Was tun bei Schwindel? Ursachen & Therapie

Last Updated on: 23rd Juli 2019, 11:35 am

Schwindel - Baum dreht sich verschwommen
Bei Drehschwindel hat man das Gefühl, dass sich der ganze Raum um einen dreht. Foto: Adobe Stock, (c) visualpower

Der Raum beginnt sich zu drehen, der Boden schwankt oder die Erde hebt und senkt sich: Schwindel ist äußerst unangenehm und beeinträchtigt die Lebensqualität. Doch wie entstehen eigentlich Schwindelgefühle, welche Arten von Schwindel gibt es und was kann man dagegen tun?

Was ist Schwindel? Definition

Schwindel, fachsprachlich auch Vertigo genannt, bezeichnet eine wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Der Betroffene hat dabei das Gefühl, dass sich der Raum dreht oder schwankt und bewegt sich daher relativ unsicher fort. Nicht selten wird Schwindel auch von einem Gefühl der Benommenheit begleitet.

Schwindel selbst ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern lediglich ein Symptom. Die Gründe, warum Menschen Schwindelzustände erleben, sind sehr unterschiedlich. Manche Ursachen sind harmloser Natur, wie beispielsweise der gutartige Lagerungsschwindel. Auslöser von Schwindel können aber auch ernstzunehmende Krankheiten sein. Zu diesen Auslösern zählen zum Beispiel Herzrhythmusstörungen.

Je nach Ursache tritt Schwindel auch mit begleitenden Symptomen auf, zum Beispiel Ohrgeräusche, Hörminderung, Schweißausbrüche, Übelkeit oder Herzrasen.

Arten von Schwindel

Schwindelgefühle können sich in verschiedenen Formen äußern. Sie werden grundsätzlich in gerichteten (systematischen) und ungerichteten (unsystematischen) Schwindel untergeteilt. Zum gerichteten Schwindel zählen der Dreh-, Schwank- und Liftschwindel. Diese können einer bestimmten Richtung zugeordnet werden und sind durch ein Dislokationsgefühl gekennzeichnet.

  • Drehschwindel: Diese Form des Schwindels tritt meistens plötzlich auf und dauert von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden. Beim Drehschwindel hat man das Gefühl, dass sich der Raum dreht, in etwa wie bei einer Karussellfahrt. Auslöser des Drehschwindels ist ein Überdruck der Ohrflüssigkeit im Innenohr.
  • Schwankschwindel: Bei dieser Schwindelform fühlt sich der Betroffene, als ob der Boden unter ihm schwankt, ähnlich wie auf einem Boot. Außerdem ist der Schwankschwindel von starken Angstgefühlen, Benommenheit und auch Fallneigungen gekennzeichnet. Die Ursachen dafür können Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule, psychische Belastungen oder in seltenen Fällen sogar Schädigungen zentraler Strukturen im Gehirn sein. Auch der Schwankschwindel tritt häufig von einem Moment zum anderen auf.
  • Liftschwindel: Dieser Schwindel ist mit dem Fahren eines Liftes zu vergleichen. Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sich der Boden hebt und senkt und bewegen sich deshalb sehr unsicher fort. Der Liftschwindel dauert meistens zwischen einigen Sekunden bis Minuten. Nach dem Schwindelanfall folgt oft starke Benommenheit.

Der ungerichtete Schwindel ist nicht durch eine bestimmte Richtung gekennzeichnet, sondern beschreibt eher ein allgemeines Gefühl. Zum ungerichteten Schwindel zählt:

  • Benommenheitsschwindel: Die Betroffenen fühlen sich “benebelt” und haben das Gefühl, der Kopf sei aus Watte. Manche beschreiben Benommenheitsschwindel auch so, als ob sie die Welt durch eine Glasscheibe sehen würden oder sie fühlen sich, als wenn sie betrunken wären.
  • Gangunsicherheit: Hier tritt der Schwindel nur während des Gehens auf.
Schwindel ist bei Patienten manchmal ein Symptom für eine Krankheit. Foto: Adobe Stock, (c) metamorworks

Ursachen von Schwindel

Wenn jemandem schwindelig ist, kann das verschiedene Gründe haben. Generell werden die Ursachen von Schwindelzuständen in drei Kategorien geteilt: 1) Vestibulärer Schwindel hat seine Ursache im Gleichgewichtssystems, 2) nicht-vestibulärer Schwindel wird von anderen körperlichen Störungen oder Erkrankungen, die nichts mit dem Gleichgewichtssystem zu tun haben, ausgelöst, und 3) psychogener Schwindel ist seelisch bedingt.

