Sternenkinder: Abschied und Trauer

Last Updated on: 1st Juni 2022, 04:02 pm

Sternenkinder
Der perinatale Kindstod: Sternenkinder kommen direkt in den Himmel. Foto: Adobe Stock, (c) zwiebackesser

Wenn Kinder noch während der Schwangerschaft, bei oder kurz nach der Geburt versterben, bezeichnen wir sie als Sternenkinder. Der perinatale Kindstod ist für Eltern mit unsagbarem Leid verbunden. Wie Betroffene damit umgehen und auf welche Formen der Trauerarbeit sie zurückgreifen können, erfährst du in diesem Artikel.

Sternenkinder: Wie damit umgehen?

Für Eltern ist der Tod des eigenen Kindes die schmerzhafteste Erfahrung des Lebens. Konfrontiert mit diesem Verlust, fühlen sich Menschen mit ihrem Schmerz allein. Denn eine emotionale Bindung zum Kind findet bereits während der Schwangerschaft statt. Für die Trauer um verstorbene Kinder gibt es in unserer Welt keine gesellschaftlichen Konventionen, keine universelle Anleitung. Frühere Generationen haben den Tod der eigenen Kinder tabuisiert. Seelische Trauerarbeit wurde auf diese Weise unmöglich gemacht.

Der Wortschöpfung “Sternenkind” liegt die Idee zugrunde, dass das Kind in den Himmel kommt und dort als Stern die Nacht erhellt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich einiges zum Positiven geändert: Es gibt einen offenen Diskurs, zahlreiche Selbsthilfegruppen, gemeinnützige Organisationen, an die man sich in dieser schwierigen Zeit wenden kann. Eltern erzählen von ihren Erfahrungen und teilen ihr Leid mit anderen Betroffenen. Denn wer den Tod des eigenen Kindes nicht selber erlebt hat, kann den Verlust nicht nachempfinden.

Sternenkinder: Sternenhimmel
Kinder, die bei der Geburt sterben, kommen direkt in den Himmel, wo sie nachts als Sterne leuchten. Foto: Adobe Stock, (c) robert

Sternenkinder: bewährte Formen der Trauerarbeit

  • Bewusstes Abschiednehmen (z. B. durch Halten oder eine Berührung)
  • Psychotherapeutische Betreuung
  • Bestattung und Trauerrituale
  • Gespräche mit Freunden und Betroffenen (z. B. in Selbsthilfegruppen)
  • Aufbewahren von Erinnerungen (Bilder, Wickeltücher, Mutter-Kind-Pass etc.)

Bewusstes Abschiednehmen

Ein Abschiednehmen mit körperlicher Berührung kann dabei helfen, die Trauerarbeit besser zu bewältigen. Die Schwangerschaftswoche entscheidet natürlich darüber, ob ein solcher Abschied überhaupt möglich ist. Ist dies jedoch der Fall, sollten sich Eltern die Zeit nehmen, das Kind im Arm zu halten, es sich anzuschauen und es zu berühren.

Psychotherapeutische Betreuung

Bereits im Krankenhaus kann es hilfreich sein, wenn der Trauerprozess von einem Psychotherapeuten begleitet wird. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist es hilfreich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weitergehende Informationen zu Selbsthilfgruppen, Trauerbegleitung sowie Trauer-Therapie findest du in unserem Blogbeitrag Trauerbegleitung: zwischen Erinnern und Neuanfang.

Bestattung und Trauerrituale

Trauer ist eine zutiefst persönliche und individuelle Herausforderung und folgt keinem 5-Stufen-Plan. Wichtig ist es jedoch, sich für seine Schmerzen so viel Zeit wie nötig zu nehmen. Bei Paaren ist es besonders wichtig, mit der Trauer des anderen respektvoll umzugehen und auch individuelle Trauer zuzulassen. Ein Leben mit dem Tod der eigenen Kinder verlangt rund um die Uhr psychische Kraft.

Das Trauern ist ein Ritual, das die Seele reinigt. Es besitzt die Energie, die uns von hartnäckigen Regenwolken und offenen Wunden in unserem Leben befreien kann. – Sobonfu Somé

Egal ob das Baby noch zu klein war oder nicht, um urkundlich einen Namen zu bekommen – die meisten Eltern geben ihren Sternenkindern einen Namen. Außerdem ist es für viele Eltern auch ein Anliegen, eine Grabstelle besuchen zu können. Viele Bestattungsunternehmen bieten mittlerweile auch Bestattungen für Sternenkinder an.

Gespräche mit Freunden und Betroffenen

Ein Gespräch mit nahestehenden Menschen über das Geschehene ist bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch auch bei Freunden und Familie kann man auf Unverständnis stoßen. Darum ist es sehr wichtig, das Gespräch mit Leidensgenossen zu suchen. Selbsthilfegruppen sind hier ein gutes Mittel. Eine erste Anlaufstation ist beispielsweise die Selbsthilfegruppe Regenbogen. Der Verein Pusteblume wurde von einer Mutter zweier Sternenkinder gegründet und organisiert die Selbsthilfegruppe Ein Hauch von Leben.

