Zahnarztbehandlung in Narkose: Voraussetzungen – Ablauf – Kosten
Last Updated on: 22nd September 2020, 02:28 pm
Einfach entspannt einschlafen, nichts spüren und mit in Ordnung gebrachten Zähnen wieder aufwachen. Angstfrei und schmerzlos. Klingt angenehm, oder? Das Beste daran: Es ist machbar! Sofern der Gesundheitszustand des Patienten eine Betäubung zulässt und der Zahnarzt Behandlungen in Narkose durchführt. Das Problem: Die Narkose, vor allem die Vollnarkose beim Zahnarzt kostet Geld. Wir haben recherchiert, in welchen Fällen die Krankenkasse die Narkose bezahlt!
Zahnarzt Narkose – wann macht das Sinn?
Umfangreiche Operationen wie z.B. die Entfernung von Weisheitszähnen aus dem Kiefer erweisen sich als körperlich und psychisch anstrengend und können mehrere Stunden dauern. Ebenso wie Zahnbehandlungen in stark entzündeten Regionen sind sie unter örtlicher Betäubung kaum schmerzlos durchführbar. In diesen Fällen bewirkt eine Narkose, dass die zahnärztlichen Aktivitäten vom Patienten nicht wahrgenommen werden und daher für ihn beschwerdefrei ablaufen. Lediglich für eine Weile danach kann etwas Wundschmerz auftreten, wofür in der Regel jedoch Schmerzmittel mitgegeben oder verschrieben werden.
Vollnarkose beim Zahnarzt?
Viele Menschen benötigen für die zahnärztliche Behandlung gar keine Schmerzstiller, den meisten anderen genügt die lokale Betäubung. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine leichte Narkose (Dämmerschlaf) oder sogar eine Vollnarkose notwendig ist. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Angstpatient eine Behandlung braucht. Auch Kinder mit großer Angst vor einem Eingriff werden häufig in Narkose versetzt.
Weitere Gründe für eine Narkose beim Zahnarzt
Langwierige, zahntechnisch aufwändige Eingriffe, wie z.B. das Setzen von Implantaten oder Beschleifen von Zähnen zur Anbringung von Kronen oder Brücken, erfordern ein ausdauerndes und anstrengendes Mundoffenhalten. Und häufig mehrere Zahnarztbesuche. Werden derartige Zahnbehandlungen unter Narkose durchgeführt, benötigt man oft nur eine einzige Sitzung und die gesamte Prozedur ist erledigt.
Das liegt daran, dass der Zahnarzt an anästhesierten Patienten zügiger und störungsfrei arbeiten kann. Denn er muss nicht den Wirkungseintritt der örtlichen Betäubung abwarten bzw. diese mehrmals erneuern oder unkooperatives Patientenverhalten berücksichtigen. Auch können unter diesen Bedingungen manche zahnärztlichen Arbeiten schonender durchgeführt werden, sodass danach geringere Schwellungen und weniger Schmerzen auftreten.
Manche Patienten sind nicht imstande, bei Behandlungen entsprechend mitzuarbeiten (z.B. den Mund weit oder lang genug aufzumachen), damit der Zahnarzt seine Arbeit verrichten kann. Etwa weil sie körperliche (z.B. eine schwere Bewegungsstörung) oder geistige Behinderungen aufweisen, die das unmöglich machen. Dieses Problem fällt unter der Narkose weg.
Voraussetzung für eine Narkose beim Zahnarzt
Ähnlich wie bei anderen Operationen auch muss bei zahnärztlichen Eingriffen im Vorfeld geklärt werden, ob der jeweilige Patient überhaupt narkosetauglich ist oder für ihn eine Betäubung zu gefährlich wäre. Deshalb verschafft sich der Anästhesist ein genaues Bild vom Gesundheitszustand des Patienten.
Anhand der Krankengeschichte und individuell abgestimmter Voruntersuchungen wie z.B. der Bestimmung gewisser Blutwerte, der Durchführung eines EKGs zum Ausschluss von Herzerkrankungen oder eines Thoraxröntgens zum Ausschluss von Lungenleiden usw. lässt sich abschätzen, ob bzw. mit welchem Risiko ein Anästhesieverfahren durchgeführt werden kann. Abhängig davon bekommst du eine Narkosefreigabe bzw. OP-Freigabe.