Vestibulärer Schwindel

Vestibulärer Schwindel kann entweder durch eine Schädigung oder Störung des Gleichgewichtsorgans (peripherer vestibulärer Schwindel) ausgelöst werden oder er hat seinen Ursprung im Gehirn (zentraler vestibulärer Schwindel). Ein Beispiel hierfür wäre eine gestörte Verarbeitung von Informationen des Gleichgewichtsorgans.

Die häufigsten Ursachen für Schwindel, der auf eine Störung des Gleichgewichtsorgans zurückzuführen ist, sind folgende:

  • Gutartiger Lagerungsschwindel, auch benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel genannt, ist die häufigste vestibuläre Schwindelform. Der Lagerungsschwindel wird durch eine bestimmte Kopfbewegung ausgelöst, etwa wenn sich der Betroffene im Bett umdreht oder sich bückt. Die Ursache für diesen Schwindel ist eine Ablösung von kleinen Körnchen im Innenohr, die in die Bogengänge des Innenohres gelangen und sich bei Kopfbewegungen hin und her bewegen, was den Schwindel auslöst. Die Schwindelanfälle dauern wenige Sekunden bis Minuten. Die Schwindelattacken sind zwar unangenehm, stellen aber keine gesundheitliche Gefahr dar.
  • Morbus Menière: Die Betroffenen leiden unter plötzlichem Drehschwindel, der bis zu Stunden anhalten kann. Begleitende Symptome dabei sind häufig ein Druckgefühl im Ohr, Schwerhörigkeit und Übelkeit. Die Schwindelanfälle werden durch eine Druckerhöhung der Innenohrflüssigkeit ausgelöst.
  • Entzündungen des Gleichgewichtsnervs: Der Gleichgewichtsnerv kann sich zum Beispiel durch den Herpes-simplex-Virus entzünden.

Ursachen für Schwindel, die ihren Ursprung im Gehirn haben, sind folgende:

  • Vestibuläre Migräne: Die Kennzeichen von vestibulärer Migräne sind plötzlich auftretender Dreh- oder Schwankschwindel, halbseitige Kopfschmerzen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Die Schwindelattacke dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde.
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • Schädel-Hirn-Trauma

Nicht-Vestibulärer Schwindel

Schwindelzustände werden aber nicht immer vom Gleichgewichtsorgan ausgelöst. Wenn einer Person schwindelig ist, kann die Ursache auch eine Krankheit sein, die nichts mit dem Gleichtgewichtssystem zu tun hat. Dann spricht man von einem nicht-vestibulären Schwindel. Folgende Erkrankungen können Schwindelgefühle auslösen:

  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Blutarmut (Anämie)
  • Niedriger Blutzuckerspiegel
  • Herz-Rhythmus-Störungen
  • Nervenkrankheiten

Zudem können auch in der Schwangerschaft Schwindelgefühle auftreten, da sich der Körper an die Veränderungen anpassen muss. Auch Menschen mit einer neuen oder schlecht eingestellten Brille kann schwindelig werden. Ein weiterer Auslöser von Schwindel sind nicht selten Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Auch bestimmte Medikamente (zum Beispiel gegen Bluthochdruck, Depression oder Migräne) sowie einige Antibiotika können Schwindelgefühle auslösen.

Oft klagen Menschen darüber, dass ihnen nach schnellem Aufstehen aus der Liegeposition schwindelig und/oder schwarz vor den Augen wird. Dieses Phänomen wird als orthostatische Dysregulation bezeichnet und entsteht dadurch, dass kurzzeitig das Blut in die Beine sinkt und dadurch zu wenig Blut im Gehirn ist.

Psychogener Schwindel

Schwindel kann auch seelische Ursachen haben und bei psychischen Belastungen, Depressionen oder Angststörungen auftreten. Die häufigste Form des psychogenen Schwindels ist der phobische Schwankschwindel. Dieser ist gekennzeichnet durch Schwindelattacken, Unsicherheiten beim Gehen und/oder Stehen, plötzliche Fallangst und das Auftreten von Herzrasen und starkem Schwitzen nach der Attacke. Der phobische Schwankschwindel tritt vermehrt in belastenden Situationen auf, wie zum Beispiel in einem engen Raum oder beim Halten einer Rede.

Schwindel
Oft sind Schwindelgefühle auf das Gleichgewichtsorgan zurückzuführen. Foto: Adobe Stock, (c) Henrie

Zu welchem Arzt bei Schwindel?

