Inkontinenz bei Frauen: Wenn die Blase schlapp macht

Last Updated on: 24th November 2020, 01:57 pm

Nahaufnahme einer Frau, die die Hände im Schritt verschränkt. Inkontinenz, Harninkontinenz.
Inkontinenz (genauer: Harninkontinenz) ist ein Leiden, das besonders häufig Frauen betrifft. Wir verraten, wie die Therapie aussieht.  Adobe Stock, (c) mraoraor

Dass Inkontinenz bei Frauen so häufig vorkommt, liegt an ihrer Natur: Schwangerschaften, Geburten, eine im Alter geringere Hormonproduktion und vieles mehr überstrapazieren die Beckenbodenmuskulatur und den Schließmuskel der Harnröhre. Gegen den peinlichen ungewollten Harnabgang kann Frau aber etwas tun. Erster Schritt dazu: das Thema beim Frauenarzt und oder dem Urologen ansprechen. Wir verraten, wie die Inkontinenz Therapie aussieht, und wann eine Operation notwendig ist, um Harninkontinenz zu beheben.

Inkontinenz – was ist das?

Normalerweise sammelt die Harnblase den von den Nieren produzierten, von dort durch die Harnleiter zu ihr transportierten Urin. Bis sich Harndrang einstellt und man geplant durch die Harnröhre Wasser lässt. Vorausgesetzt, Gehirn, Rückenmark und Nerven spielen in geordneter Weise mit der Beckenbodenmuskulatur, der Harnblase und dem Schließmuskel am Harnröhrenausgang zusammen. Tun sie das nicht oder ist eine dieser Strukturen geschädigt, kommt es zu unwillkürlichem Harnabgang.

Die Fähigkeit, Ausscheidungen kontrollieren zu können, heißt Kontinenz (lat.: continentia = Zurückhalten, Selbstbeherrschung). Unter Inkontinenz versteht man demnach das Unvermögen, Harn und/oder Stuhl zurückzuhalten. Der Volksmund sagt zum unfreiwilligen Harnverlust Blasenschwäche, die Medizin bezeichnet ihn als Harninkontinenz.

Warum Inkontinenz bei Frauen? Ursachen

Warum Frauen so häufig von Harninkontinenz betroffen sind? Weil ihr Bindegewebe nachgiebiger ist, ihr Beckenboden instabiler und größer. Zusätzlich strapazieren Schwangerschaften und Geburten Muskeln, Bindegewebe und Beckenboden. Auch Hormondefizite durch die Wechseljahre, Blasenentzündungen u.a.m. tragen dazu bei, dass frau Harn verliert, obwohl sie das nicht will. Insbesondere schwere und/oder mehrfache Geburten hinterlassen gern infolge einer übermäßigen Beanspruchung des Beckenbodens eine Belastungsinkontinenz.

Im Klimakterium kommt es zu einem Rückgang der Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen. Die sind jedoch notwendig, um den Beckenboden unter einer gewissen Spannung zu halten. Ihr Schwinden kann daher eine Belastungsinkontinenz bewirken. Zusätzlich ruft der Mangel an Östrogenen Veränderungen der Harnröhrenschleimhaut hervor, die zu einer Dranginkontinenz führen können.

Unterkörper einer Frau in Hausschuhen, die mit einer Rolle Toilettenpapier in der Hand vor dem WC steht. Inkontinenz bei Frauen.
Inkontinenz trifft viele Frauen unmittelbar nach einer Geburt. Durch die richtige Therapie ist diese Form meist gut behandelbar. Adobe Stock, (c) New Africa

Warum hat man Inkontinenz? Formen

Je nach Ursachen und Symptomen unterscheidet man verschiedene Formen von Harninkontinenz, die unterschiedlich oft anzutreffen sind. Bei Frauen ist die sogenannte Belastungsinkontinenz die häufigste Ursache für unfreiwilligen Harnabgang. Gefolgt von mit steigendem Alter zunehmenden Mischinkontinenzen. Denn Frauen höheren Alters entwickeln oft zusätzlich zu einer bereits bestehenden Belastungsinkontinenz eine Dranginkontinenz.

