Jodmangel: Symptome, Ursachen & Behandlung

Last Updated on: 1st Februar 2021, 11:28 am

Jodmangel
Ein Jodmangel hat verschiedene Symptome, etwa Gewichtszunahme oder Depression. Foto: Adobe Stock, (c) mapoli-photo

Ein Jodmangel entsteht im Körper, wenn über die Nahrung zu wenig Jod aufgenommen wird. Eine Schilddrüsenvergrößerung ist oft die Folge eines Jodmangels. Dieser sogenannte Kropf und seine Folgeerscheinungen lassen sich jedoch leicht vermeiden. Etwa durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz und den regelmäßigen Genuss von Meerestieren.

Jodmangel: Ursachen & Auswirkungen

Jod ist ein Spurenelement, das der Körper nicht selbst herstellen kann. Deshalb muss es mit der Nahrung in ausreichender Menge aufgenommen werden. Warum? Weil es die Schilddrüse zur Produktion der Hormone Thyroxin und Trijodthyronin benötigt, die an vielen lebenswichtigen Stoffwechselvorgängen wie z. B. der Knochenbildung, dem Wachstum oder der Gehirnentwicklung beteiligt sind. Ein Jodmangel hat zur Folge, dass das Organ nicht genug Schilddrüsenhormone liefern kann. Das wirkt sich negativ auf verschiedene Organe aus.

Wie viel Jod braucht der Mensch?

Der menschliche Körper enthält nur etwa 14 Milligramm Jod, wobei der größte Anteil davon in der Schilddrüse lagert. Doch fehlt etwas von dieser geringen Menge, hat das weitreichende Folgen. Die pro Tag benötigten Jodmengen zur Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels sind altersabhängig und werden in Mikrogramm (µg, = 1/1000 Gramm) angegeben. Es brauchen

  • Säuglinge in den ersten 4 Monaten 40 µg
  • Säuglinge in den Folgemonaten 80 µg
  • Kleinkinder von 1 bis 4 Jahren 100 µg
  • Kinder von 5 bis 7 Jahren 120 µg
  • Schulkinder von 8 bis 10 Jahren 140 µg
  • Kinder von 10 bis 13 Jahren 180 µg
  • Jugendliche und Erwachsene bis 50 Jahre 200 µg
  • Erwachsene über 51 Jahre 180 µg
  • Schwangere 230 µg
  • Stillende 260 µg

Doch hängt der Jodbedarf nicht nur vom Alter ab, sondern wird auch durch Umweltfaktoren, Nahrungsbestandteile und einige Medikamente, die die Aufnahme von Jod oder die Bildung von Schilddrüsenhormonen beeinflusst. So braucht etwa jemand, der raucht oder häufig Lebensmittel wie Kohl, Rettich, Mais oder Hirse verzehrt, mehr Jod.

Doch gibt es auch Obergrenzen. So empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine tägliche Jodaufnahme von maximal 1000 µg, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sogar nur von 500 µg.

Was bewirkt Jodmangel?

Ein Joddefizit zählt zu den häufigsten Mangelerkrankungen, der in unseren Breiten v.a. dort vorkommt, wo die Böden (Äcker,Weideflächen) und damit die Nahrung nur geringe Mengen Jod aufweisen. Die dadurch bedingte eingeschränkte Produktion von Schilddrüsenhormonen versucht die Schilddrüse durch Wachstum, d.h. Vermehrung ihrer Zellen auszugleichen.

Zudem schüttet die Hirnanhangsdrüse als Reaktion auf die unzureichende Schilddrüsenhormonsynthese vermehrt Schilddrüsen-stimulierende Hormone aus, sodass sich die Schilddrüsenzellen auch noch vergrößern. Diese Vorgänge haben zum Ziel, mit dem Zuwenig an Jod so viel Schilddrüsenhormone wie möglich herzustellen, was oft auch über Jahre gelingt. Doch irgendwann hat der Organismus kaum noch Jodreserven zum Verwerten, sodass der Jodmangel klinisch in Erscheinung tritt.

Symptome: Wie zeigt sich ein Jodmangel?

Sichtbarstes Zeichen eines anhaltenden Jodmangels ist eine vergrößerte Schilddrüse, umgangssprachlich Kropf und medizinisch Struma genannt. Was zunächst nur kosmetisch stört, kann zu einem echten Problem werden. Denn bei anhaltendem Wachstum kann die Schilddrüse sich so arg vergrößern, dass sie auf die Luftröhre und den Kehlkopf drückt, daher ein Engegefühl im Hals, Schluckbeschwerden und Atemprobleme bis hin zu Atemnot sowie Schwierigkeiten beim Sprechen oder Stimmveränderungen verursacht.

