Last Updated on: 4th Juli 2022, 11:15 am

Borderline-Syndrom: Tipps zum Umgang und empfohlene Spezialisten!

Patientin mit Borderline-Syndrom während Episode der Dissoziation.

Stimmungsschwankungen, Ängste und Impulsivität: Borderline ist eine Herausforderung für Betroffene und ihr Umfeld. Foto: Adobe Stock, (c) elnariz

Erst überschwängliche Verehrung, dann abgrundtiefer Hass: Instabile Beziehungen und heftige Stimmungsschwankungen prägen die Borderline-Persönlichkeitsstörung, zu deren Symptomen auch innere Leere, ein instabiles Selbstbild, Impulsivität und die Angst vor dem Verlassenwerden gehören. Die Denk- und Verhaltensmuster des Borderline-Syndroms sind für Betroffene ebenso wie für ihr Umfeld eine enorme Belastung. Wie du die Störung erkennst, was du als Angehöriger tun kannst und welche Psychologen und Therapeuten Borderline behandeln, erfährst du in unserem Ratgeber!

Borderline – Was ist das?

Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) handelt es sich um einen Subtyp bzw. eine besonders ausgeprägte Form der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung. Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen sind schwere psychische Erkrankungen, die sich durch tief verwurzelte Verhaltensmuster und deutliche Abweichungen im Denken, Fühlen und Wahrnehmen äußern. Im Fall des Borderline-Syndroms sind vor allem das eigene Selbstbild und der Kontakt zu anderen Menschen gestört.

Patienten mit Borderline (auch Borderliner genannt) erleben Emotionen besonders intensiv und sind häufig starken Stimmungsschwankungen ausgesetzt. Oft geht die Erkrankung mit Störungen der frühkindlichen Bindung einher, die im späteren Alter zu Verlassensängsten und einer hohen Empfindlichkeit für Kritik führen. Launische Reaktionen und plötzliche Zuschreibungen stellen Mitmenschen, Freunde, Lebensgefährten und Kinder von Betroffenen vor eine große Herausforderung. Bei entsprechender Therapie lassen sich diese Verhaltensmuster jedoch durchbrechen und die Beschwerden der Borderline-Patienten deutlich lindern.

Der Name Borderline (=Grenzlinie) basiert auf der früheren Annahme, dass die Erkrankung an der Grenze zwischen Psychose und Neurose anzusiedeln ist. Die Verwendung dieser Begriffe hat sich inzwischen jedoch stark verändert: Neurose ist als Bezeichnung kaum noch gebräuchlich, Psychose benennt nun ein Symptom (Halluzinationen, Wahnvorstellungen) anstatt psychischer Erkrankungen im Allgemeinen. Der Name Borderline-Syndrom (auch borderline personality disorder oder BPD) hat sich dennoch etabliert.

Wie erkenne ich Borderline? Klassifizierung

Für die Einteilung psychischer Krankheiten gibt es zwei wichtige Quellen: Die Internationale Klassifikation der Krankheiten der WHO (ICD-10) und das Handbuch der Differenzialdiagnosen (DSM-5) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft. In dieser Übersicht stellen wir dir die neun Kriterien des DSM-5 näher vor, die das Krankheitsbild sehr detailliert zusammenfassen. Für eine Borderline-Diagnose müssen dabei fünf dieser neun Kriterien vorhanden sein.

  • heftige Bemühungen, reales oder vermutetes Verlassenwerden zu verhindern
  • Muster an instabilen Beziehungen, insbesondere der Wechsel zwischen Entwertung und Idealisierung
  • instabiles Selbstbild oder gestörte Selbstwahrnehmung
  • impulsives Verhalten, das mit negativen Folgen oder hohem Risiko verbunden ist (z.B. Impulskäufe bis hin zu Kaufsucht, riskantes sexuelles Verhalten, rücksichtsloses Fahren, Missbrauch von Alkohol oder Drogen)
  • selbstverletzendes Verhalten, Selbstmorddrohungen, -andeutungen oder -versuche
  • emotionale Instabilität, vor allem in Form starker Stimmungsschwankungen (etwa starke Reizbarkeit, Beklemmung oder Missstimmung über einen Zeitraum von einigen Stunden bis wenigen Tagen)
  • chronisches Gefühl innerer Leere
  • heftige Wut oder Aggressionen, Probleme bei der Selbstbeherrschung (Wutausbrüche bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen)
  • vorübergehende Paranoia oder Dissoziation (veränderte Wahrnehmung), vor allem infolge von Belastungen
Mann hindert seine Frau daran, aus der Tür zu gehen. Borderline in Partnerschaft.
Im Zusammenleben zeigen sich Menschen mit Borderline in der Regel besonders anhänglich. Foto: Adobe Stock, (c) rodjulian