Außerdem ist der Narkosearzt verpflichtet, den Patienten über das geplante Verfahren, die damit verbundenen Vorteile und Risiken aufzuklären sowie alle diesbezüglichen Fragen mit ihm zu besprechen. Üblicherweise erhält der Patient dazu auch schriftliches Informationsmaterial. Und auf jeden Fall eine Einwilligungserklärung, die am Tag der Behandlung unterschrieben mitzubringen ist. Am Behandlungstermin muss der Patient folgendermaßen vorbereitet erscheinen:
- nüchtern (mindestens sechs Stunden vor Narkosebeginn darfst du nichts mehr essen. Ausnahme: unerlässliche Medikamente mit ein wenig Wasser)
- gesund (am Behandlungstag darfst du keinen Atemwegsinfekt, Durchfall oder Fieber haben)
- ungeschminkt (auf Make-up, fettige Gesichtscreme, Lippenstift und Nagellack verzichten)
- kurzärmelig gekleidet (um dem Anästhesisten das Auffinden einer Vene zur Setzung einer Dauernadel, Intubation und Überwachung der Sauerstoffsättigung im Blut zu erleichtern)
Was kostet eine Narkosebehandlung beim Zahnarzt?
Wie teuer eine Narkose, Sedoanalgesie oder Lachgasanwendung kommt, hängt im Wesentlichen vom gewählten Anästhesieverfahren sowie der Dauer des zahnärztlichen Eingriffs ab, nach der sich auch der Zeitaufwand des Anästhesisten richtet. Die Kosten bewegen sich in einem Rahmen von mehreren hundert Euro: Je nachdem, wie umfangreich die Behandlung ausfällt, kann der Betrag zwischen € 250 bis € 1.000 oder auch darüber liegen.
Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die österreichische Krankenkasse/Gesundheitskasse die Kosten für Vollnarkose bei Zahnbehandlungen jedoch. Dies ist zum Beispiel der Fall bei:
- Kindern ohne Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt.
- Menschen mit geistiger Behinderung oder schwerer Bewegungsstörung.
- Kranke, für die aufgrund eines organischen Leidens oder einer Allergie örtliche Betäubungsmittel nicht infrage kommen.
- Patienten, die einen größeren zahnchirurgischen Eingriff benötigen, der nicht unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) durchgeführt werden kann.
- Menschen mit nachgewiesener Dentalphobie.
Die Kostenübernahme für Zahnbehandlungen unter Vollnarkose beschränkt sich in der Regel auf die einfachen Leistungen (z.B. Entfernung retinierter oder kaputter Zähne) der gesetzlichen Krankenkassen, sodass Anästhesieverfahren bei Zusatzleistungen (z.B. Füllungssanierung) oft vom Patienten selbst zu bezahlen sind.
Zahlt die Krankenkasse die Vollnarkose für Angstpatienten?
Um bei ihrer Krankenkasse die Kostenübernahme einer notwendigen Zahnbehandlung unter Vollnarkose zu beantragen, müssen Dentalphobiker/Angstpatienten einen Nachweis erbringen, dass sie sich wegen ihrer Zahnarztangst in psychotherapeutischer Behandlung befinden, bzw. ein Attest eines Facharztes für Psychiatrie oder psychotherapeutische Medizin einreichen.
Wie läuft eine Narkose beim Zahnarzt ab?
Nimmt der Patient am Zahnarztstuhl Platz, setzt der Narkosearzt einen Venenzugang und es erfolgt die Narkoseeinleitung. An Anästhesieverfahren stehen ihm die Lachgas-Anästhesie, der Dämmerschlaf und die Vollnarkose für Zahnbehandlungen zur Auswahl.
Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Bei der Vollnarkose erzeugt die Kombination aus intravenös verabreichten Medikamenten (starke Schmerzmittel, Muskelrelaxantien) einen schlafähnlichen Zustand, durch den du dein Bewusstsein verlierst und dein Schmerzempfinden ausgeschaltet wird. Das gilt auch für die Steuerung deiner Atmung, sodass eine Beatmung per Gesichtsmaske oder bei längeren Eingriffen über einen Trachealtubus (in die Luftröhre eingeführter Kunststoffschlauch) oder eine Larynxmaske (vor dem Kehlkopf liegender, abdichtender Tubus) notwendig wird. Während der Narkose werden die lebenswichtigen Funktionen per Apparaturen wie einem EKG-Monitor, Fingerclip und Blutdruckmessgerät durchgehend überwacht.
Sedoanalgesie (Dämmerschlaf)
Bei der Sedoanalgesie (Dämmerschlaf) löst ein intravenös verabreichtes Beruhigungsmittel eine tranceartige Bewusstseinsveränderung aus, aus welcher der Patient aber weckbar ist und die meist keine Erinnerung daran hinterlässt. Gleichzeitig sorgt eine örtliche Betäubung im Operationsgebiet für Schmerzfreiheit. Die Methode eignet sich für Eingriffe mit einer Behandlungsdauer von ein bis zwei Stunden wie Wurzelspitzenresektionen, Weisheitszahnextraktionen, kleinere Zahnbeschliffe oder Implantatsetzungen, findet jedoch unter denselben Bedingungen (Voruntersuchungen, Arztgespräche, Nüchternheit, Funktionskontrollen) wie eine Vollnarkose statt.