Aufbewahren von Erinnerungen

Ein Gipsabdruck der Hände oder der Füße, das Wickeltuch, ein Haarbüschel – über eine unmittelbare Erinnerung an das gemeinsame Kind freuen sich die meisten Eltern. Ein besonderes Kleinod ist auch ein Foto vom Sternenkind:

Die in Deutschland und Österreich tätige Organisation Dein Sternenkind (Kontakt) ist ein Verbund von circa 650 ehrenamtlich tätigen Fotografen. Auf Wunsch kommen sie zu den betroffenen Eltern ins Krankenhaus, um als Erinnerung Fotos vom gemeinsamen Kind zu machen. Viele Eltern verspüren den Wunsch, die Erinnerung an das Kind mit einem liebevoll arrangierten Foto festzuhalten.

Sternenkinder: brennende Kerzen
Kleine Erinnerungsstücke sind für die meisten Betroffenen sehr wichtig. Foto: Adobe Stock, (c) Gudrun

Wie werden Sternenkinder beerdigt?

Die gesetzliche Lage in Österreich unterscheidet zwischen Sternenkindern unter 500 g (medizinisch: Fehlgeburt) und über 500 g Geburtsgewicht (medizinisch: Totgeburt). Zeitlich gesehen handelt es sich bis zur 24. Schwangerschaftswoche um eine Fehlgeburt, ab der 24. Schwangerschaftswoche um eine Totgeburt.

Sternenkinder unter 500 g

In fast allen Bundesländern gilt bei Sternenkindern unter 500 g eine Bestattungspflicht. Ausnahmen sind hier Kärnten, Tirol und Oberösterreich, wo es allerdings – wie auch bundesweit – ein Bestattungsrecht gibt. Eltern können sich um eine Bestattung kümmern, wenn sie dies wünschen.

Sternenkinder unter 500 g werden in Wien im Auftrag der Stadtgemeinde eingeäschert und vier Mal im Jahr (1. Freitag im März, Juni, September, Dezember) in einem Sammelgrab am Zentralfriedhof bestattet. Im Rahmen der Urnenbestattung der still geborenen Babys findet eine Trauerfeier statt, zu der die ganze Familie eingeladen ist. Die Bestattung wird vom Verein Regenbogen betreut, der in fast allen Bundesländern Österreichs Selbsthilfegruppen organisiert. Die römisch-katholischen Pfarre Penzing bietet ebenfalls Gräber für Sternenkinder an.

Sternenkinder: Eine Grabplastik
Eigene Begräbnisse für Sternenkinder helfen bei der Trauerarbeit. Foto: Adobe Stock, (c) K.U. Häßler

Alternativ können die Eltern auch eine individuelle Bestattung über ein Bestattungsunternehmen veranlassen. Die auf Begräbnissen von Sternenkindern spezialisierten Bestatter sind darum bemüht, auf die Bedürfnisse der Eltern einzugehen und die Kosten möglichst gering zu halten. Auf Wunsch wird auch von der Behörde eine amtliche Sternenkindurkunde ausgestellt.

Sternenkinder über 500 g

Sternenkinder mit einem Geburtsgewicht von über 500 g werden in das Sterberegister eingetragen. Die Eltern des Sternenkindes müssen für eine ordnungsgemäße Bestattung Sorge tragen. Wenn sie aus verschiedenen Gründen der Bestattungspflicht nicht nachkommen können, erfolgt im Auftrag der Gemeinde Wien eine Erdbestattung. Die Gräber am Wiener Zentralfriedhof werden von der Stadt Wien für einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung gestellt.

Warum sterben Sternenkinder?

In 70% der Fälle führt eine Erkrankung des Embryos oder Fötus zu einer Fehlgeburt. Die häufigsten Ursachen sind:

  • chromosomale Erkrankungen
  • hormonelle Störungen
  • Infektionen
  • Störungen der Plazenta
  • Erkrankungen der Mutter
  • Gewalteinwirkung

Auch wenn das Kind im Leib der Mutter bereits verstorben ist, muss es entbunden werden. Abhängig von der Ausgangslage und der Verfassung der Mutter wird entweder ein Kaiserschnitt oder eine natürliche Geburt durchgeführt. Sowohl die Eltern als auch das beteiligte Personal im Krankenhaus befinden sich hier in einer Ausnahmesituation, die seelische Kraft abverlangt.

Info: Circa 10-15 % der Schwangerschaften enden in Österreich mit einer Fehlgeburt.