Wie äußert sich Borderline? Symptome

Die Klassifizierung von Borderline als emotional-instabile Persönlichkeitsstörung deutet bereits an, welche Beschwerden bei diesem Krankheitsbild überwiegen. Die Gefühlswelt der Betroffenen ist meist durch innere Leere, schnell umschlagende Stimmung und geringen Selbstwert erheblich belastet. Besonders sichtbar tritt die Störung aber meist in zwischenmenschlichen Beziehungen in Erscheinung, die in der Regel ebenso intensiv wie instabil erlebt werden.

In einer Studie haben Forscher dabei drei Probleme identifiziert, die sich im sozialen Leben von Borderlinern häufig beobachten lassen. Erstens schätzen Menschen, die an Borderline leiden, neutrale Situationen oft deutlich negativer ein als ihr Gegenüber. Zweitens verspüren sie in normalen Situationen häufig ein Gefühl von Zurückweisung. Drittens fällt es ihnen schwer, den Kontakt zu anderen Personen nach einer realen oder eingebildeten Enttäuschung aufrecht zu erhalten oder wiederherzustellen.

Bei den Auswirkungen auf das Sozialverhalten spielen mehrere Faktoren zusammen: hohe emotionale Empfindlichkeit, schwankende Stimmung und fehlende Strategien, um Missverständnisse aufzuklären. Ein Beispiel: Für die meisten von uns ist es keine große Sache, dass ein Freund ein Treffen kurzfristig absagen muss. Patienten mit Borderline erleben die Absage des Freundes vermutlich trotz dessen Entschuldigung als persönliche Zurückweisung. In weiterer Folge könnten sie Ablehnung oder gar Hass als Motiv vermuten und dies zum Anlass nehmen, die Freundschaft abzubrechen.

Wie entsteht Borderline? Ursachen

Die menschliche Psyche ist sehr komplex, weshalb sich die Entstehung psychischer Störungen selten auf einfache Zusammenhänge reduzieren lässt. Unter anderem dürften genetische Faktoren als Auslöser beteiligt sein. Ein Risikofaktor, der sich in der Forschung jedoch klar als Ursache für Borderline herauskristallisiert hat, sind frühkindliche Traumata bzw. gestörte Bindungserfahrungen.

Durch die bedingungslose Liebe, die Kinder in einem gesunden Umfeld von ihren Eltern und Bezugspersonen erfahren, entwickeln sie in ihren ersten Lebensjahren das sogenannte Urvertrauen. Diese Erfahrung von Geborgenheit und Beständigkeit ist wesentlich für die Entwicklung von Selbstwert und der eigenen Wahrnehmung als liebenswerte und liebensfähige Person.

Bevor wir zu unserem Selbstschutz lernen, diese grundsätzliche Offenheit durch Vorsicht und Skepsis zu mäßigen, dient uns das Urvertrauen als Grundlage dazu, unser Umfeld ohne übermäßige Angst zu erkunden. Es hat einen bedeutenden Einfluss auf unsere Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und anderen Menschen zu vertrauen.

Junges Kind erleidet Trauma wegen der Scheidung seiner Eltern.
Negative Bindungserfahrungen in der Kindheit sind ein häufiger Auslöser für Borderline. Foto: Adobe Stock, (c) alfa27

Personen, denen diese frühkindliche Erfahrung bei ihren Bezugspersonen fehlt, zeigen in ihrem späteren Leben häufig Probleme bei Bindung und Beziehungsfähigkeit, bis hin zu emotional-instabilen Störungen. Die Ursachen können hier vielfältig sein: Trennungserfahrungen aufgrund einer Scheidung oder eines Todesfalls, unstete, launische oder aufbrausende Bezugspersonen (etwa in Folge psychischer Erkrankungen der Eltern). Auch erschütternde Erfahrungen wie Gewalt und Missbrauch zählen zu den möglichen Quellen.

