Betriebsübernahme: Ablauf, Vorteile & Wissenswertes
Statt der klassischen Firmengründung kannst du dich auch für andere Modelle entscheiden. Bild: © Herold; Quelle: contrastwerkstatt
Du willst dein eigener Chef sein, aber keine Firma neu gründen, oder du sollst den Familienbetrieb übernehmen? Hier zeigen wir dir, wie eine Betriebsübernahme abläuft, welche Vorteile sie hat und welche Nachteile du bedenken solltest.
Inhaltsverzeichnis
Was passiert bei einer Betriebsübernahme?
Eine Betriebs- bzw. Unternehmensnachfolge kann für dich eine alternative Möglichkeit zur Existenzgründung sein, wenn du dich irgendwann entscheidest, dass du dich doch lieber selbstständig machen willst, statt (weiter) als Angestellte:r zu arbeiten.
Sie kann aber auch von vornherein für dich und deinen Karriereweg geplant gewesen sein aufgrund einer Betriebsübernahme innerhalb der Familie.
Wie die Ausgangsvoraussetzungen auch sein mögen: In jedem Fall wird ein bestehendes Unternehmen übernommen, beispielsweise weil:
- der/die aktuelle Inhaber:in in Pension geht
- dieses aus wirtschaftlichen Gründen weitergegeben wird
- dieses aus familiären Gründen weitergegeben wird
Übrigens: Einen Betrieb zur Nachfolge kannst du z. B. über die Nachfolgebörse der WKO finden.
An wen werden Betriebe meistens übergeben?
Grundsätzlich können Betriebe an die unterschiedlichsten Personen übergeben werden. Dazu zählen:
- 1.Familienmitglieder
- 2.Kolleg:innen aus der Branche
- 3.Mitarbeiter:innen
- 4.Geschäftspartner:innen
- 5.Sonstige Personen
Wie du siehst, gibt es viel Auswahl, wenn man seinen Betrieb weitergeben – oder umgekehrt – einen Betrieb übernehmen möchte.
Wichtig ist, sich frühzeitig mit diesem Thema zu beschäftigen, damit bis zum geplanten Übergabe- bzw. Übernahme-Zeitpunkt auch wirklich alles geregelt ist.
Schon gewusst?💡 Die meisten Betriebsübernahmen erfolgen innerhalb der Familie.
Betriebsübernahme = sich ins gemachte Nest setzen?
Eher nicht. Denn du brauchst auch hier eine gute Vorbereitung, ein Konzept und unternehmerische Fähigkeiten.
Außerdem sind Mitarbeiter:innen, Lieferant:innen und Kund:innen bereits vorhanden – was ein Vorteil, aber in gewissem Maße auch ein Nachteil sein kann. All diese Personen haben eingespielte Vorgänge, Gewohnheiten, Prozesse, die „schon immer so gemacht wurden“ etc.
Diese musst du eventuell aufbrechen und ändern, was auf Widerstand stoßen kann.
Apropos Widerstand: Dieser kann in der Belegschaft auch allein dadurch entstehen, dass es nun mit dir eine neue Führungskraft gibt, da der ehemalige Chef von dir abgelöst wird. Denn eine solche Ablösung führt oft zu Verunsicherung – oder aber zu Ablehnung (vor allem, wenn der vorherige Chef sehr beliebt war).
Tipp: Sorge dafür, dass du alle von vornherein abholst und transparent kommunizierst.
Vorteile einer Betriebsübernahme im Vergleich zur Neugründung
Die bereits vorhandenen Kund:innen, Mitarbeiter:innen sowie Lieferant:innen sind, wie bereits erwähnt, aus gewisser Sicht ein Vorteil. Denn so musst du die Kund:innen nicht erst finden und Kundenbeziehungen somit nicht von Grund auf neu aufbauen, genauso wenig wie du die Mitarbeiter:innen einarbeiten musst.
Außerdem hast du in einem solchen Fall auch schon die Räumlichkeiten und die Ausstattung (von Computern und Druckern bis hin zu Produktionsmaschinen oder Werkzeug, abhängig von der Branche).
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Produkte oder Dienstleistungen bereits bekannt sind. Der Markt ist also bereits erschlossen.
Und last but not least: Es gibt schon Daten und Kennzahlen zu dem Unternehmen, seinen Umsätzen & Co. Das hat für dich den Vorteil, dass du dadurch die künftige Firmenentwicklung besser abschätzen kannst.
