Agoraphobie: Wie überwinde ich Platzangst?
Last Updated on: 30th Mai 2022, 02:10 pm
Quarantäne und soziale Isolation: Für die meisten von uns ist das nach einem Jahr Corona ein fester Teil des Alltags. Manche Menschen sind durch die notwendigen Schutzmaßnahmen jedoch besonders belastet. Für Betroffene von Agoraphobie, der Angst vor offenen Räumen und Menschenansammlungen, ist der Kontakt zur Außenwelt eine wichtige Übung und Routine. Durch Lockdown und Social Distancing befinden sie sich gezwungenermaßen in ihrer gewohnten Umgebung und sind zum Teil von professioneller Unterstützung abgeschnitten. Wir verraten, was gegen Agoraphobie hilft und wo du in Österreich online & telefonisch Hilfe bei Angststörungen bekommst!
Agoraphobie – was ist das?
Unter Agoraphobie versteht man eine psychische Erkrankung, die durch Angst vor weiten, offenen Plätzen oder Ansammlungen von Menschen charakterisiert ist. Agoraphobie zählt zu den Angststörungen und wird in der Psychologie auch als Platzangst bezeichnet. Dieser Name wird im Alltag jedoch häufig für Klaustrophobie verwendet: der Angst vor engen, geschlossenen Räumen.
Für Betroffene ist Agoraphobie mit erheblichen Einschränkungen verbunden. Sie meiden öffentliche Räume und soziale Veranstaltungen, in schweren Fällen schaffen sie es kaum noch, ihr Haus bzw. ihre Wohnung zu verlassen. In ca. 40 bis 50 Prozent der Fälle leiden Betroffene zudem an Panikattacken, die sich durch Symptome wie Herzrasen, Hyperventilation, Schweißausbrüche, Zittern, Schwindel uvm. äußern.
Nach der Beobachtung von Experten sind Frauen häufiger von der Störung betroffen als Männer. Allerdings gilt es zu bedenken, dass Frauen bei psychischen Störungen grundsätzlich häufiger Hilfe suchen und behandelt werden. Meist entwickelt sich die Angst- und Panikstörung im jungen Erwachsenenalter.
Wie entsteht Agoraphobie?
Eine eindeutige Ursache für die Entstehung von Agoraphobie konnte noch nicht beobachtet werden. Einige Forscher gehen davon aus, dass eine erbliche Komponente als Auslöser beteiligt sein könnte. Denn die Kinder von Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, selbst an der Störung zu erkranken. Ebenso scheinen traumatische Ereignisse eine mögliche Ursache für die Entstehung der Angststörung zu sein.
Häufig beginnt Agoraphobie mit einer einzelnen Panikattacke. Weshalb diese auftritt, kann verschiedene Gründe haben. Die plötzlichen körperlichen Beschwerden wirken auf die betroffene Person bedrohlich. Diese Furcht verstärkt die Symptome immer weiter, bis Symptome wie Herzrasen und Hyperventilation überhand nehmen. Der Kontrollverlust, der mit diesem Erlebnis verbunden wird, führt dazu, dass die Person den Ort des Geschehens meidet (z.B. öffentlichen Raum, überfülltes Geschäft, soziale Veranstaltung).
In der Folge achten Betroffene stärker auf Anzeichen von Angst bei sich selbst. Da sie diese auch in ähnlichen Situationen bemerken, weitet sich die Vermeidung immer mehr aus. Die Angst vor der Angst prägt viele Störungen dieser Art: Die Sorge vor einer erneuten Panikattacke führt zu immer mehr ängstlichem Verhalten. So geraten Betroffene in einen negativen Kreislauf, aus dem sie ohne professionelle Hilfe kaum noch ausbrechen können.
Wie wird Agoraphobie diagnostiziert?
Bei der Diagnose von psychischen Erkrankungen stützen sich Psychologen auf jene Kriterien, die in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der WHO festgelegt sind. Psychische Erkrankungen fallen darin unter den Buchstaben F. Agoraphobie trägt das Kürzel F40.0, zudem wird zwischen dem Auftreten mit und ohne Panikstörung (F40.01) unterschieden.
Ursprünglich ging man davon aus, dass Agoraphobie nur weitläufige Plätze betrifft. Diese Definition wurde inzwischen erweitert, da die Störung auch in anderen Situationen auftreten kann. Als Kriterien für die Diagnose achten Psychologen nun auf diese vier Auslöser:
- Menschenmengen
- öffentliche Plätze
- alleinige Reisen
- Reisen an weit entfernte Orte
Sind mindestens zwei dieser Auslöser bei einem Betroffenen vorhanden, gilt die Diagnose als gesichert. Zusätzlich ist nun noch zu klären, wie sich die Platzangst konkret äußert und ob sie in Verbindung mit Panikattacken auftritt oder nicht. Welche Situationen und Orte als angstauslösend empfunden werden, ist von Person zu Person individuell verschieden.