Belastungsinkontinenz/Stressinkontinenz

Ausgelöst wird diese früher auch Stressinkontinenz genannte Harninkontinenz durch eine Schwäche des Beckenbodens und des Blasenschließmuskels. Dadurch verlagern sich die Beckenorgane nach unten (Descensus). Besonders schlimm trifft diese Verlagerung die Blase (Blasensenkung). Das ist häufig nach Geburten oder bei Übergewicht der Fall. Oder die Inkontinenz entsteht durch einen Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen, der zu einem Verlust an Spannkraft der Harnröhre und des Beckenbodens führt. Auch eine angeborene Beckenbodenschwäche kann der Grund für diese Form von Blasenschwäche sein.

Dranginkontinenz/Urgeinkontinenz

Verursacht wird die Dranginkontinenz (auch als Urgeinkontinenz, überaktive Blase, instabile Blase oder Reizblase bezeichnet) durch eine Hyperaktivität, also ungehemmte Kontraktionen des Detrusors (Harnblasenmuskel) oder übersteigerte Sensibilität der Harnblase. Diese ist nicht mehr in der Lage, eine normale Urinmenge aufzunehmen und länger zu speichern. Trotz intaktem Harnröhrenverschluss. Sie lässt sich zurückführen auf

  • Blasenleiden wie Blasenentzündungen, (Blasentumore), Blasensteine, Fehlbildungen des Harntrakts
  • Veränderungen der Harnröhrenschleimhaut durch einen Mangel an Östrogenen
  • Alterungsprozesse der Harnblase
  • Strahlenbehandlungen oder Fremdkörper in der Harnröhre
  • Verletzungen oder Schäden durch medizinische Eingriffe
  • Abflussbehinderungen, etwa infolge einer Blasensenkung
  • degenerative bzw. krankhafte Veränderungen in den für die Kontrolle der Harnblase zuständigen Hirnarealen bzw. Nerven, etwa bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Morbus Alzheimer oder Schlaganfall
  • Übergewicht oder einen Diabetes mellitus
  • psychische Faktoren

Überlaufinkontinenz

Die Überlaufinkontinenz alias Ischuria paradoxa oder Incontinentia paradoxa ist vor allem bei älteren Menschen zu finden, da sie sich durch eine erschlaffte Blasenmuskulatur auszeichnet. Die Erschlaffung kann auch durch eine diabetische Polyneuropathie oder einer anderen Nervenschädigung hervorgerufen werden. Ebenso führt eine Behinderung des Harnabflusses wie Harnsteine, Tumore oder eine Harnröhrenverengung zu einer Überlaufinkontinenz. Die Überlaufinkontinenz ist bei Frauen nicht so häufig wie bei Männern.

Reflexinkontinenz

Rückenmarksverletzungen (z.B. Querschnittslähmung) oder Krankheiten wie Multiple Sklerose, Spina Bifida (“offener Rücken“) oder schwere Bandscheibenvorfälle können eine Beeinträchtigung der Reizleitung zwischen Gehirn bzw. Nerven und Blase und somit eine mangelhafte bis fehlende Kontrolle der Blasenentleerung bewirken. Dann spricht man von einer Reflexinkontinenz, neurogenen Blase oder neurogenen Blasenfunktionsstörung.

Ältere Frau, die unter Inkontinenz leidet und müde am Bettrand sitzt.
Inkontinenz ist in der Nacht besonders belastend und führt bei vielen Betroffenen zu schlaflosen Nächten. Adobe Stock, (c) amenic181

Inkontinenz Symptome – wie merkt man es?

Typisch sind Symptome wie ungewollter Harnverlust, häufige Toilettengänge sowie plötzlicher starker Harndrang, dadurch oft auch Störungen der Nachtruhe. Doch stellen sich die Beschwerden – je nach Inkontinenzform – in verschiedenen Situationen, unterschiedlicher Kombination und Stärke ein.

Eine Belastungsinkontinenz macht sich bei einer plötzlichen Druckerhöhung im Bauchraum bemerkbar. Also beim Lachen, Husten, Niesen, Heben oder Tragen schwerer Lasten, Treppensteigen oder sportlichen Betätigungen. Bei höhergradiger Inkontinenz auch bei geringen Anstrengungen, beim Aufstehen aus dem Sitzen oder gar beim Liegen bzw. Lagewechsel im Bett.

