Schimmel entfernen: Tipps, Tricks und Mietrecht
Last Updated on: 3rd Oktober 2019, 12:28 pm
Schimmelbildung hat immer mit Feuchtigkeit zu tun, sei es aufgrund eines Wasserschadens, undichter Fenster oder zu viel Schwitzwasser, das unter der Tapete zu einer Nährlösung für die Sporen wird. Doch ab wann ist der Schimmelbefall gesundheitsschädlich? Und funktioniert Schimmel entfernen als DIY-Projekt oder braucht man professionelle Unterstützung? Wir haben uns verschiedene Hausmittel gegen Schimmelbildung angesehen und verraten, wer die Kosten für die Schimmelschadensanierung trägt.
Wie Schimmel erkennen?
Ist der Schimmel mal im Haus, macht er sich optisch durch Merkmale wie dunkle oder helle Flecken (sogenannte Stockflecken) bemerkbar. Manchmal kann auch eine wellige Tapete ein Hinweis darauf sein, dass der Putz beziehungsweise das Mauerwerk dahinter schimmelt. Die optischen Anzeichen für Schimmelbildung sind häufig durch einen muffigen, leicht erdigen Geruch begleitet. Dieser wird oft wahrgenommen, bevor die ersten Flecken erscheinen, da der Schimmel sich für gewöhnlich an versteckten Stellen entwickelt (zum Beispiel in Ecken, hinter Möbeln und unter Tapeten).
In Österreich wird Schimmelbefall in Häusern und Wohnungen in vier Kategorien (von null bis drei) eingeteilt. Die Einteilung richtet sich danach, ob die Mieter/ Hausbesitzer den Schimmel im Alleingang mit Hausmitteln und entsprechenden Produkten entfernen können, oder ob die Schimmelbekämpfung professionell durchgeführt werden muss. Außerdem wird durch die Kategorisierung auch das Gefährdungspotenzial für die Gesundheit eingeschätzt.
Wodurch entsteht Schimmel?
Kategorie 0: oberflächliche Schimmelbildung durch Raumfeuchtigkeit
In der Kategorie 0 sind die Anzeichen des Befalls auf einer Fläche von bis zu 100 cm² zu finden. Die oberflächliche Schimmelbildung entsteht aufgrund der Raumfeuchtigkeit und bildet leichte punktuelle Verfärbungen aus. Der Schimmel ist nur an einer Stelle und in einem Raum zu finden. Zurückliegende Probleme wie Rohrbrüche, Wasserschäden oder ein vergangener, intensiver Befall liegen nicht vor. In der Kategorie 0 handelt es sich um den Normalzustand bis hin zu geringen Schäden, die für die Gesundheit und die Bausubstanz unkritisch sind. Die Beseitigung mit Hausmitteln und Chemikalien ist sehr gut möglich. Um neuerlichen Befall deiner Wände mit Schimmel zu verhindern, solltest du regelmäßig und richtig lüften.
Kategorie 1: intensiver beziehungsweise fortgeschrittener Schimmelbefall
Die Kategorie 1 beschreibt geringe bis mittlere Schäden durch Schimmelbildung, die bereits Folgen für die Gesundheit haben können. Der Befall ist für die Bausubstanz unkritisch, kann aber schnell umschlagen und auch tiefere Schichten befallen. Die Folgen sind dann dementsprechend intensiver. Die Kategorie bezeichnet das Wachstum von Schimmelpilzen bis zu einem halben Quadratmeter mit vereinzelten Stellen oder eine Fläche von bis zu 100 cm² mit intensivem Bewuchs. Auch in dieser Kategorie gibt es keine Vorgeschichte wie Wasserrohrbruch oder zugrunde liegende Fehler in der Bausubstanz (zum Beispiel fehlende Dämmung oder Wärmebrücken).