Um körperliche Ursachen auszuschließen ist vor einer Psychotherapie auch ein Besuch beim Arzt notwendig. Weitere Informationen über den Zugang zu Psychotherapie findest du in unserem Beitrag Psychotherapie Wien.
Wie lange dauert Agoraphobie an?
Eine einzelne Panikattacke, wie sie im Rahmen der Platzangst auftreten kann, dauert in der Regel zwischen 5 und 20 Minuten. In schweren Fällen können die körperlichen Beschwerden jedoch über eine Stunde lang anhalten. Als Erste Hilfe bei Panikattacken kannst du versuchen durch Atemübungen, Mantras und Entspannungsübungen gegenzusteuern. Du solltest dich dabei jedoch nicht zu sehr unter Druck setzen.
Nur weil eine Panikattacke endet, ist die Störung allerdings noch nicht verschwunden. Eine Angststörung ist nichts, was sich von alleine legt. Im Gegenteil: Durch starken Rückzug und die Vermeidung belastender Situationen können sich Störungen im Laufe der Zeit immer weiter verschlimmern. Um diese Ängste dauerhaft zu beseitigen, ist es unbedingt ratsam, professionelle Hilfe und Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.
Agoraphobie & Lockdown: Effekte von Corona auf Agoraphobie
Zu Beginn der Corona-Pandemie war immer wieder zu hören, dass introvertierte Menschen jetzt im Vorteil wären. Während kontaktfreudige Personen an den sozialen Beschränkungen leiden, befinden sie sich sozusagen “in ihrem Element”. Tatsächlich stellt Isolation besonders sozial aktive Menschen vor eine große Herausforderung. Doch auch Personen, die eher zurückgezogen leben, sind von den Einschränkungen betroffen.
Personen, die von einer Angst- bzw. Panikstörung wie Agoraphobie oder sozialer Phobie betroffen sind, fällt der Kontakt zu ihrem Umfeld häufig schwer. Deshalb ist es für sie besonders wichtig, eine Routine an Treffen und Verabredungen zu pflegen, damit sie nicht aus der Übung geraten. Der erzwungene Rückzug durch Schutzmaßnahmen kann die vorhandenen Ängste verstärken und den Behandlungsfortschritt gefährden, insbesondere da der Lockdown auch Termine zur Psychotherapie erschwert. Hier ist also besondere Vorsicht geboten.
Was hilft gegen Agoraphobie?
Langfristig empfiehlt es sich zur erfolgreichen Behandlung von Agoraphobie eine Psychotherapie zu beginnen. Zwar können agoraphobe Menschen auch von einer Gesprächstherapie profitieren, als besonders wirksam hat sich jedoch die kognitive Verhaltenstherapie bewährt. Diese Methodik verfügt über eine hohe Erfolgsrate bei der Überwindung von Platzangst und der Linderung von Angst und Panikattacken. Agoraphobe Menschen können ihr Befinden auf diesem Weg stark verbessern.
Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, konkrete Verhaltensmuster zu verändern und somit auch die zugrundeliegenden Denkstrukturen und Ängste zu therapieren. Bei einer Störung wie Agoraphobie funktioniert dies in der Regel über eine Form von Konfrontationstherapie: Patienten werden also freiwillig und in Begleitung ihres Therapeuten in eine angstauslösende Situation gebracht, um ihre Furcht zu überwinden. Durch das Zulassen und Erleben der Angst verschwindet diese mit der Zeit wie von selbst. Hier können Bilder, Videos oder reale Situationen genutzt werden.
Dabei wird zwischen zwei verschiedenen Vorgehensweisen unterschieden: der systematischen Desensibilisierung und dem sogenannten Flooding. Systematische Desensibilisierung erfolgt schrittweise, also etwa indem Patient und Therapeut langsam immer größere offene Flächen besuchen. Beim Flooding werden diese ersten Stufen übersprungen und der Patient begibt sich sofort in eine für ihn sehr bedrohliche Situation, z.B. mitten auf der belebten Einkaufsstraße.
Dieses extreme Vorgehen sollte jedoch nur unter größter Vorsicht und mit der Zustimmung des Patienten zur Anwendung kommen. Im schlimmsten Fall kann eine misslungene Konfrontation nämlich die Problematik verschlimmern. Die durchgehende Begleitung durch den Therapeuten und Abstimmung auf den Patienten sind hierbei entscheidend, um die Angst langfristig zu behandeln.