Bei der Dranginkontinenz tritt plötzlich ein intensiver, unbeherrschbarer Harndrang und anschließend unfreiwilliger Harnabgang auf. Besonders belastend: auch nachts (Nykturie).  Der Harndrang kann so stark sein, dass nicht mehr rechtzeitig die Toilette erreicht wird. Bei leichteren Formen (Reizblase) finden zwar auch vermehrt Toilettengänge statt, doch ist es noch möglich, den Harndrang zu kontrollieren. Beim häufigen Urinieren werden nur geringe Mengen Harn gelassen (Pollakisurie).

Eine Reflexinkontinenz tritt als überaktive Blase oder unzureichende Blasenentleerung auf, was zu Infektionen und einer Nierenschädigung durch Harnrückstau führen kann. Ohne dass Harndrang verspürt wird, geht plötzlich Harn ab.

Inkontinenz beim Mann – Symptome

Die Form der Inkontinenz, die am häufigsten bei Männern auftritt, ist die Überlaufinkontienz. Sie zeichnet sich durch eine übervolle Blase aus, die nicht entleert werden kann. Daher steigt in ihr der Druck. Bis ihm der Schließmuskel nicht mehr Stand halten kann. Dann kommt es zu unkontrollierbaren Abgängen kleiner Harnmengen. Beim Wasserlassen wird nur ein schwacher Harnstrahl abgesetzt. Da die Blase nie leer ist (“Restharn“), führt diese chronische Harnretention zu ihrer Überdehnung. Als Spätfolge droht eine durch einen Harnrückstau bedingte Schädigung der Nieren.

Wie erkennt der Arzt eine Inkontinenz?

Zunächst erfolgt eine sogenannte Basisdiagnostik, die auch der Hausarzt durchführen kann. Sie besteht aus der Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), einer körperlichen Untersuchung (vor allem des Unterbauchs und des Genitalbereichs) und Harntests zum Nachweis eines eventuellen Harnwegsinfekts. Darüber hinaus macht der Arzt einen Ultraschall der Blase vor und nach Entleerung, um zu überprüfen, ob nach der Entleerung Restharn zurückbleibt.

Je nachdem, welche Ursachen der Arzt für die Harninkontinenz vermutet, kommen weitere Diagnose-Verfahren zur Anwendung. Etwa eine gynäkologische Untersuchung inklusive Ultraschall beim Frauenarzt. Häufig wird die Patientin zur weiteren Abklärung an einen Urologen überwiesen.

Ältere Frau, die auf dem Sofa sitzt und sich die schmerzenden Nieren hält. Inkontinenz bei Frauen.
Manche Formen der Inkontinenz können langfristig die Nieren schädigen, wodurch es zu Rückenschmerzen kommen kann. Adobe Stock, (c) Prostock-studio

Was macht der Urologe?

Den Urologen interessiert zum Beispiel zwecks Funktionsbeurteilung der Ablauf der Blasenentleerung. Daher führt er eine Urodynamik durch. Eine Zysto(mano)metrie, d.h. Messung der während des Wasserlassens herrschenden Druckwerte in der Blase. Hierzu wird diese über einen Katheter vollständig entleert, dann langsam mit warmer Kochsalzlösung gefüllt. Und der Druck in ihr zu verschiedenen Zeitpunkten vor und während der Füllung über ein Manometer gemessen. Eine zusätzliche Messsonde im Enddarm verhindert Verfälschungen der Messergebnisse durch den Druck im Bauchraum, indem sie diesen registriert.

Während des Verfahrens fragt der Urologe nach, ob ein Harndrang besteht und wie stark dieser ist und dokumentiert eventuelle Harnabgänge. Ist die Blase so stark gefüllt ist, dass sich Harndrang einstellt, fordert die Patientin auf, zu urinieren und misst dann erneut den Druck. So erhält er Hinweise auf die Art der vorliegenden Inkontinenz und das Risiko für eine Nierenschädigung und kann einschätzen, ob eine Operation zur Behebung der Inkontinenz Erfolg verspricht.

Eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) wird in der Regel vor geplanten operativen Maßnahmen durchgeführt. Denn sie erlaubt eine gute Beurteilung der Harnröhre und Harnblase.

Inkontinenz Therapie

Die Therapie der Inkontinenz hängt einerseits von der Ursache, andererseits von der jeweils vorliegenden Form der Harninkontinenz ab. Ist die Blasenschwäche die Folge einer anderen Erkrankung, ist eine gezielte Behandlung dieser Krankheit erforderlich. Anderenfalls bieten sich Therapieoptionen wie Beckenbodentraining und Medikamentengabe an. Bei besonders schweren Fällen kann auch die Katheterisierung oder eine Operation infrage kommen.

Belastungsinkontinenz Therapie

Bei einer Belastungsinkontinenz ist ein Beckenbodentraining oft sehr wirkungsvoll. Um zu lernen, die Beckenbodenmuskulatur gezielt einzusetzen, d.h. den richtigen Muskel zur richtigen Zeit anzuspannen. Dazu muss es jedoch richtig ausgeführt werden. Daher ist es ratsam, das Training unter professioneller Anleitung eines darauf spezialisierten Physiotherapeuten zu erlernen. Und es in der Folge auch zu Hause über Jahre konsequent zu üben.

Seine Effektivität lässt sich durch den Einsatz einer Elektrotherapie (TENS = Transkutane Elektrische Nervenstimulation) steigern. Bei dieser neuromuskulären Elektrostimulation wird über Hautelektroden schmerzlos Strom appliziert, der die Beckenbodenmuskulatur passiv anspannen lässt. Somit wird die Funktion der Muskelgruppen von der Patientin wahrgenommen und sie kann sie besser trainieren. Auch Biofeedback unterstützt das Beckenbodentraining.

Auch Injektionen von Substanzen wie Hyaluronsäure oder Polyacrylamid-Gel unter die Schleimhaut der Harnröhre können zu einer Verbesserung der Situation führen, weil sie den Widerstand am Blasenausgang erhöhen. Nachteile der Methode sind ausbleibende Langzeiterfolge, sodass sie wiederholt werden muss sowie eine hohe Komplikationsrate.

Unterkörper einer jungen Frau, die die Hände vor dem Schritt verschränkt. Inkontinenz, Harninkontinenz.
Inkontinenz (genauer: Harninkontinenz) ist ein Leiden, das besonders häufig Frauen betrifft. Wir verraten, wie die Therapie aussieht. Adobe Stock, (c) romankrykh

Dranginkontinenz Therapie

Hier gilt es, zuallererst die Ursache der Blasenschwäche zu beseitigen. Das ist häufig eine Blasenentzündung, die z.B. mit Antibiotika behandelt wird. Oder ein Hormonmangel, der mithilfe einer Hormonersatztherapie ausgeglichen werden kann. Gegen die Symptome der Inkontinenz hilft ein gezieltes Kontinenztraining, d.h. Miktions-, Beckenboden- und Toilettentraining. Dabei werden neue Verhaltensmuster eingeübt. Etwa, bei überfallsartig auftretendem Harndrang nicht sofort zur Toilette zu eilen, sondern zu versuchen, durch Anspannen des Beckenbodens den Drang zu überwinden. Der daraufhin normalerweise nach etwa 20 Sekunden wieder abebbt. Erst dann ist der Toilettengang angesagt.

Unterstützend wirkt eine Elektrotherapie der Beckenbodenmuskulatur. Zudem Anticholinergika, Medikamente, die dem gehäuften, starken Harndrang entgegenwirken, indem sie die Spannung der Harnblasenmuskulatur beeinflussen.

Botox-Injektionen in verschiedene Stellen der Harnblasenwand im Rahmen einer Harnblasenspiegelung unter lokaler Betäubung führen zu einer Entspannung der Blasenmuskulatur.  Und damit zu einer zeitlich begrenzten (meist 6 bis 12 Monate) Besserung der Symptomatik bei einer überaktiven Blase.