Entsprechende Erfahrungen schlagen sich nicht nur in der Psyche nieder, sondern haben messbare Auswirkungen auf das Gehirn. Mediziner konnten zeigen, dass bei Borderline-Patienten die Amygdala (Mandelkern) stärker auf negative Reize anspricht. Dabei handelt es sich um eine Region im Gehirn, die unter anderem für die Verarbeitung von Gefahrensignalen zuständig ist. Schwierigkeiten, emotionale Reaktionen wie Ängste zu kontrollieren, dürften also mit der Übererregung der Amygdala zusammenhängen.

Aber Achtung: Es wäre falsch anzunehmen, dass Borderline-Störungen zwangsläufig auf ein Fehlverhalten der Eltern oder gar Missbrauch hindeuten. Trotz der Häufung emotional-instabiler Störungen aufgrund von Traumata kann sich die Persönlichkeitsstörung ebenso ohne ein negatives oder traumatisches Erlebnis in der Kindheit entwickeln. Es wäre vereinfacht zu behaupten, dass immer jemand Schuld an der Störung hat.

Welches Verhalten ist typisch für Borderline?

Neben der Impulsivität und Überempfindlichkeit, die häufig durch launisches und riskantes Verhalten in Erscheinung treten, sind die Handlungen von Borderlinern vor allem von ihrem fehlenden Identitätsgefühl und der Angst, verlassen zu werden, geprägt. Um die Zuneigung anderer Menschen zu gewinnen und ihre innere Leere zu füllen, sind sie bereit, fast alles zu tun. Sie nehmen dabei kaum Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse, sondern konzentrieren sich ganz auf die Interessen von Freunden und orientieren sich an den Erwartungen anderer. Ihren Selbstwert beziehen sie oft zu einem großen Teil aus Lob aus ihrem Umfeld.

Was für soziale Kontakte im Allgemeinen gilt, trifft auch auf enge Beziehungen wie Freundschaften und Partnerschaften zu. Borderline-Patienten sind meist sehr bemüht, andere Personen an sie zu binden. Durch ihr hohes Engagement nehmen Beziehungen meist einen intensiven Verlauf, halten aber nicht lange. Mal sind sie übermäßig involviert, fast aufdringlich, dann gehen sie auf Abstand. Auch ihre Ängste werden in der Partnerschaft eine Belastung. Ein kleiner Fehler oder ein Missgeschick wird leicht zu einer persönlichen Krise und führt zu heftigen Selbstvorwürfen. Umgekehrt zeigen sie auch Misstrauen ihrem Freund bzw. ihrer Freundin gegenüber, zeigen sich extrem bedürftig oder erwarten ständige Liebesbeweise und -bekundungen.

Umgekehrt kann die Störung auch dazu führen, dass Betroffene ihre Freunde und Lebensgefährten zurückweisen, ihnen Vorwürfe machen oder aggressiv werden. Auf ihr Umfeld wirken diese Verhaltensweisen paradox: Obwohl sie fürchten, verlassen zu werden, scheinen sie es geradezu darauf anzulegen, geliebte Menschen von sich zu stoßen. Der Grund liegt im veränderten Weltbild der Patienten: In ihrem Denken ist es bereits eine Gewissheit, dass die Personen in ihrem Umfeld sie früher oder später verlassen. Die Ungewissheit liegt für sie nicht im Ob, sondern im Wann. Das Warten auf diesen Moment ist eine Qual, indem sie die Beziehung vorzeitig sabotieren, versuchen sie ein wenig Kontrolle über die Situation zu gewinnen.

Patientin mit Borderlinestörung möchte nicht alleine gelassen werden.
Schon kurze Trennungen können bei Betroffenen starke Reaktionen und Ängste auslösen. Foto: Adobe Stock, (c) Photographee.eu

Borderline: Wer stellt die Diagnose?

