Zahnschmelz aufbauen: was möglich ist
Last Updated on: 28th Februar 2020, 10:15 am

Er ist ultrahart. Er ist superfest. Wenn aber Säuren über ihn herfallen, ist es um den Zahnschmelz geschehen. Zahnschmelzabbau bleibt lange unbemerkt, kann aber ernsthafte Folgen haben. Wir haben recherchiert, welche Speisen den Zahnschmelz besonders stark angreifen, wie du einen Zahnschmelzabbau erkennst und wie sich Zahnschmelz aufbauen lässt.
Warum Zahnschmelz aufbauen so wichtig ist
Der emailleartige Zahnschmelz (Enamelum, Substantia adamantina) ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Er besteht hauptsächlich aus prismenartig angeordnetem Hydroxylapatit (hydroxyliertes Calciumphosphatsalz), Fluorid und dazwischenliegender organischer Kittsubstanz. Wie ein enorm widerstandsfähiger Schutzmantel, der beinahe allen mechanischen Belastungen trotzt, überzieht er jede einzelne Zahnkrone (aus dem Zahnfleisch herausragender Teil eines Zahns). Der Zahnschmelz bewahrt deine Zähne vor zerstörerischen äußeren Einwirkungen wie z.B. extremen Temperaturen.
Warum wächst Zahnschmelz nicht nach?
Anders als unsere Haut, die sich nach Verletzungen quasi selbst repariert und neue, die Wunde nach und nach verschließende Zellen bildet, kann der Zahnschmelz sich nicht nachbilden. Das liegt daran, dass er nicht aus lebenden Zellen und Blutgefäßen, sondern aus anorganischen Materialien besteht. Was weg ist, ist weg. Deine einzige Chance besteht darin, den Zahnschmelzabbau aufzuhalten.
Warum verliert man Zahnschmelz? Zahnschmelzfresser
Mechanischen Belastungen mag der Zahnschmelz großteils gewachsen sein, nicht jedoch Säuren, wie sie z.B. Kariesbakterien bilden. Vor allem, wenn sie über einen längeren Zeitraum auf ihn einwirken, sind sie imstande, ihn anzuätzen und durch Herauslösung von Mineralstoffen aufzuweichen. Zu einem Säureüberschuss in der Mundhöhle, die normalerweise dank des Speichels einen neutralen pH-Wert aufweist, kann es auch bei der Refluxkrankheit (= Sodbrennen) oder häufigem Erbrechen (z.B. bei Bulimie) kommen. Und natürlich nach dem Genuss säurehaltiger Speisen oder Getränke (z. B. Obst, Fruchtsäfte, Soft- und Energydrinks, Alkohol).

Was begünstigt den Zahnschmelzabbau?
- zuckerreiche Ernährung (v.a. Genuss von Softdrinks, Energydrinks & Co.)
- zu geringer Speichelfluss, sprich trockenen Mund
- Erkrankungen des oberen Verdauungstrakts
- Medikamente wie z.B. Antihistaminika oder bestimmte Antidepressiva
- mechanische Überlastungen, z.B. durch Zähneknirschen (Bruxismus), zu forsches Zähneputzen, harte Zahnbürsten oder stark scheuernde Zahnpasten
- eine schlechte oder übertriebene Mundhygiene
Normaler Schmelzabbau vs. Zahnschmelzdefekt
Dass der Zahnschmelz im Laufe der Jahre weniger wird, ist normal. Mit welcher Geschwindigkeit er abnimmt, hängt bei gesunden Menschen im Wesentlichen von ihrer Ernährung und ihrer Zahnpflege ab. Es gibt aber auch Krankheiten und Entwicklungsstörungen, die mit Zahnschmelzanomalien einhergehen. Eine solche liegt zum Beispiel vor im Falle der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Hier lagert der Körper zu wenig Mineralien ein, was den Zahnschmelz porös werden lässt.
Auch bei der Amelogenesis imperfecta (auch angeborene Zahnschmelzhypoplasie genannt) kommt es zu einer Störung der Zahnschmelzbildung. Die Störung beruht auf einer Fehlfunktion der Proteine im Zahnschmelz, die normalerweise die Zusammensetzung der Mineralien steuern. Auch Krankheiten, die den Calciumhaushalt stören (z.B. Zöliakie), können den Zahnschmelz negativ beeinflussen.
Zahnschmelzabbau erkennen
Der Zahnschmelz befindet sich ständig in zwei gegenläufigen Prozessen, der Demineralisierung (Mineralstoffverlust, “Entkalkung“ durch Säuren) und der Remineralisierung (Wiedereinlagerung von Mineralstoffen durch den Speichel). Nimmt die Demineralisierung überhand oder kommt es zu keiner adäquaten Remineralisierung, können sich an den Zähnen Symptome einstellen wie
- Rillen, Einkerbungen oder Verfärbungen
- Absplitterungen, Risse oder kariöse Stellen
- verdünnte Schneidekanten und abgeflachte Kauflächen
- eine Dunklerfärbung, weil das Dentin (Zahnbein) durch den angegriffenen Zahnschmelz hindurchscheint
- eine Schmerz- und Temperaturempfindlichkeit, wenn Schmelzdefekte bis zum Dentin reichen, denn dieses besitzt im Gegensatz zum Zahnschmelz (schmerzreizleitende) Nervenfasern
Spätestens wenn sich Löcher in den Zähnen entwickelt haben, merkt man, wie wichtig ein intakter Zahnschmelz ist. Da scheint es nur natürlich, dass man ihn wiederherstellen, d.h. die wertvolle Schutzhülle der Zähne wieder aufbauen will.

