Kinderurologie: Schwerpunkte, Vorteile & Unterschiede

Last Updated on: 1st Juni 2022, 02:22 pm

Arzt, kleiner Junge und seine Mutter
Die Kinderurologie befasst sich unter anderen mit Vorhautverengung und Hodenhochstand. Foto: Adobe Stock, (c) contrastwerkstatt

Kinder mit Harnwegsinfekten, Vorhautverengung, nächtlichem Einnässen, Hodenhochstand und anderen urologischen Krankheitsbildern gehören zu einem Spezialisten für Kinderurologie. Warum Kinder beim Kinderurologen besser aufgehoben sind, was dieser behandelt und wie sich Kinderurologie von “normaler“ Urologie unterscheidet, hier gibt es die Infos dazu.

Was ist Kinderurologie?

Als Urologie bezeichnet man jenes Teilgebiet der Medizin, das sich Erkrankungen der harnbildenden (= Nieren) und -ableitenden (= Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) Organe sowie Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane widmet. Die Kinderurologie tut das auch, legt ihren Schwerpunkt jedoch auf urologische Erkrankungen, die speziell im Kindesalter auftreten.

Womit beschäftigt sich die Kinderurologie?

Die Kinderurologie befasst sich mit Fehlbildungen und Erkrankungen der Nieren, Harnleiter, Harnblase und Geschlechtsorgane bei Kindern. Wie beispielsweise:

  • Harnwegsinfekte
  • Vorhautverengung (Phimose) oder -verklebung
  • Hodenhochstand, -torsion (Hodenstieldrehung), -krampfadern (Varicocele) und -tumore
  • Leistenbruch
  • Nieren-, Harnleiter- oder Blasensteine
  • Doppelniere und Nierentumore (z. B. Wilms-Tumor)
  • Doppelharnleiter, Megaureter (erweiterter Harnleiter), Ureterabgangsenge und Ureterocele (Harnleitererweiterung an der Einmündungsstelle in die Blase)
  • Blasendivertikel und Blasenentleerungsstörungen
  • Harnröhrenklappen, -verengungen und -fehlmündungen
  • Einnässen und Harninkontinenz
  • vesiko-ureteraler Reflux (Harnrückfluss)
Schematische Darstellung der Harnwege
Kinderurologen befassen sich mit urologischen Krankheiten, die speziell bei Kindern auftreten. Grafik: Adobe Stock, (c) yodiyim

Kinderurologie: Welche Untersuchungen werden gemacht?

Bei Kindern wendet der Kinderurologe – je nach (vermutetem) Krankheitsbild –Untersuchungen an, die sonst auch bei Erwachsenen gängig sind, wie

  • Sonographie (Ultraschall)
  • Cystoskopie (Blasenspiegelung)
  • Urodynamik (Blasendruckmessung)
  • Uroflowmetrie (Harnstrahlmessung)

Zudem sind zur Diagnostik manchmal bildgebende Verfahren beim Radiologen erforderlich, wie zum Beispiel:

  • Miktionscysturethrographie: Röntgen der Harnblase zur Darstellung der Harnröhre während des Wasserlassens und zur Feststellung, ob ein Harnreflux vorliegt
  • Ausscheidungsurographie: Kontrastmitteluntersuchung zur Darstellung der Harnwege und Abflussverhältnisse der Nieren
  • Nierenfunktionsszintigraphie (nuklearmedizinische Methode, bei der radioaktiv markierte Stoffe injiziert werden, die sich in den Nieren ansammeln, was eine Gammakamera erfasst).

Kinderurologie: Welche Behandlungen finden statt?

Einerseits unterscheidet sich die Therapie einiger urologischer Krankheitsbilder bei Kindern kaum von der bei Erwachsenen. Beispiel: die Zertrümmerung von Nierensteinen mittels Stoßwellenlithotripsie (Schallwellenbeschuss).

Doch gibt es auch Behandlungen, die vorwiegend oder ausschließlich in der Kindheit durchgeführt werden. Hierzu zählen beispielsweise die operative Korrektur angeborener Fehlbildungen oder die Operation einer Hypospadie, einer angeborenen Verkürzung und Fehlmündung der Harnröhre an der Penisunterseite. Oder die Beseitigung eines Hodenhochstandes im Kleinkindalter, damit es nicht später zu Unfruchtbarkeit oder Hodenkrebs kommt.

Ein Mädchen als Ärztin vor rosarotem Hintergrund.
Bettnäsen ist eine Angelegenheit für den Kinderurologen. Foto: Adobe Stock, (c) Pixel-Shot

Warum mit dem Kind zum Kinderurologen?

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Denn auch wenn viele Krankheiten Menschen aller Altersstufen befallen können, so gibt es doch auch welche, die bevorzugt oder ausschließlich in der Kindheit oder Jugend auftreten (darunter auch urologische Krankheiten). Zudem sieht teilweise die Therapie bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen. Unter anderem auch deshalb, weil sich nicht alle Medikamente für Heranwachsende eignen. Nicht zuletzt ist gerade bei den Kleinen ein besonders einfühlsames Vorgehen in einem kindgerechten Ambiente erforderlich, sollen sie untersucht oder behandelt werden.

All dem trägt das Gesundheitswesen Rechnung, indem es einerseits Experten für Krankheiten beim Nachwuchs, d.h. Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde, ausbildet. Andererseits gibt es in verschiedenen Fachrichtungen Spezialisierungen auf die medizinische Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Wie z. B. die Kinderkardiologie, Kinderchirurgie oder eben Kinderurologie.

Mutter mit Tochter bei einer Ärztin
Kinderurologen sorgen für eine kindgerechte Atmosphäre. Foto: Adobe Stock, (c) Konstantin Yuganov

Kinderurologie im Spital

Natürlich verlangt Kinderurologie durch die besonderen Erfordernisse einen erhöhten Zeitaufwand und speziell geschultes Personal. Deshalb werden Kinder auf kinderurologischen Stationen in Spitälern auch von speziell ausgebildeten Kinderkrankenschwestern betreut. Oft gibt es dort zudem die Möglichkeit, einen Elternteil stationär mit aufzunehmen, fällt eine große Operation bei Säuglingen, Kleinkindern oder behinderten Kindern an. Denn erfahrungsgemäß reduziert die Anwesenheit vertrauter Personen Angst und Schmerzen und damit den Bedarf an Schmerzmitteln.

Die kinderurologische Sprechstunde

Zudem bieten solche Abteilungen meist auch eine spezielle kinderurologische Sprechstunde an, eventuell sogar mit eigens für Kinder eingerichtetem Sprechzimmer. Und eine Urotherapie (Blasenschule) zur Behandlung von Gesundheitsstörungen des unteren Harntrakts wie Harninkontinenz oder Einnässen. Mittels Informationen (z. B. richtige Sitzposition auf der Toilette, Trinkmanagement), Erfassung der Trink- und Harnmenge, Schulung eines normalen Trink- und Entleerungsverhaltens, Biofeedbacktraining u.a.m., unter Zuhilfenahme von Blasentagebüchern.

Kinderurologie Wien

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