Die Diagnose psychischer Krankheiten sollte grundsätzlich nur auf Basis einer psychologischen Testung durch einen Experten erfolgen. Auch für Psychologen ist es allerdings nicht immer leicht, eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung zu erkennen. Borderline tritt häufig in Verbindung mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf (Komorbidität), ebenso wie psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, ADHS, Suchterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Abgrenzung zu anderen Diagnosen gestaltet sich deshalb schwierig.

Patienten befinden sich häufig schon seit einem längeren Zeitraum in Behandlung, bis die genaue Diagnose gestellt wird. Entweder, weil vordergründige Symptome einer der anderen möglichen Störungen zugeschrieben werden, oder weil eine vorliegende Begleiterkrankung zuerst erkannt wurde. Beim Verdacht auf Borderline kannst du dich an deinen bisherigen Behandler wenden, um eine genaue Testung in die Wege zu leiten. Falls du bei dir erstmals Anzeichen für eine psychische Krankheit bemerkst, ist in der Regel der Hausarzt die erste Anlaufstelle, um eine Überweisung für die Diagnostik zu bekommen.

Ca. 2 bis 3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind von Borderline betroffen. Zwar befinden sich mehr Frauen als Männer dafür in Therapie, Psychologen gehen jedoch davon aus, dass die Verteilung der Krankheit grundsätzlich ausgeglichen ist.

Borderline-Behandlung: Dialektische Verhaltenstherapie

Unterschiedlich ausgeprägte Beschwerden sowie verschiedene Begleiterkrankungen stellen Ärzte und Therapeuten bei der Therapie von Borderline vor zahlreiche Herausforderungen. Zur Anwendung kommen Psychotherapie, Beratung sowie verschiedene Medikamente. Es gibt jedoch kein spezifisches Medikament für Borderline: die verwendeten Präparate dienen meist dazu, die Stimmung zu stabilisieren oder begleitende Depressionen zu behandeln.

Eine Methode, die sich bei Borderline besonders bewährt hat, ist die dialektische Verhaltenstherapie oder Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Die Psychologin Marsha M. Linehan, die selbst an dem Borderline-Syndrom leidet, entwickelte diese Therapieform in den 80er Jahren basierend auf der kognitiven Verhaltenstherapie und ihrer eigenen Erfahrung als Patientin. DBT kommt in der Einzeltherapie und der stationären Behandlung zur Anwendung, häufig werden die Inhalte aber auch über Gruppentherapie bzw. Skills-Trainings vermittelt.

Der Schwerpunkt der dialektischen Verhaltenstherapie liegt dabei auf dem Erlernen konkreter Fertigkeiten, die den Umgang mit sich selbst und anderen Menschen erleichtern. Durch Übungen für innere Achtsamkeit lernen Patienten auf ihre Gefühle zu reflektieren und besser mit diesen umzugehen. Um die soziale Kompetenz zu stärken, erlernen Betroffene neue Strategien und Verhaltensmuster, etwa um nachzufragen, ob sie eine Situation missverstanden haben. Ein weiterer Fokus liegt in der Selbstwert-Stärkung, Übungen zur Entspannung oder Akzeptanz in schwierigen Situationen, sowie Strategien, um selbstverletzendes Verhalten zu vermeiden.

Nähere Informationen zur DBT-Methodik sowie offene Gruppen findest du auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Dialektisch-Behaviorale Therapie.

Borderline Hilfe – Tipps für Angehörige & Partner

Eine Beziehung mit einem Menschen mit Borderline zu führen ist eine große Herausforderung. Freund- und Partnerschaften verlaufen durch die Störung besonders intensiv: Betroffene sehen ihren Partner zu Beginn als die Lösung all ihrer Probleme, wegen ihres instabilen Selbstbildes würden sie am liebsten mit der geliebten Person verschmelzen und in völliger Symbiose leben.