Kategorie 2: intensives Schimmelwachstum, das an die Bausubstanz geht
Spätestens in Kategorie 2 ist professionelle Hilfe erforderlich. Der Befall ist intensiv, geht über die punktuelle Erscheinung auf einer Fläche von 0,5 m² hinaus oder bildet einen dichten Wuchs auf einer Fläche von über 100 cm². Der Bewuchs tieferer Schichten, der Befall mehrerer Stellen in einem Raum oder mehrerer Räume werden festgestellt. In die Kategorie 2 fallen auch jene Arten von Schimmel, die sich nur durch den Geruch bemerkbar machen, optisch aber nicht gleich zu erkennen ist. Hierbei handelt es sich häufig um schwarzen Schimmel, der lange Zeit unbemerkt im Mauerwerk wächst. Die Auswirkungen für die Gesundheit sind nun groß und auch die Bausubstanz wird in Mitleidenschaft gezogen.
Kategorie 3: intensiver Befall, der stark gesundheitsgefährdend ist
In der Kategorie 3 ist der Befall auf einer Fläche von über 10 m² punktuell verbreitet oder auf einer Fläche von 2 m² dicht verbreitet. Die Folgen für die Gesundheit sind enorm und auch die Bausubstanz leidet. Die Räumlichkeiten sollten, bis die Art des Pilzes festgestellt ist, nicht ohne Schutzausrüstung (Anzug und Atemschutz) betreten werden. Hier musst du unverzüglich handeln! Wer den Schimmel professionell entfernen möchte, sollte auf eine Analyse des Hausstaubs, der Luft oder der Bausubstanz zurückgreifen. Diese gibt Auskunft, um welchen Pilz es sich handelt und wie intensiv die Folgen für die Gesundheit sind. Die Unterscheidung erfolgt entweder anhand der Sporen oder anhand der Stoffwechselendprodukte.
Achtung: Schimmelbildung der Kategorien 2 und 3 entsteht normalerweise infolge unentdeckter beziehungsweise nicht fachgerecht beseitigter Wasserschäden oder auch aufgrund von baulichen Mängeln. Für die dauerhafte Schimmelentfernung können also (größere) Umbaumaßnahmen in deiner Wohnung oder deinem Haus notwendig sein. Dies gilt zum Beispiel, wenn die Dämmung mangelhaft ist, sich irgendwo Wärmebrücken befinden oder ein richtiges Lüften der Wohnung aufgrund der Raumaufteilung o. ä. nicht möglich ist.
Was kann Schimmel verursachen?
Schimmel kann nicht nur dauerhafte Schäden an der Bausubstanz des befallenen Gebäudes verursachen, sondern eine große Menge an Schimmelpilzen kann ernsthafte gesundheitliche Folgen für die Bewohner haben. Die eingeatmeten Pilzsporen können allergische Reaktionen auslösen, die unter anderem mit Symptomen wie chronischen Kopfschmerzen, Schnupfen, Husten, Schlafstörungen und brennenden Augen einhergehen. Die WHO schätzt sogar, dass das Risiko, Asthma oder ernsthafte Atemwegserkankungen zu entwickeln, bei dauerhafter Belastung durch Schimmelsporen um bis zu 75 % steigt.
Schimmelpilzallergie feststellen
Bei Verdacht auf eine Schimmelpilzallergie solltest du zunächst deinen Hausarzt aufsuchen. Dieser kann dich bei Bedarf an einen Spezialisten überweisen. Normalerweise wird zunächst ein Bluttest gemacht, um Antikörper gegen Schimmel nachzuweisen. Hast du Antikörper im Blut, liegt tatsächlich eine Schimmelallergie vor. Als nächstes folgt der sogenannte Prick-Test, bei dem der Hautkontakt mit verschiedenen Schimmelpilzarten getestet wird.
Fällt auch dieser Test positiv aus und der Arzt weiß, mit welcher Form von Schimmelpilzallergie er es zu tun hat, beginnt die Behandlung. Allergische Entzündungsreaktionen werden normalerweise mit Cortison behandelt, während der Arzt den Pilzsporen in deiner Lunge mit einem Antimykotikum (= Arzneimittel zur Behandlung von Pilzinfektionen) zu Leibe rückt.
Wie am besten Schimmel entfernen?