Zahnschmelz aufbauen? Zahnschmelz stärken!
Die Schmelzbildung beginnt, wenn die Zähne noch im Kieferknochen sitzen und ist nach deren Durchbruch in die Mundhöhle abgeschlossen. Sie erfolgt durch Zellen namens Ameloblasten, auch genannt Adamantoblasten, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe zugrunde gehen. Nimmt der fertige Schmelz Schaden, kann daher der Organismus keinen neuen Zahnschmelz nachbilden.
Auch ist es – entgegen anderslautenden Werbeversprechen – (noch?) nicht möglich, Zahnschmelzdefekte – z.B. per auf die Zahnoberfläche aufgetragene Zahnpasta mit schmelzähnlichen Inhaltsstoffen (z.B. Zink-Carbonat-Hydroxylapatit) draufzuputzen, d.h. wissenschaftlich erwiesen zu reparieren. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls ein Zahnpasta-Check der Stiftung Warentest.
Derzeit bleibt nur die Option, Schmelzdefekte durch zahnärztliche Maßnahmen wie z.B. Zahnfüllungen zu sanieren und bestehenden Zahnschmelz zu stärken. Stärken kannst du deinen Zahnschmelz, indem du seine Mineralisierung förderst und versuchst, die Demineralisierung zu stabilisieren.
Zahnschmelzschwund – was tun?
Säuren und mechanische Überbeanspruchung sind die beiden wesentlichsten Übeltäter bei der Zerstörung von Zahnschmelz. Daher empfiehlt sich, um einen etwaigen Zahnschmelzabbau zu stoppen oder auch ihm vorzubeugen
- nach dem Essen den Mund zwecks Verdünnung von Säuren mit Wasser zu spülen und zwecks Anregung des Speichelflusses zuckerfreien Kaugummi (Zahnpflege-, Mundpflege-Kaugummi) zu kauen.
- eventuell auf säurehaltige Speisen und Getränke zu verzichten oder wenigstens säure- und kalziumhaltige Nahrungsmittel zu kombinieren, um Säuren zu neutralisieren.
- eine kalziumreiche Kost (z.B. Milchprodukte) einzunehmen.
- zwischen dem Verzehr säurehaltiger Nahrungsmittel und der Zahnreinigung mindestens 30 Minuten verstreichen zu lassen.
- eine konsequente und regelmäßige Zahnpflege mit richtiger Zahnputztechnik zu betreiben: vom Zahnfleisch zur Zahnkrone, ohne übermäßigen Druck.
- eine mittelharte Zahnbürste und eine Zahncreme ohne zu grobe und zu viele Schleifpartikel, d.h. mit einem niedrigen RDA-Wert (Radioactive Dentin Abrasion) zu benutzen.
- regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt wahrzunehmen.
Was stärkt den Zahnschmelz?
Du kannst deinen Zahnschmelz stärken, indem du diene Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzt bzw. regelmäßig mit fluoridhaltigem Mundwasser gurgelst. Beides macht deine Zähne widerstandsfähiger gegen Säuren. Fluorid-Tabletten sind natürlich auch eine Möglichkeit, allerdings solltest du hierfür grundsätzlich Rücksprache mit deinem Zahnarzt halten. Zu viel Fluorid kann – insbesondere bei Kindern – nämlich auch schaden bzw. zu einer Dentalfluorose (Zahnverfärbungen) führen.
Darüber hinaus kannst du zahnärztlicher Empfehlung einmal wöchentlich vor dem Schlafengehen als “Schutzschild“ ein Fluoridgel verwenden, um die Löslichkeit des Zahnschmelzes zu verringern und Karies vorzubeugen. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, deine Zähne beim Zahnarzt mit mineralisierendem Zahnlack versiegeln zu lassen. Hierbei handelt es sich (vereinfacht ausgedrückt) um eine Art künstlichen Zahnschmelz.

Zahnschmelzaufbau naturheilkundlich
Auch die Alternativmedizin (z.B. die Homöopathie) befasst sich mit dem Problem Zahnschmelzabbau. Empfohlen wird die Einnahme von den Zahn- und Knochenstoffwechsel stärkenden Schüßlersalzen. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie du die Gesundheit deiner Zähne naturheilkundlich unterstützen kannst, solltest du mit einem Zahnarzt sprechen, der einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. In unserem Artikel Ganzheitliche Zahnmedizin stellen wir dir Zahnärzte in Wien vor, die sich mit Homöopathie und anderen alternativmedizinischen Heilmethoden auskennen.