Die Anforderungen, die Borderliner an ihr Umfeld stellen, lassen sich aber nicht lange ohne Konflikte bewältigen. Häufig fällt es ihnen schwer, Grenzen zu respektieren, ihren Partner mit anderen Personen (Freunde, Familie) zu teilen oder über längere Zeit von ihm getrennt zu sein (Arbeit, Reisen). Eifersucht, Misstrauen und Vorwürfe gewinnen leicht die Überhand. Die intensiven positiven Gefühle verkehren sich ins Gegenteil.

Für Angehörige und Lebensgefährten ist es nicht leicht, mit den Gefühlsschwankungen, Wutausbrüchen oder Beleidigungen der Patienten zurechtzukommen. Wir möchten die verletzenden Verhaltensweisen der Betroffenen hier nicht entschuldigen, sondern dir dabei helfen, sie besser zu verstehen und besser damit umzugehen. Mit der richtigen Kommunikation lassen sich die Auswirkungen der Krankheit kontrollieren und deutlich reduzieren.

Warum hassen Borderliner einen plötzlich?

Die Borderline-Störung ist oft von einem Schwarz-Weiß-Denken geprägt: Personen, die daran leiden, neigen dazu, ihre Mitmenschen anfangs zu idealisieren. Diese übermäßige Begeisterung kann sich aber schnell ins Gegenteil, die völlige Entwertung, verkehren: Plötzlich haben Borderliner nur abgrundtiefen Hass und bösartige Zuschreibungen für einen übrig.

Der Grund für dieses Verhalten liegt in einem unbewussten Abwehrmechanismus namens Spaltung bzw. Splitting. Als Kinder lernen wir während unserer emotionalen Entwicklung, ambivalente Eigenschaften und Gefühle bei unseren Mitmenschen zu bemerken und auszuhalten. Kurz gesagt stellen wir also fest, dass Eltern und andere Bezugspersonen nicht perfekt sind, ihre negativen Eigenschaften für uns aber keine “Bedrohung” darstellen und die Beziehung nicht gefährden.

Ohne diese Bindungserfahrung fällt es Menschen mit Borderline schwer, andere Personen differenziert zu betrachten. Ganz natürliche Fehler und Makel wirken auf sie bedrohlich, zu ihrem Selbstschutz nehmen sie diese deshalb zunächst oft nicht wahr. Lässt sich dieses Bild nicht mehr aufrecht erhalten, sehen sie sich mit großen Ängsten konfrontiert. Die folgende Abwertung dient dazu, den drohenden emotionalen Verlust kleinzureden.

Freund und Freundin im Verlauf von Streit wegen Eifersucht und Angst vor Verlassen.
Borderliner neigen dazu, eigene Ängste und Unsicherheit auf ihre Mitmenschen zu übertragen. Foto: Adobe Stock, (c) fizkes

Warum lügen Borderliner?

Es lässt sich nicht pauschal beantworten, ob und warum Borderliner die Wahrheit verzerren. Manche Aussagen können ihren intensiven Emotionen und der veränderten Wahrnehmung geschuldet sein: Eine kurze Abwesenheit (wie eine Geschäftsreise) fühlt sich für sie vielleicht wirklich wie eine Trennung an. Zum Teil hängen Lügen mit ihrem impulsiven Verhalten und jenen Aktivitäten zusammen, mit denen sie ihre innere Leere zu füllen versuchen (z.B. Süchte).

Häufig zeigen sich allerdings auch im Bereich der Partnerschaft Versuche der Manipulation. Das kann viele Gründe haben: Da Betroffene oft nicht davon überzeugt sind, Liebe zu verdienen, haben sie zum Teil den Eindruck, ihren PartnerInnen generell etwas vormachen zu müssen. Vorwürfe und verdrehte Tatsachen können auch dabei helfen, durch den folgenden Streit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, falls sich der Betroffene vernachlässigt fühlt. Es ist daher wichtig, diese Verhaltensweisen nicht zu tolerieren, aber auch dem Wunsch nach Eskalation wenn möglich nicht zu folgen.

Was brauchen Borderliner?