Zudem bilden sich als Folge des unkontrollierten Wachstums Knoten in der Schilddrüse. Und zwar entweder kalte Knoten, die aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe bestehen und daher die ohnehin herabgesetzte Schilddrüsenfunktion stören, sodass sich Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) entwickeln. Wie etwa

  • eine unerklärliche Gewichtszunahme
  • eine ausgeprägte Müdigkeit, Antriebs- und Lustlosigkeit
  • eine Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und Hypotonie (erniedrigter Blutdruck)
  • eine trockene, kühle, blasse Haut, die durch Wassereinlagerungen teigig aufgetrieben wirkt
  • eine Kälteempfindlichkeit
  • Verstopfung
  • Depressionen und Angstzustände
  • eine Kraftlosigkeit und Muskelkrämpfe
  • erhöhte Cholesterinwerte
  • Durchblutungs-, Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • infolge eines Myxödems (Schwellung der Stimmbänder) eine raue und heisere Stimme bzw. undeutliche und verwaschene Sprache

Oder es entstehen – bei noch entsprechender Verfügbarkeit von Jod – heiße Knoten, die unkontrolliert Schilddrüsenhormone erzeugen. Daraus resultiert eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mit Symptomen wie einer ungewollten raschen Gewichtsabnahme, Nervosität, Schlaf- und Herzrhythmusstörungen sowie Magen-Darm-Beschwerden.

Jodmangel in der Schwangerschaft

Besonders schlimm wirkt sich ein Jodmangel in der Schwangerschaft aus, denn er begünstigt Fehlgeburten. Zudem kann es bei einem Jodmangel zu Fehlbildungen sowie Gedeihstörungen beim Ungeborenen kommen. Mögliche Folgen sind dabei eine beeinträchtigte Entwicklung des Gehirns (Jod wird für die Bildung von Gehirnzellen benötigt), Wachstumsstörungen, eine verzögerte Lungen- und Knochenreifung (Jod ist für ein gesundes Calcium-Phosphat-Verhältnis mitverantwortlich) oder Kretinismus, d.h. einer Entwicklungsstörung mit Intelligenzminderung, häufig begleitet von Schwerhörigkeit, Sprachstörungen, Schielen und Kleinwuchs. Außerdem unterliegen Neugeborene von Müttern mit Jodmangel einer höheren Sterblichkeit. Oder sie kommen mit einem Kropf zur Welt und haben lebenslang ein gesteigertes Risiko für eine Schilddrüsenfehlfunktion.

Diagnose: wie man einen Jodmangel erkennt

Eine merkbare Vergrößerung der Schilddrüse und/ oder spürbare Knoten in dem Organ sollten auf jeden Fall zum Arzt führen. Der tastet nach Durchführung der Anamnese die Schilddrüse ab. Zur tatsächlichen Bestimmung ihrer Größe und Entdeckung etwaiger Unregelmäßigkeiten in ihrer Gewebestruktur wie z.B. Knoten, Zysten, Verkalkungen oder Vernarbungen ist jedoch eine Sonografie (Ultraschall) erforderlich.

Liegen Knoten vor, werden daraus per Feinnadelpunktion Gewebeprobe gewonnen und mikroskopisch untersucht, um zu ergründen, ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt. Eine Schilddrüsenszintigraphie wiederum zeigt, ob innerhalb eines Kropfes autonomes Gewebe vorkommt, das weder vom Gehirn noch von der Hirnanhangdrüse kontrolliert wird. Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung der Schilddrüsenhormone erlaubt zu beurteilen, ob eine Schilddrüsenüberfunktion bzw. -unterfunktion vorliegt.

Behandlung: wie man einen Jodmangel behebt

Bei einem festgestellten Jodmangel gilt es, auf eine entsprechende Jodzufuhr über die Nahrung zu achten, d.h. beispielsweise reichlich Meeresfische zu verzehren. Kann das Defizit nicht durch die Nahrung ausgeglichen werden, ist es ratsam, sich über Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente mit Jod zu versorgen. Sofern vorher abgeklärt wurde, ob eine Schilddrüsenüberfunktion oder Jodallergie vorliegt.

Bei Jodverwertungsstörungen (die Schilddrüse bekommt zwar genügend Jod, kann es aber nicht richtig verwenden) besteht die Behandlung im Schlucken von Schilddrüsenhormonpräparaten. Dann stellt die Schilddrüse ihr übermäßiges Wachstum ein, weil der Körper genug Hormone bekommt.