Welche Hausmittel helfen beim Schimmel entfernen? Essig, Spiritus & Co
In Fällen der Kategorien 0 und 1 ist es möglich, dem Schimmel mit Hausmitteln wie Brennspiritus, Essig und hochprozentigen Alkoholen zu Leibe zu rücken. Auch Zitronensäure und Backpulver können helfen, einen oberflächlichen Befall zu zerstören. Hierfür trägst du das Hausmittel deiner Wahl auf die befallenen Stellen an Wänden, Fensterrahmen usw. auf und “putzt” den Schimmel quasi weg (hierfür eignen sich alte Zahnbürsten ganz hervorragend). Häufig bleiben nach dieser Prozedur (gelbliche) Verfärbungen zurück, die du entweder überstreichen oder mit Chlor bleichen kannst.
Schimmelbildung vermeiden – aber wie?
Leichte Schimmelbildung ist normalerweise die Folge einer zu hohen Luftfeuchtigkeit und/oder schlechter Lüftungszyklen. Um einer erneuten Schimmelbildung vorzubeugen, solltest du bei sämtlichen Türen und Fenstern die Abdichtungen überprüfen und dich streng an die vorgeschriebenen Lüftungszyklen halten. Regelmäßiges kurzes Lüften mit komplett offenen Fenstern ist wesentlich effektiver als dauerhaftes Lüften mit gekippten Fenstern. Außerdem solltest du deine Wäsche möglichst nicht in der Wohnung trocknen, da die Feuchtigkeit hier nur schlecht entweichen kann.
Ist die hohe Luftfeuchtigkeit ein dauerhaftes Problem oder kommt der Schimmel an bestimmten Stellen (zum Beispiel an der Wand) immer wieder zurück, solltest du zunächst die Ursachen überprüfen lassen. Ein Profi für Wasserschadensanierung kann die Feuchtigkeit in den Wänden testen und dir bei Bedarf einen Bautrockner bereitstellen. Im kleineren Rahmen leisten auch Raumentfeuchter, Heizstrahler, Infrarot-Lampen oder Infrarotheizungen gute Dienste.
Schwarzen Schimmel im Mauerwerk und Schimmel im Bad entfernen
Schimmelbildung im Bad ist leider keine seltene, aber dafür um so gefährlichere Angelegenheit. Das, was am Fenstersturz, in den Fugen der Dusche und unter dem Silikon wächst und gedeiht, ist nämlich häufig schwarzer Schimmel (lat. Aspergillus niger). Von diesem gibt es mehr als 350 verschiedene Arten – und jede einzelne ist stark gesundheitsschädlich. Schwarzer Schimmel wächst bereits ab 6°C und gedeiht bis zu Temperaturen von 45°C weiter. Aus diesem Grund sind Räume mit starken Temperaturunterschieden wie Badezimmer, Keller, Dachboden und Garage auch besonders gefährdet. Schwarzer Schimmel zeigt sich allerdings nicht nur IN Räumen: Er sitzt auch häufig im Mauerwerk.
Dies ist besonders oft der Fall, wenn die Wände im Zuge der Rohbauphase nicht vollständig durchgetrocknet wurden bzw. wenn Kältebrücken vorhanden sind. Der Schimmel bildet sich dann im Inneren der Mauer und die überraschten Mieter sehen ihn erst, wenn sie die Tapete von der Wand reißen. Die Erkrankungen, die schwarzer Schimmel auslösen kann, reichen von (relativ einfachen) Allergien über Bauchfellentzündungen und Lungenleiden bis hin zu schweren Infektionen. Wer nicht sicher ist, wie das Schimmel entfernen mit Chlor funktioniert, findet hilfreiche Anleitungen bei Youtube.
Schwarzen Schimmel bekämpfen
Bei Schimmel im Bad helfen keine Hausmittel mehr. Eine Chemikalie, die beim Schimmel entfernen gute Erfolge bringt, ist Chlor. Da hoch konzentrierter Chlor organische Materialien zersetzt, löst der Schimmelpilz sich innerhalb von Sekunden auf, sobald du das Mittel aufgebracht hast. Wenn du mit reinem Chlor arbeitest, bleibt auf weißem Untergrund (Tapeten, Wandfarbe, Türrahmen etc.) meist eine gelbliche Verfärbung zurück. In vielen fertigen Produkten ist jedoch ein gewisser Prozentsatz an Bleiche enthalten, wodurch die Verfärbung weniger intensiv ausfällt.