Wenn du bereits über mehrere Wochen unter Schwindel leidest, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Die erste medizinische Anlaufstelle bei Schwindel ist der Hausarzt. Weil Schwindel so viele verschiedene Ursachen haben kann, muss der Arzt eine sorgfältige und umfassende Anamnese erstellen. Nur so kann er diverse Erkrankungen ausschließen und die richtige Diagnose stellen. Er wird dir dafür eine Reihe an Fragen stellen, auf die du dich schon im Voraus vorbereiten kannst:

  • Welche weiteren Beschwerden haben Sie?
  • Um welche Art von Schwindel handelt es sich?
  • Treten die Schwindelattacken plötzlich auf und wie lange dauern sie?
  • Wann tritt der Schwindel auf?
  • Hören Sie Ohrgeräusche oder haben Sie eine Hörminderung?
  • Haben Sie Beschwerden bei bestimmten Kopfbewegungen?
  • Leiden Sie unter Kopfschmerzen oder Sehstörungen?
  • Haben Sie Verspannungen im Schulter- oder Nackenbereich?

In den meisten Fällen wird dich der Hausarzt zu einem HNO-Arzt verweisen, um eine Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr auszuschließen.

Sollte dein Hausarzt oder dein HNO-Arzt zu keiner Diagnose kommen können, empfiehlt es sich, einen Spezialisten auf dem Gebiet Schwindel zu kontaktieren. In Wien gibt es folgende Experten:

Univ. Prof. Dr. Gerald Wiest

Dr. Wiest ist Leiter der Schwindelambulanz im AKH-Wien und veröffentlichte bereits zahlreiche Publikationen zum Thema Schwindel. Er hat eine private Ordination in 1130 Wien.

Univ. Lektor Dr. Benjamin Loader

Dr. Loader ist Experte im HNO-Bereich mit Fokus auf dem Gleichgewichtssinn. Er arbeitet in der HNO-Abteilung in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und der Privatklinik Döbling.

Schwindelambulanz Wien & Niederösterreich

Diese Krankenhäuser in Wien verfügen über eine Schwindelambulanz:

In St. Pölten in Niederösterreich befindet sich das HNO Schwindelzentrum von Dr. Oliver Ortner und Dr. Schobel.

Was tun bei Schwindel? Hausmittel

Wenn du erst seit Kurzem unter leichtem Schwindel leidest, kannst du versuchen, die Schwindelbeschwerden mit Hilfe von Hausmitteln zu verbessern. Folgende Tipps helfen bei Schwindel:

  • Wasser trinken: Um einer Dehydration entgegenzuwirken, solltest du am Tag mindestens 2-3 Liter Wasser trinken.
  • Snack essen: Um eine Unterzuckerung zu vermeiden, kannst du zwischendurch kleine Energielieferanten essen (zum Beispiel eine Banane oder Nüsse).
  • frische Luft: Damit dein Gehirn auch genügend Sauerstoff bekommt, solltest du regelmäßig lüften. Auch ein Spaziergang im Freien kann bei Schwindel helfen.
  • Gingko: Ginkgo gilt als Wunderpflanze bei Schwindel. Du kannst Gingko als Tee trinken oder als Präparat einnehmen. Die Einnahme von Gingko-Präparaten solltest du jedoch mit deinem Arzt absprechen, da dieses auch Nebenwirkungen hervorrufen kann.
  • Ingwer: Ingwer hilft nicht nur bei Schwindelgefühlen, sondern bekämpft auch Übelkeit. Dadurch ist es das perfekte Hausmittel gegen Reiseübelkeit. Ingwer-Präparate bekommst du in der Apotheke, aber auch Ingwer-Tee wirkt Wunder.
  • Melisse: Auch Melissen-Tee hilft bei leichten Schwindelbeschwerden.
Schwindel
Bei Patienten mit leichtem Schwindel kann Ingwertee helfen.  Adobe Stock, (c) noirchocolate

Medizinische Therapiemöglichkeiten bei Schwindel

Je nach Diagnose sind die Therapien bei Schwindel unterschiedlich. In manchen Fällen kann eine Physiotherapie als Behandlung von Schwindel eingesetzt werden. Bei dieser wird durch verschiedene Übungen bei Patienten das Gleichgewicht verbessert und der Schwindel beseitigt.

Beim gutartigen Lagerungsschwindel kann das Manöver nach Epley Abhilfe schaffen. Dabei wird der Kopf so gedreht, dass die Schwindel-verursachenden Steinchen aus dem Bogengang des Innenohres gelöst werden. Das Manöver lernen Patienten beim Physiotherapeuten und können es danach auch zu Hause durchführen.

Einige Schwindelauslöser  können auch mit einer Medikamenten-Therapie behandelt werden. Die Medikamente müssen dabei genau auf die spezifische Ursache abgestimmt werden.

Die am besten bewerteten HNO-Ärzte in deinem Bundesland:

HEROLD Blog Team

Herold Redaktion