Überlaufinkontinenz Therapie

Zunächst erfolgt die regelmäßige Entleerung der übervollen Blase, üblicherweise mithilfe eines Katheters. Das kann die Patientin auch selbst erlernen. Dann gilt es, eventuelle Hindernisse für den Harnabfluss möglichst zu beseitigen oder die Blase zu kräftigen. Manchmal ist es nötig, als Zwischenmaßnahme bis zur Operation oder auch zur dauerhaften Harnableitung die Harnblase mittels eines Katheters durch die Bauchdecke zu entlasten.

Inkontinenz Medikamente

Medikamente zur Behandlung einer Dranginkontinenz sind Antimuskarinika, auch Anticholinergika genannt. Sie blockieren den körpereigenen Neurotransmitter Acetylcholin an seinen Rezeptoren (Bindungsstellen), sodass er nicht mehr unwillkürliche Muskelkontraktionen auslöst. Mögliche Nebenwirkungen sind z.B. Mundtrockenheit oder Verstopfung. Duloxetin, eigentlich ein Antidepressivum, hemmt die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Es dient zur Behandlung einer Belastungsinkontinenz. Mögliche Nebenwirkungen sind z.B. Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Müdigkeit.

Ältere Dame mit Inkontinent, die von einer jungen Vertreterin für Inkontinenzmaterial beraten wird.
Inkontinenzmaterial ist für viele Betroffene eine gute Möglichkeit, mit der Blasenschwäche umzugehen und den Alltag zu meistern. Adobe Stock, (c) tibanna79

Inkontinenz Operation

Wenn konservative Behandlungsverfahren nicht mehr ausreichen, um eine Inkontinenz zu beheben, stehen entsprechende Operationsmethoden zur Verfügung. Das gängigste Verfahren zur Therapie einer Belastungsinkontinenz ist das Einbringen einer Kunststoffschlinge unter die Harnröhre. Genannt TVT (Tension-free Vaginal Tape), wenn das mittels eines kleinen Schnitts durch die Bauchdecke geschieht, TVT-O (Tension-free Vaginal Tape Obturator), wenn es über die Schenkelbeuge erfolgt. Der Eingriff hat hohe Erfolgschancen, birgt jedoch auch einige Risiken. Wie etwa, dass das Bandmaterial Entzündungen, Schmerzen oder ein Fremdkörpergefühl auslöst.

Besteht zusätzlich zur Belastungsinkontinenz eine komplexe Senkung des Beckenbodens, kann auch das Einlegen von größeren Netzen in den Beckenboden erforderlich sein. Als Alternative bietet sich an, den Blasenhals operativ ohne Einbringen von Netzmaterial anzuheben (“Kolpussuspension nach Burch“). Kommt es nach Jahren erneut zur Inkontinenz, ist eine Wiederholung des Eingriffs notwendig.

Bleibt der Therapieerfolg aus, kann der Urologe einen künstlichen Schließmuskel implantieren. Das heißt, um die Harnröhre wird eine aufblasbare Manschette gelegt, die ein Pumpensystem füllt bzw. leert.

Was zahlt die Krankenkasse bei Inkontinenz?

In Österreich übernehmen die Sozialversicherungsträger bei entsprechender medizinischer Indikation üblicherweise sämtliche Kosten für alle notwendigen und zweckmäßigen Therapien. Sind nicht-operative Therapien der Blasenschwäche also nicht von Erfolg gekrönt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Operation. Zu der Kostenübernahme für Inkontinenzmaterial findest du weiter unten alle wichtigen Informationen.

Inkontinenz – was kann ICH tun?

Das beste “Hausmittel“ gegen Blasenschwäche ist ein gesunder Lebensstil. Denn körperliche Fitness, Normalgewicht, Rauchverzicht und eine geregelte Verdauung bieten einen recht guten Schutz gegen eine Inkontinenz. Weil sie einer übermäßigen Belastung des Beckenbodens vorbeugen. Doch ist es wichtig, beim Thema Bewegung auf die richtige Wahl der Sportart zu achten. Denn es gibt solche, die den Beckenboden belasten bzw. den Druck im Bauchraum erhöhen (z.B. Gewichtheben).