Nicht immer lassen sich die Ursachen eindeutig identifizieren, auch wenn eine Obduktion stattfindet. Stirbt das Neugeborene kurz nach der Geburt, kommt noch eine Reihe anderer Gründe infrage:

  • Lungen unterentwickelt
  • Hirnblutungen wegen Sauerstoffmangel
  • irreparable Fehlbildungen
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Mangelversorgung
  • Pena-Shokeir-Syndrom
  • nicht überlebensfähige Frühgeburt

Häufig geben sich Mütter die Schuld für den perinatalen Kindstod. In nahezu drei Viertel aller Fälle liegen die Ursachen jedoch bei Erkrankungen des Embryos wie zum Beispiel Chromosomenstörungen. Risikofaktoren auf Seiten der Mutter sind jedoch übermäßiger Alkoholkonsum sowie Rauchen während der Schwangerschaft.

Mutterschutz

Im Falle einer Totgeburt oder eines unerwarteten Ablebens kurz nach der Geburt dürfen Mutter acht Wochen nach der Entbindung nicht arbeiten. Es gilt hier eine Schutzfrist beziehungsweise ein absolutes Beschäftigungsverbot. Bei einer Fehlgeburt des Kindes entfällt der Anspruch auf den gesetzlichen Mutterschutz. Betroffene Mütter können hier zumindest in den Krankenstand gehen und sich die Zeit nehmen, die sie benötigen.

In Österreich ist es seit 1. April 2017 möglich, still geborene Babys unter 500 Gramm Körpergewicht ins Personenstandsregister eintragen zu lassen und eine Urkunde einzufordern. Es handelt sich allerdings nicht um eine Personenstandsurkunde, weshalb das Gesetz keine Auswirkungen auf andere Gesetze wie zum Beispiel auf den Mutterschutz hat.

Sternenkinder: Eine Engelsplastik auf Laub.
Sternenkinder: Trauer und Schmerz zulassen und Abschied nehmen. Foto: Adobe Stock, (c) Torben Thode

Nach Sternenkind wieder schwanger werden

Nach einer Fehlgeburt haben viele Paare Angst davor, bei einer neuerlichen Schwangerschaft wieder Probleme zu haben. Je besser man jedoch die Ursachen für den perinatalen Kindstod kennt, desto besser kann man das Risiko einschätzen. Bei etwa einem Prozent aller Paarbeziehungen mit Kinderwunsch können Fehlgeburten auch hintereinander auftreten. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt ist in diesem Fall notwendig.

Sternenkinder: Bestattungsunternehmen

Viele Bestattungsunternehmen bieten Trauerfeiern für Sternenkinder mit speziellen Urnen und kleinen Särgen an. Im Vordergrund stehen die individuellen Bedürfnisse der Eltern, die im Rahmen der Bestattung umgesetzt werden. Wir haben für dich Anbieter recherchiert:

Bestattung Himmelblau

Himmelblau betreibt mehrere Standorte in Wien und bietet Bestattungen für Sternenkinder an. Die erfahrenen Mitarbeiter begleiten Betroffene bei der Trauerarbeit, leiten alle notwendigen Schritte ein und helfen mit viel Einfühlungsvermögen bei der zeremoniellen Trauerfeier. Ihr könnt jederzeit eine persönliche, individuelle und unverbindliche Beratung in Anspruch nehmen.

Bestattung Himmelblau GmbH, 1130 Wien: Kontakt 

Bestattung Unvergessen

Umfassende Betreuung von der Vorbereitung bis zur psychologischen Betreuung bekommst du bei Unvergessen südlich von Wien. Die Bestatter haben Erfahrung in der Organisation von Kinderbegräbnissen und gehen gerne auf alle individuellen Bedürfnisse der Eltern ein.

Bestattung Unvergessen, 2345 Brunn am Gebirge: Kontakt

Bestattung Aevum

Das Bestattungsunternehmen Aevum ist in Wien mit drei Filialen (1030/1130/1210) vertreten und bietet ebenfalls Bestattungen von Sternenkindern an. Von traditionellen Erdbestattungen bis hin zu individuellen Wünschen erfüllt Aevum gerne die Wünsche der Eltern. Die erfahrenen Bestatter sind um einen würdevollen Abschied bemüht.

Bestattung Aevum, 1030 Wien: Kontakt

Bestattung Redlich

Die Bestattung Redlich steht dir im Trauerfall rund um die Uhr zu Verfügung und kümmert sich um die gesamte Organisation der Trauerzeremonie. Neben dem Friedhof in Gänserndorf werden Gräber in den Gemeinden Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Schwechat, Wiener Neustadt und Wolkersdorf betreut.

Bestattung Redlich GmbH, 2230 Gänserndorf: Kontakt 

Naturbestattung Zadrobilek

Das Bestattungsunternehmen Zadrobilek bietet Baumbestattungen mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten im Wald der Ewigkeit an. Die liebevoll gestaltete Grabstätte geht hier in den organischen Kreislauf der Natur über.

Naturbestattung Zadrobilek, 1190 Wien: Kontakt 

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