Zu den wichtigsten Fertigkeiten für den Umgang mit Borderline gehört es, Grenzen zu setzen. Falls du es bisher nicht gewohnt bist, beginnst du am besten schrittweise damit, bestimmte Grenzen festzulegen (z.B. keine Anrufe während der Arbeit), anstatt auf einmal einen ganzen Regel-Katalog aufzustellen. Weise deinen Partner sanft aber bestimmt darauf hin, dass dies nichts an euer Beziehung ändert und keine Zurückweisung bedeutet.

Habt ihr euch einmal auf Grenzen verständigt, musst du diese aber auch konsequent durchsetzen, selbst wenn es dir in der jeweiligen Situation schwer fällt. Hast du etwa angekündigt, das Gespräch abzubrechen falls deine PartnerIn laut wird, solltest du dies auch wirklich tun. Andernfalls besteht das Risiko, dass sie sich auch weiterhin über deine Wünsche hinwegsetzt.

Wichtig: Borderline ist eine schwere psychische Erkrankung, die du als Partner, Freund oder Familienmitglied nicht selbst heilen kannst. Neben allen Schritten für ein besseres Zusammenleben und bessere Kommunikation, solltest du den Betroffenen unbedingt ermutigen, professionelle Hilfe für die Störung in Anspruch zu nehmen (insbesondere Psychotherapie).

Was kann ich als Angehöriger tun?

Einen ersten wichtigen Schritt, um Borderlinern in deinem Bekanntenkreis zu helfen, hast du bereits geschafft: Nämlich dich über die Erkrankung zu informieren. Ein besseres Verständnis der Sorgen und Gefühle der Betroffenen hilft dir dabei, sich in sie hineinzuversetzen und auf sie einzugehen.

Eine weitere Empfehlung von Experten lautet: ihre Gefühle anerkennen und ernst nehmen. Auch wenn die Aussagen eines Borderliners deiner Wahrnehmung widersprechen, solltest du ihre Sorgen nicht als irrational abschreiben. Denn sie fühlen sich sehr echt an! Es hilft daher, das grundlegende Bedürfnis hinter ihren Worten anzuerkennen, anstatt dich gegen Vorwürfe zu verteidigen. Schon ein Gefühl zu benennen, kann hier einen großen Unterschied machen, z.B. “Du fühlst dich also allein gelassen”.

Zu guter Letzt darfst du nicht darauf vergessen, auf dich selbst zu achten. Selbst wenn man weiß, dass jemand es eigentlich nicht so meint, ist es nicht leicht Vorwürfen, Beleidigungen oder Gefühlsschwankungen ausgesetzt zu sein. Sorge dafür, dass im Zusammenleben auch genug Raum für deine Bedürfnisse, für Rückzug und für Ausgleich bleibt. Auch für dich kann professionelle Unterstützung (Therapie, Selbsthilfegruppe) sinnvoll sein. In Österreich bietet etwa die Organisation HPE Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter.

Therapie-Einheit um Beschwerden psychischer Erkrankungen zu verbessern.
Egal ob Einzeltherapie, Gruppentherapie oder Skill-Workshop: Diese Experten helfen dir mit Borderline umzugehen! Foto: Adobe Stock, (c) Halfpoint

Borderline Therapie – Empfohlene Spezialisten

Borderline-Therapien nehmen viel Zeit in Anspruch: Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung sind oft über viele Jahre in Therapie, auch eine stationäre Behandlung kann in schwierigen Fällen notwendig sein. Die Intensität der Beschwerden nimmt meist ab einem Alter von etwa 30 Jahren ab, dennoch ist die Störung nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, die Beschwerden zu lindern und einen besseren Umgang damit zu ermöglichen.

Leider behandeln nicht alle Psychotherapeuten Borderline. Da die Symptome der Störung (Instabilität, Verlassensängste) auch die Beziehung zum Therapeuten prägen, gelten Patienten mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung oft als schwierige Fälle. Mit der richtigen Unterstützung kann eine Therapie aber dennoch gelingen! Hier findest du die besten Psychotherapeuten, die sich besonders auf die Behandlung von Borderline spezialisiert haben.