Abgesehen davon trinken viele Frauen zu wenig, schieben den Gang zum WC auf oder treten ihn trotz geringer Blasenfüllung quasi vorbeugend an. All das kann zur Harninkontinenz beitragen. Denn dann verlernt die Blase, sich ausreichend zu füllen oder vollständig zu entleeren. Richtiges Trink- und Miktionsverhalten ist also wichtig. Das heißt:

  • tagsüber viel trinken, am besten Wasser, Kräutertees oder verdünnte Säfte
  • die Blase stimulierende, harntreibende, d.h. koffein- oder kohlensäurehältige Getränke in Maßen konsumieren
  • vor dem Schlafengehen keine großen Mengen trinken.
  • sich beim Toilettengang Zeit lassen und die Blase ganz leeren

Wo kann ich Inkontinenzmaterial kaufen?

Inkontinenzmaterial – darunter versteht man Hilfsmittel für den Alltag zur Bewältigung einer Inkontinenz. Beispielsweise Einlagen (mit oder ohne Netzhosen), Slips, wie Unterhosen tragbare Pants, Windeln oder Bettschutzeinlagen. Inkontinenzmaterial kannst du in Sanitätshäusern oder auch Apotheken kaufen. Inkontinenzeinlagen & Co. sind auch per Online-Versand erhältlich.

Wer verordnet Inkontinenzmaterial?

Inkontinenzmaterial wird vom behandelnden Arzt per Verordnungsschein verschrieben. Hierbei kann es sich sowohl um deinen Hausarzt als auch um einen Urologen oder deine Frauenärztin handeln.

Wer zahlt Inkontinenzmaterial?

Für bestimmte Produkte wie z.B. Ein- und Vorlagen oder Windeln leisten die Krankenversicherungsträger Unterstützung, sofern dafür eine ärztliche Verordnung ausgestellt wurde. In welchem Umfang, variiert je nach Krankenkasse.

Inkontinenz ansprechen – wie mache ich das?

Harninkontinenz ist kein rein körperliches Problem. Sie belastet auch die Seele, nagt am Selbstwertgefühl. Die Lebensqualität leidet, wenn man sich immer und überall vergewissern muss, rechtzeitig eine Toilette vorzufinden. Wenn man sich an Veranstaltungen und Treffen nicht mehr teilzunehmen traut, weil man fürchtet, die Umgebung könnte etwas von dem “Undicht sein“ mitbekommen. Etwa in Form einer Geruchsentwicklung. Darauf reagieren viele Inkontinente mit Rückzug, Isolation, oft sogar Depressionen.

Gute Nachricht: Blasenschwäche lässt sich in den allermeisten Fällen beheben! Erster Schritt dazu: sich einen Ruck geben und dem Hausarzt das Problem schildern. Wetten, er hört davon nicht zum ersten Mal?

Hilfe zur Selbsthilfe

Beratung/SelbsthilfegruppeAdresseTelefon
Selbsthilfe InkontinenzkrankerAugartenstr. 26-28, 1020 Wien01/ 513 69 21
Selbsthilfe InkontinenzkrankerLustkandlgasse 37/12, 1090 Wien01/ 319 49 47
Inkontinenz (Harn- bzw. Stuhlverlust) – SIM – Selbsthilfe inkontinenter MenschenJohannesgasse 9-13/1/6/20, 1010 Wien01/966 50 19
KLIBS (= künstlicher Blasenschließmuskel und Selbstkatheterismus) – SIM – Selbsthilfegruppe inkontinenter MenschenJohannesgasse 9-13/1/6/20, 1010 Wien01/ 513 69 21
Selbsthilfegruppe Harn und Stuhlinkontinenz SteiermarkNeupauerweg 81, 8052 Graz,0316/25 14 17
Selbsthilfegruppe Harn und Stuhlinkontinenz – Linz – OberösterreichGruberstrasse 77, 4020 Linz0732/79 76 66
Beratungstelefon der Medizinischen KontinenzgesellschaftSchwarzspanierstraße 15/3/1, 1090 Wien0810 / 100 455 (Ortstarif aus ganz Österreich)
Kostenlose (anonyme) KontinenzberatungLaudongasse 29-31, 1080 Wien01/40 00 – 66 503 oder 01/40 00 – 66 976

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