Reiner Chlor schafft es sogar, schwarzen Schimmel aus den Fugen der Dusche zu entfernen. Du solltest mit dem Schimmel entfernen allerdings nicht zu lange warten, denn je tiefer die Sporen ins Mauerwerk eindringen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du den Schimmel vollständig entfernen kannst.
Schimmel entfernen nach Wasserschaden
Nach einem Wasserrohrbruch oder bei einer feuchten Wand aufgrund baulicher Mängel ist das Problem deutlich größer als bei oberflächlichem Schimmelwachstum aufgrund gelegentlich hoher Luftfeuchtigkeit. In der Regel müssen hier die Wände geöffnet und vollständig durchgetrocknet werden, um den Schimmel vollständig zu entfernen. Diese Arbeit kann ausschließlich von einem Fachmann für Wasserschadensanierung durchgeführt werden. Ist die Ursache beseitigt, sollten sämtliche Tapeten entfernt und die Wand komplett neu verputzt werden.
Schimmel entfernen: Wer zahlt?
Was kostet Schimmel entfernen?
Bei oberflächlichem Schimmel kostet dich die Beseitigung etwa € 50 bis 100. Soviel zahlst du für eine ausreichende Menge an Chlor bzw. Kombinationsprodukten aus Chlor und Bleiche, Schutzkleidung und Pinsel zum Auftragen. Bei argen Verfärbungen müssen die behandelten Stellen überstrichen werden, das heißt in diesen Fällen kommen noch die Kosten für die Farbe hinzu. Wenn du einen Profi damit beauftragst, den Schimmel aus deiner Wohnung oder deinem Haus zu entfernen, variieren die Koste je nach Tiefe und Art des Befalls sowie der Intensität der Ausbreitung.
Wer zahlt das Schimmel entfernen? Mietrecht
Wenn du Schimmel entdeckst, die Wohnung/das Haus aber nicht dir gehört, solltest du immer zunächst deinen Vermieter benachrichtigen. Handelt es sich um oberflächlichen Schimmel, der noch keine Schäden an der Bausubstanz verursacht hat, musst du diesen selbst beseitigen und auch die Kosten tragen. In diesem Fall ist die Schimmelbildung nämlich sehr wahrscheinlich durch mangelndes Lüften und Heizen entstanden. Bestehst du darauf, dass dein Vermieter den Schimmel beseitigt, bist du in der Nachweispflicht: Nur, wenn du beweisen kannst, dass du die Schimmelbildung nicht zu verschulden hast, liegt die Verantwortung beim Vermieter.
Sitzt der Schimmel im Mauerwerk, dringt also von außen in den Raum, sollte ein Gutachten angefordert werden. Wenn bewiesen werden kann, dass die Schimmelbildung aufgrund baulicher Mängel oder anderer, vom Mieter nicht zu beeinflussenden Gründe, erfolgte, trägt der Vermieter die Kosten für Schimmelentfernung und Sanierung. In diesem Fall kannst du außerdem eine Mietminderung geltend machen.
Mietminderung bei Schimmel
Schimmel in der Mietwohnung ist auf jeden Fall ein Grund, den Mietzins zu mindern. Es ist jedoch enorm wichtig, dass du das Ganze korrekt angehst. Das bedeutet, dass du deinen Vermieter sofort darüber informieren musst. Da Schimmelpilze immer eine potenzielle Gesundheitsgefährdung darstellen, ist eine Mietminderung theoretisch sofort möglich. Du musst diese jedoch schriftlich ankündigen und darfst das Geld nicht einfach einbehalten. Je nach Ausmaß der Schimmelbildung sind Reduktionen bis 100% möglich. Idealerweise lässt du dich von deinem Anwalt beraten. Dieser wird den Vermieter darüber verständigen, dass die Miete vorerst unter Vorbehalt gezahlt wird – so bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.