Amalgam entfernen: Vorteile, Ablauf & Kosten

Last Updated on: 16th Juli 2020, 01:04 pm

Ein Zahnarzt behandelt eine junge Patientin. Amalgam Füllungen entfernen.
Amalgam entfernen: Sind Füllungen aus Amalgam gesundheitsschädlich? Foto: Adobe Stock, (c) Vasyl

Kein anderes Zahnfüllmaterial sorgt so sehr für Kontroversen wie Amalgam. Haltbar und kostengünstig, sagen die Befürworter. Giftig und schuld an zahlreichen Gesundheitsproblemen, meinen die Kritiker. Sie betrachten die Entfernung von Plomben der quecksilberreichen Legierung inklusive einer Amalgamausleitung als Heilsbringer.

Was ist Amalgam überhaupt?

Mischt der Zahnarzt ein Metallpulver aus z. B. Silber, Zinn und Kupfer mit Quecksilber, entsteht eine Legierung namens Amalgam (griech.: das Nicht-Erweichende). Die verformbare Paste wird in der Zahnmedizin häufig als Material für Zahnfüllungen in ”nicht-sichtbaren“ Mundbereichen wie den Backenzähnen verwendet.

Amalgam gilt als abrieb- und bruchfest, widerstandsfähig gegen Druck und Feuchtigkeit und hat eine lange Haltbarkeit von bis zu 20 Jahren. Es ähnelt in seinem temperaturbedingten Ausdehnungsverhalten dem Zahnschmelz und passt sich Hohlräumen im Zahn an. Außerdem ist es schnell und leicht zu verarbeiten und dazu noch kostengünstig. Trotz diesen unbestreitbaren Vorteilen gerät Amalgam aber immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik.

Die Risiken von Amalgam

Übeltäter Quecksilber: Nachteile von Amalgam

Zweifellos haben Amalgamfüllungen auch Nachteile. Sie brauchen z.B. eine Unterfüllung mit Zement, verleihen eine wenig ästhetische Farbgebung (poliert silbrig, sonst grau bis schwarz), können Zahnverfärbungen, Missempfindungen am behandelten Zahn oder einen metallischen Geschmack im Mund erzeugen. Außerdem bergen sie das Risiko einer neuerlichen Bildung von Karies, wenn sie nicht richtig mit dem Zahn abschließen.

Darüber hinaus werden dem Amalgam aber auch unliebsame Nebenwirkungen zugeschrieben. Diese beruhen auf seinem Gehalt an Quecksilber. Denn das Schwermetall Quecksilber wirkt toxisch auf den menschlichen Organismus und kann zahlreiche Beschwerden auslösen.

Eine Füllung an einem Backenzahn vor der Amalgamsanierung.
Bei der Entfernung von Füllungen aus Amalgam muss auf einiges geachtet werden. Foto: Adobe Stock, (c) Sebastian Kaulitzki

Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen gehören unter anderem Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Zahnlockerungen, vermehrter Speichelfluss, Durchfälle, Mundschleimhaut- und Nierenentzündungen, aber auch neurologische Symptome wie Muskelzuckungen, Stimmungsschwankungen, Erregungs- und Angstzustände, Hör-, Seh-, Gefühls-, Sprach-, Gang-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen.

Auch Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Beschwerden, Haarausfall, Appetit- oder Schlaflosigkeit, Schwindel, Reizbarkeit, Depressionen und Zittern sollen auf das Konto des Schwermetalls gehen. Möglicherweise spielt Quecksilber sogar beim Ausbruch von Autoimmunerkrankungen (das Immunsystem richtet sich gegen körpereigene Strukturen) wie z.B. der Multiplen Sklerose oder Morbus Crohn eine Rolle.

Amalgam: reale Gesundheitsgefahr oder nur Panikmache?