Wie überwinde ich Agoraphobie? Empfohlene Therapeuten!
Bei der Behandlung von Agoraphobie stellt es eine besondere Herausforderung dar, dass Betroffene unter Umständen die Anreise zum Therapeuten als schwieriger erleben als die Therapie selbst. Damit du sogar bei ausgeprägter Platzangst kompetente Hilfe findest, haben wir für dich Psychotherapeuten in Österreich recherchiert, die auf Angststörungen spezialisiert sind und zudem online Psychotherapie anbieten.
Juvenis Medical Center – Agoraphobie Behandlung Wien
Das Ärztezentrum Juvenis Medical Center hat ein breites Behandlungsangebot in der medizinischen Vorsorge und sich zudem besonders auf Telemedizin spezialisiert. Durch Online-Konsultationen und telefonische Beratung kannst du die Therapiemöglichkeiten der Praxis bequem und sicher von zuhause aus nutzen. Teil des Teams ist auch die Verhaltenstherapeutin Mag. Hilde Winkler, die Angststörungen und Agoraphobie behandelt.
Tel: +43 1 2363020
Kontakt: Juvenis Medical Center, 1010 Wien
Phobius Zentrum – Agoraphobie Behandlung Wien
Das Phobius Zentrum für Angst, Panik & Phobien hat seinen Behandlungsschwerpunkt in der Therapie von Ängsten und deckt hierbei mit einem Team von 7 Psychologen einen breiten Katalog ab. Von der Flugangst über die Angst vor Spinnen oder Spritzen ist jede denkbare Phobie Teil der Leistungen. Phobius setzt auf einen klaren Behandlungsplan aus 8 bis 10 Einheiten und modernste Technik: Durch die Nutzung von virtueller Realität können Betroffene ihren Ängsten begegnen, ohne sich diesen real aussetzen zu müssen. Auch Onlinetherapie und telefonische Beratung sind ein Teil des Angebots.
Tel: +43 1 2936040
Kontakt: Phobius Zentrum, 1070 Wien
Mag. Martina Weissenböck – Agoraphobie Behandlung Wien
Die Psychotherapeutin Mag. Martina Weissenböck unterstützt Patienten in ihrer Praxis beim Umgang mit Panikattacken, Phobien und Ängsten. Zudem bietet sie Sitzungen über Skype, Zoom und WhatsApp an. Patienten können alternativ auch telefonische Beratung nutzen.
Tel: +43 664 2223122
Kontakt: Mag. Martina Weissenböck, 1080 Wien
Institut für Psychosomatik und Verhaltenstherapie – Agoraphobie Behandlung Graz
Wer seine Platzangst therapieren möchte, findet am Institut für Psychosomatik und Verhaltenstherapie kompetente Unterstützung. Zu den angebotenen Therapiemöglichkeiten zählen die verhaltenstherapeutische Einheiten, Hypnose-Behandlungen oder auch Entspannungstechniken. Das Institut bietet auch Online-Beratung an. Eine entsprechende Anfrage kannst du über die Website des Instituts stellen.
Tel: +43 316 8443450
Website: Institut für Psychosomatik und Verhaltenstherapie, 8010 Graz
Dr. Hans Morschitzky – Agoraphobie Behandlung Linz
Der Psychologe und Psychotherapeut Dr. Hans Morschitzky zählt zu den führenden Experten in Österreich, wenn es um die Behandlung von Ängsten und Angststörungen geht. Zu diesem Thema hat er bereits 14 verschiedene Ratgeber verfasst, darunter auch das Werk “Wenn Platzangst das Leben einengt”. Neben einem Termin vor Ort ist bei Dr. Morschitzky auch Psychotherapie mittels WhatsApp, FaceTime oder Skype möglich.
Tel: +43 732 778601
Website: Dr. Hans Morschitzky, 4040 Linz
Mag. Irene Schütte-Hertel – Agoraphobie Behandlung Innsbruck
Agoraphobie-Patienten, die sich eine Therapie vor Ort zutrauen, können sich vertrauensvoll an Mag. Irene Schütte Hertel wenden. Wege aus der Angst sind eines der Spezialgebiete der erfahrenen Psychotherapeutin, egal ob es um spezielle Phobien, soziale Ängste oder eine generalisierte Angststörung geht. Bei Fragen steht dir die Expertin gerne mit ihrem Wissen zur Seite.
Tel: +43 512 561428
Website: Mag. Irene Schütte-Hertel, 6020 Innsbruck