Gibt es bereits Folgeerkrankungen des Jodmangels, müssen diese zusätzlich therapiert werden. So erfolgt etwa bei einer Schilddrüsenunterfunktion die Verabreichung von Schilddrüsenhormonen, meist ergänzt durch eine Jodzufuhr. Dadurch kann ein etwaiger Kropf beseitigt oder zumindest verkleinert werden. Gelingt das nicht, weil die Struma schon zu groß geworden ist, kann ein chirurgischer Eingriff oder eine Radiojod-Therapie (Gabe von radioaktivem Jod) erforderlich werden.

Jodmangel
Der regelmäßige Konsum von Meeresfrüchten beugt einem Jodmangel vor. Foto: Adobe Stock, (c) tenkende

Vorbeugung: Wie man einen Jodmangel vermeidet

Der wirkungsvollste Weg, einen Jodmangel zu vermeiden, ist eine Ernährungsweise zu wählen, die eine gute Versorgung mit Jod gewährleistet. Dieses ist reichlich in jodiertem Speisesalz, sowie Meeresfrüchten (z.B. Schellfisch, Seelachs, Kabeljau, Thunfisch, Garnele, Miesmuschel, Hummer, Bismarckhering, Makrele) enthalten, wobei bereits 100 Gramm Seelachs oder 134 Gramm Konserventhunfisch in Öl den täglichen Bedarf eines Erwachsenen decken.

Zudem ist in Österreich die Anreicherung von Speisesalz mit Jod (20 Milligramm Kaliumjodid pro Kilo) gesetzlich vorgeschrieben. Auch Milch- und Milchprodukte, jodhaltige Mineralwassersorten und jodhaltige Zahnpasten tragen zur Bedarfsdeckung bei. Darüber hinaus ist Jod imstande, mit der Atemluft (frische Seeluft, Jodsalzgrotte) in den Körper zu gelangen.

Jodpräparate hingegen sollten nur nach vorheriger Absprache mit seinem Arzt Verwendung finden. Algen (bis zu 3,8 Gramm pro Kilogramm) und Seetang wiederum sind zwar ergiebige Jodquellen, doch ist auch hier Vorsicht geboten, denn sie können ebenfalls einen Jodüberschuss verursachen.

Jodüberschuss: zu viel Jod schadet auch

Ein Jodmangel führt also zu Schilddrüsenfehlfunktionen bis schlimmstenfalls zu einem Kretinismus. Doch wie sieht es aus, wenn man zu viel von dem Spurenelement erwischt bzw. geht das überhaupt?

Tatsächlich kann eine zu hohe Jodzufuhr von mehr als einem Milligramm Jod pro Tag in eine Jodüberdosierung (Jodexzess) oder gar Jodvergiftung münden. Der Konsum von 2 bis 3 Gramm reinen Jods sogar tödlich enden. Doch ist es kaum möglich, über eine normale Ernährung einen solchen Jodüberschuss zu erreichen. Auch ist eine Überdosierung durch Jodsalz nicht möglich, denn dessen Jodgehalt ist so gewählt, dass auch für Schilddrüsenkranke kein Gesundheitsrisiko besteht.

Eine Überdosierung von Jod ist aber schon möglich bei einer übermäßigen Einnahme von Jodpräparaten, einem versehentlichen Trinken von Jodtinktur, einer Verwendung jodhaltiger Kontrastmittel oder dem Verzehr von sehr jodreichen Meeresalgen.

Bemerkbar macht sich ein Jodüberschuss zunächst durch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und durch Hautausschläge, genannt Jodakne. Hält er länger an, kommt es zu einem Brennen und zu bräunlichen Verfärbungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie einen metallischen Geschmack im Mund oder auch Bindehautentzündungen oder Kopfschmerzen. Treten Symptome wie Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Kreislaufzusammenbrüche und Atemnot ein, liegt eine Jodvergiftung vor, die einer sofortigen ärztlichen Versorgung bedarf.

Zudem kann ein länger dauernder Jodexzess Folgen haben wie

  • eine Schilddrüsenüberfunktion
  • einen Morbus Basedow
  • eine Hashimoto-Thyreoiditis
  • einen Wolff-Chaikoff-Effekt, d.h. eine akute Blockade der Jodaufnahme in der Schilddrüse, eventuell mit Schilddrüsenunterfunktion
  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie z.B. Hautausschläge oder einen sogenannten Jodschnupfen

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