Dr. Thomas Platz

Prim. Dr. Thomas Platz ist Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut mit langjähriger Erfahrung im Bereich psychischer Erkrankungen. In seinen Ordinationen in Wien und Klagenfurt steht er dir als Wahlarzt zur Verfügung. Zu seinen Schwerpunkten in der Psychotherapie zählen Borderline, ebenso wie bipolare und psychotische Störungen.

Kontakt: Prim. Dr. Thomas Platz, 1080 Wien

Dr. Carina Brey

Die Psychotherapeutin Mag. Dr. Carina Brey arbeitet mit der Methode der Individualpsychologie. Die Begleitung von Patienten und Angehörigen bei einer Borderline-Erkrankung zählt zu ihren Spezialgebieten.

Mag. Dr. Carina Brey, 1010 Wien

Lea Spiegl

Lea Spiegl ist Psychotherapeutin mit der Spezialisierung systemische Psychotherapie. Die Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung gehört zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit. Klienten lernen in einem wertschätzenden Umfeld, mit ihren Gefühlen umzugehen und Konflikte in Beziehungen zu lösen.

Kontakt: Lea Spiegl, 1080 Wien

Mag. Verena Wöber

Mag. Verena Wöber ist klinische Psychologin und zudem als Therapeutin in der Verhaltenstherapie tätig. Neben der Diagnostik und Einzeltherapie bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen wie Borderline, bietet sie in ihrer Praxis zudem auch Skillsgruppen für Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) an.

Mag. Verena Wöber, 1090 Wien

Dr. Gerald Pail

Der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Gerald Pail unterstützt Patienten bei der Diagnose und Therapie von Störungen wie Borderline, Narzissmus oder ADHS. Durch seine medizinische Erfahrung ist bei ihm die genaue Abklärung von psychosomatischen Beschwerden, sowie die Therapie mit Psychopharmaka möglich.

Kontakt: Dr. Gerald Pail, 1090 Wien

Birgit Trifonov

Birgit Trifonov ist in der systemischen Familientherapie tätig und behandelt Erwachsene ebenso wie Kinder, Jugendliche und Familien. Neben der Psychotherapie bei Borderline gehört auch eine Gruppe für das Skills Training rund um DBT zum Angebot ihrer Praxis.

Birgit Trifonov, 2340 Mödling

Mag. Claudia Pommer

Durch ihre langjährige Tätigkeit im Therapiezentrum Ybbs bringt Mag. Claudia Pommer viel Erfahrung bei Therapien von Persönlichkeitsstörungen mit. Durch Zusatzausbildungen in den Bereichen schemafokussierte Psychotherapie und dialektische Verhaltenstherapie hat sie sich besonders auf Borderline-Störungen spezialisiert.

Website: Mag. Claudia Pommer, 3100 Sankt Pölten

Mag. Petra Fuss

Mag. Petra Fuss leitet gemeinsam mit dem Facharzt für Psychiatrie Dr. Patrick Frottier das Institut für Sequentielle Therapie, eine spezielle Praxis mit Ausrichtung auf ganzheitliche Therapien von psychischen Beschwerden. Zu den Leistungen des Instituts zählen etwa Verhaltenstherapie und das DBT-Skills-Training.

Mag. Petra Fuss, 3100 Sankt Pölten

Dr. Birgit Kirsten Steinbrenner

Dr. Birgit Kirsten Steinbrenner ist Fachärztin für Psychiatrie sowie Psychotherapeutin. In ihrer Praxis unterstützt sie Klienten bei diagnostischen Fragen und der medikamentösen Behandlung von Beschwerden. Zudem bietet sie systemische Psychotherapie an. Persönlichkeitsstörungen (insbesondere emotional-instabil) sind ihr Spezialgebiet.

Website: Dr. Birgit Kirsten Steinbrenner, 8051 Graz

Dr. Ingrid Kaltenbrunner

Als klinische Psychologin und Psychotherapeutin behandelt Dr. Ingrid Kaltenbrunner Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Borderline-Störungen. Auch die Psychotherapie nach einem Trauma oder einer Gewalterfahrung gehört zu ihren Schwerpunkten.

Dr. Ingrid Kaltenbrunner, 5020 Salzburg

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HEROLD Blog Team

Herold Redaktion

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