Die Gefahr einer Quecksilbervergiftung erweist sich als gering, wenn eine Amalgamfüllung nach ihrem Anbringen aushärtet, weil dabei das freie Quecksilber fest im Metallgemisch gebunden wird. Anders soll sich die Situation jedoch beim Legen, Polieren oder Herausbohren einer Amalgamfüllung gestalten, weil dann – wenn auch nur kurzfristig – Quecksilberdämpfe austreten, die über den Speichel, die Mundschleimhaut und Lunge in den Organismus gelangen und sich in Organen wie dem Gehirn, den Nieren, der Leber und der Milz einlagern.

Gesundheitsschäden aufgrund von Amalgamfüllungen konnten bislang allerdings nicht eindeutig belegt werden. Dennoch bekommen viele Menschen Angst und entschließen sich dazu, Amalgamplomben durch andere Zahnfüllungen zu ersetzen. Aus schulmedizinischer Sicht besteht allerdings kein Grund eine Füllung aus Amalgam auszutauschen, sofern sie intakt ist und keine nachgewiesene Quecksilberallergie vorliegt.

Amalgamentfernung in der Schwangerschaft

Bevor man die ”tickende Zeitbombe” im Mund los wird, muss man erst einmal einen auf Amalgamentfernung spezialisierten Zahnarzt ausfindig machen und sollte sich von ihm über den Ablauf der Amalgamsanierung beraten lassen. Auch im Hinblick auf geeignete Ersatzmaterialien und die Kosten der zu erwartenden Behandlungen.

Zudem ist es aufgrund der bei einer Amalgamentfernung freiwerdenden erhöhten Quecksilberkonzentration ratsam, die Behandlung unter gewissen Umständen nicht durchführen zu lassen. Wie etwa während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit, um das (ungeborene) Kind nicht unnötig dem giftigen Schwermetall auszusetzen.

Eine Zahnärztin und ihr Team bei der Amalgamsanierung mehrerer Zähne.
Für die feingliedrigen Arbeitsschritte bei der Amalgamentfernung verwendet dein Zahnarzt eine Lupenbrille. Foto: Adobe Stock, (c) ivandanru

Amalgamentfernung: der Ablauf

Damit der Organismus während der Amalgamentfernung nur wenig mit Quecksilber belastet wird, müssen verschiedene Schutzmaßnahmen getroffen werden. Zahnärzte verwenden für die mechanische Entfernung von Amalgamfüllungen bevorzugt keine Bohrer, sondern eine niedrigtourige Hartmetallfräse, die kaum quecksilberfreisetzende Hitze verursacht. Zusätzlich verhindert eine Wasserspraykühlung die Erhitzung des Materials und das Entstehen von Quecksilberdampf.

Um eine Belastung des Patienten zu verhindern, bekommen diese während der Behandlung über eine Atemmaske Sauerstoff. Die betroffenen Zähne werden zusätzlich durch einen Kofferdam (eine Art Gummiabdichtung) von dem gesamten übrigen Mundraum getrennt, der vor dem Verschlucken von Amalgamresten schützt. Herausgelöste Amalgambrocken ebenso wie entstehende Dämpfe saugt der Zahnarzt umgehend ab. Der Quecksilberdampf wird mithilfe eines Ionenkollektors (Bindung des Dampfes an einen Filter) unschädlich gemacht. Auch die übrigen Abfälle müssen vorschriftsmäßig entsorgt werden.

Bei der Amalgamentfernung ist es besonders wichtig, nicht nur die eigentliche Füllung, sondern auch sogenannte Amalgamtätowierungen (grau-schwarze Einlagerungen von Quecksilber in der Zahnsubstanz) zu entfernen. Dieser komplizierte Arbeitsschritt erfolgt am besten unter Nutzung eines Mikroskops oder einer Lupenbrille, damit dabei nicht unnütz gesunde Zahnsubstanz verloren geht. Denn beim Ausbohren für eine neue Füllung muss immer auch gesunde Zahnsubstanz entfernt werden.

