wichtig. Dein Kind muss wissen, dass du zu 100 Prozent hinter ihm stehst. Eltern, die ihrem Kind vorschlagen, sich zu “ändern”, um den anderen Kindern weniger Angriffsfläche zu bieten, verunsichern ihr Kind noch zusätzlich. Du solltest das exakte Gegenteil tun: Versuche, das Selbstbewusstsein deines Kindes zu stärken!
Plane zum Beispiel für jedes Wochenende eine gemeinsame Aktivität, auf die dein Kind sich freuen kann. Außerdem solltest du es ermutigen, sich einen Freundeskreis außerhalb der Schule auszubauen. Dies gelingt zum Beispiel über neue Hobbys wie Kindertanzen oder Kunst-Workshops. Auch Tagesausflüge oder Wanderungen mit deinem Kind sind ein guter Weg, euer Vertrauensverhältnis zu stärken. Indem du dein Kind lobst und seine Leistungen würdigst, stärkst du sein Selbstwertgefühl und hilfst ihm dabei, sich nach und nach von der Opferrolle zu befreien.
Mobbing in der Schule kann sowohl die seelische als auch die körperliche Gesundheit gefährden. Aus diesem Grund ist es wichtig, frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Dein Kinderarzt weiß ganz genau, wo ihr die richtige Hilfe bekommt und kann dir entsprechende Adressen geben.
Hat dein Kind aufgrund der Situation bereits massive Ängste entwickelt, leidet unter Schlafstörungen oder sogar Panikattacken, solltest du sicherheitshalber einen Kinderpsychologen aufsuchen. Fachleute mit dieser Ausbildung können den Zustand deines Kindes am besten beurteilen und dich bezüglich der weiteren Behandlung beraten. Darüber hinaus gibt es für Opfer von Mobbing in der Schule folgende Beratungsstellen.
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