So läuft die Übernahme ab
Meist erfolgt eine Unternehmensübernahme nicht von heute auf morgen. Stattdessen werden mehrere Gespräche geführt, bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird.
Im ersten Gespräch steht meist das gegenseitige Kennenlernen zwischen dir und dem oder der aktuellen Inhaber:in im Fokus. Hier sind einige Punkte, die Teil dieses Gesprächs sein können:
- Persönliche Vorstellung
- Vertraulichkeitserklärung
- Aktuelle:r Inhaber:in: Vorstellung des Unternehmens
- Du: Vorstellung deiner Geschäftsidee/Übernahmevorstellungen
- Festlegen eines Zeitplans
- Festlegen weiterer Schritte
Wenn der Inhaber oder die Inhaberin und du euch versteht, steht noch eine große Frage im Raum: Passt dieser Betrieb zu dem Konzept, das du umsetzen willst? Hier ist es wichtig, dass du schon ein solches vorbereitetes Konzept hast – und damit sind wir direkt wieder bei dem Punkt der guten Vorbereitung.
Nach diesem ersten Gespräch geht es immer mehr um die Details: von der Objektbeschreibung über die Begehung bis hin zu Terminen mit der Steuerberatung der Firma. Hier wird u.a. auch der Kaufpreis besprochen.
Wenn bis hierhin alles für beide Seiten passt und die Betriebsübernahme für dich immer noch attraktiver ist als eine Neugründung, benötigst du einen Businessplan. In diesem sollte auch die Finanzierbarkeit analysiert werden.
Lesetipp: Du möchtest wissen, wie du einen Businessplan erstellen kannst? Dann lies dir unseren Artikel dazu durch!
Zu guter Letzt folgen weitere Gespräche, die sich um die Themen Finanzierung und endgültiger Kaufvertrag drehen.
Was musst du beachten?
Willst du einen Betrieb übernehmen, gibt es neben den bereits genannten Punkten auch noch weitere Aspekte, die beachtet werden wollen.
Zum einen musst du dir ansehen, ob die Rechtsform des gewählten Unternehmens zu deiner Rechtsform passt, zum anderen musst du – sofern in dem Bereich gefordert – die passende Gewerbeberechtigung mitbringen.
Auch musst du klären, bis wann bestehende Mietverträge noch laufen und ob du als neue:r Inhaber:in diese nach Ablauf ebendieser einfach übernehmen kannst oder ob es auch hier zu Hürden kommen kann. Ähnliches gilt für Verträge mit Lieferanten, etwaigen Geschäftspartner:innen & Co.
Weitere Punkte sind steuerliche Fragen und solche rund um die Haftung. Auch solltest du dir über den Zeitpunkt, zu dem du einen Betrieb übernehmen willst, Gedanken machen. Firmen können z. B. saisonale Schwankungen im Umsatz aufweisen, was ein Grund ist, dir Gedanken über den genauen Übernahme-Stichtag zu machen.
Zu guter Letzt ist auch die Form der Firmenübernahme ein wichtiger Punkt: Handelt es sich um einen Kauf, eine Schenkung oder eine Pacht? Hier muss man allerdings sagen, dass die geläufigste Form der Kauf ist (außer bei der Übernahme innerhalb der Familie, dort handelt es sich meist um eine Schenkung).
Unser Fazit
Eine Betriebsübernahme hat – im Vergleich zu einer Neugründung – einige Vorteile, es ist aber durchaus auch Einiges zu beachten. Du brauchst ein durchdachtes Konzept, unternehmerische Fähigkeiten und solltest (auch in deinem eigenen Interesse) versuchen, den Führungswechsel für deine baldigen Mitarbeiter:innen so leicht wie möglich zu gestalten.
Auch beispielsweise steuerliche, mietvertragliche und haftungsbezogene Fragen solltest du nicht vergessen. Ist das alles erledigt, profitierst du u.a. von einem bereits bestehenden Kundenstamm, eingespielten Mitarbeiter:innen und bereits vorhandener Ausstattung.
Wichtig ist, dass du dich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt, da eine Übernahme nicht von heute auf morgen vonstattengehen kann. Oft ist es hilfreich, dir von Steuerberater:innen & die Wirtschaftskammern der Bundesländer (WKO) Unterstützung zu holen.
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