Amalgam entfernen: Worauf außerdem geachtet werden sollte

Fragt man die ganzheitliche Medizin, sollte eine komplette Amalgamentfernung von einer Amalgamausleitung begleitet werden, damit das noch im Organismus befindliche Quecksilber aus dem Körper verschwindet und dort keinen Schaden mehr anrichtet.

Beispielsweise mithilfe von Chlorella- oder Spirulina-Algen, Aktivkohle, Bärlauch, Koriander, Heilerde, organischem Schwefel oder homöopathischen Präparaten. Die Gabe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (z.B. Selen, Zink) unterstützt den Ausleitungsprozess. Ebenso hilft eine ausgewogene, naturbelassene, vitalstoffreiche Ernährung.

Parallel dazu kann unter fachkundiger Anleitung (weil sonst Nebenwirkungen wie zum Beispiel Nierenprobleme drohen) eine spezifische Entgiftung mit Medikamenten wie DMSA (Dimercaptobernsteinsäure) oder DMPS (Dimercaptopropansulfonsäure) erfolgen, die das Quecksilber binden und über die Nieren aus dem Körper schwemmen.

DMSA und DMPS sind neben ALA (Alphaliponsäure) Bestandteile des sogenannten Cutler-Protokolls, einer speziellen Ausleitungsmethode mit bestimmten Zeitvorgaben zur Aufrechterhaltung eines Entgiftungskreislaufs nach der Amalgamentfernung.

Amalgam entfernen: Zahnärzte in Wien

Folgende Zahnärzte in Wien sind auf Amalgamentfernung spezialisiert:

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Alternativen zu Amalgam

Neben Amalgam eignen sich auch andere Materialien als Zahnfüllungen, wie z.B.:

  1. Glasionomerzement: mineralischer Zement für Übergangsfüllungen
  2. Kompomer: Mischung aus Glasionomerzement und Kunststoff
  3. Komposit: Mix aus Kunststoff und feinen Glasteilchen
  4. Gold
  5. Porzellan
  6. Keramik (z.B. Zirkoniumoxid)

Ausnahmslos alle Zahnfüllungen verfügen jedoch über Vor- und Nachteile. Dennoch muss man sich nach Beratschlagung mit seinem Zahnarzt für eine Variante entscheiden, denn nach der Amalgamentfernung wollen die Löcher in den Zähnen wieder verschlossen werden.

Kosten einer Amalgamentfernung

Wie viel eine Amalgamsanierung kostet hängt von dem Zustand der Füllung und der Zahl der zu behandelnden Zähne ab. Für die Entfernung selbst musst du aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes mit mindestens € 80 pro Zahn rechnen. Dazu kommen die Kosten für neue Füllungen (z.B. aus Keramik) sowie einer möglichen Ausleitungs-Therapie.

Da ein Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Amalgam bislang nicht erwiesen ist, wird die Amalgamentfernung nicht von der Krankenkasse übernommen. Außer es besteht eine medizinische Notwendigkeit, etwa weil bei einem Patienten eine nachgewiesene Quecksilber-Allergie besteht, die jedoch selten vorkommt. Der Preis für andere Zahnfüllungen variiert je nach Material und Arbeitsaufwand. Ausgaben für eine Ausleitungstherapie trägt allenfalls der Patient.

Amalgamfüllung raus – Beschwerden weg?

So einfach ist es leider nicht, zeigen Erfahrungen nach Amalgamentfernungen. Denn sollte wirklich eine chronische Quecksilbervergiftung hinter den Beschwerden stecken, genügt der Austausch von Plomben nicht um das Problem zu beheben. Auch Ausleitungsverfahren, die auf eine möglichst vollständige Quecksilberausscheidung abzielen, können Jahre benötigen, bis eine spürbare Besserung des Befindens eintritt.

Neben den auf Amalgamentfernung spezialisierten Zahnärzten beschäftigen sich auch viel Fachärzte für Komplementäre Medizin mit dem Thema Ausleitung und bieten auch die entsprechende Beratung.

Hier findest du die besten Zahnärzte in deinem Bundesland:

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Herold Redaktion