Lachgas-Anästhesie
Die Anästhesie mittels Lachgas bewirkt eine leichte Sedierung (Beruhigung mit Herabsetzung des Schmerzempfindens) durch Einatmung eines Gemischs aus dem Inhalationsanästhetikum Lachgas (Distickstoffmonoxid, Distickstoffoxid, Stickoxydul) und Sauerstoff über eine Gesichtsmaske. Diese Kombination führt zu einem angstfreien, entspannten Zustand, der eine innere Distanz zum Geschehen nach sich zieht. Sie eignet sich für kurze Eingriffe bei Kleinkindern/Kindern und in Ausnahmefällen auch bei Erwachsenen.
Welche Narkose beim Zahnarzt?
Die Wahl des Anästhesieverfahrens hängt vom Gesundheitszustand des Patienten und von der Art des Eingriffs ab. Denn die Dauer der Betäubung richtet sich nach der Länge der Behandlung. Dabei gilt: Je länger die Narkose dauert, desto länger halten auch etwaige Nebenwirkungen an. Nach Beendigung des Eingriffs wird der Patient wieder aufgeweckt und bleibt deshalb eine Zeit lang unter ärztlicher Beobachtung, bevor er nach Hause darf.
Am besten lässt du dich von einer Begleitperson nach Hause bringen, denn selbst darfst du für 24 Stunden nicht ans Steuer eines Fahrzeugs, weil Narkosemittel nachwirken, da sie im Körperfett gespeichert und nur langsam abgebaut werden. Auch in puncto Essen und Trinken darf man nicht gleich mit Vollgas loslegen. Hier ist zunächst eine schluckweise Flüssigkeitsaufnahme und leicht kaubare Nahrung (am besten Suppe) angesagt.
Welche Risiken hat die Narkosebehandlung beim Zahnarzt?
Moderne Narkoseverfahren sind sehr sicher, aber trotz der durchgehenden Überwachung wichtiger Körperfunktionen zur Vorbeugung etwaiger Komplikationen bleibt dabei ein gewisses Restrisiko. So kann es (selten, aber doch) zu sogenannten “Narkosezwischenfällen“ kommen. Etwaige Risiken wären etwa:
- Herzrhythmusstörungen bzw. Herz-Kreislauf-Stillstand
- Laryngospasmus (krampfartiger Stimmritzenverschluss)
- plötzlicher Atemstillstand
- Aspiration (Einatmen von Mageninhalt in die Lunge)
- Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) und deren Verschleppung über die Blutbahn (Embolie)
- maligne Hyperthermie (genetisch bedingte Entgleisung des Kalziumstoffwechsels als Reaktion auf Inhalationsanästhetika (ausgenommen Lachgas), Muskelrelaxantien oder Stress; begleitet von starken Muskelkontraktionen, die zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur führen)
- allergische Reaktionen auf Narkosemittel bis hin zum anaphylaktischen Schock
- Lähmungserscheinungen an Extremitäten durch lagerungsbedingte Nervenschäden während des Eingriffs, die sich aber meistens rasch zurückbilden
- Beschädigungen von Zähnen, schlimmstenfalls Stimmbandläsionen aufgrund der Intubation bei einer Vollnarkose
Die meisten Patienten stecken eine Narkose, vor allem eine Vollnarkose, nicht vollkommen beschwerdefrei weg. Nebenwirkungen, die nach der Narkose häufig auftreten, sind zum Beispiel Übelkeit oder sogar Erbrechen, sowie Heiserkeit und Schluckbeschwerden aufgrund der Intubation. An der Einstichstelle des Venenzugangs kann es vorübergehend zu Venenreizungen, kleinen Hämatomen (Blutergüsse) oder leichten Infektionen kommen.
Zahnarzt mit Narkose – Empfehlungen für Wien!
Dr. Rudolf Hauptner
Dr. Rudolf Hauptner ist Facharzt für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde sowie Implantologie im 19. Bezirk. In der Ordination wird die Behandlung unter Lokalanästhesie und Lachgas sowie (nach Absprache) in Vollnarkose angeboten. Neben der „normalen“ zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung und Mundhygiene gehören auch Zahnimplantate, Bleaching und Prothetik zu den Leistungen von Dr. Hauptner und seinem Team. Alle Kassen.
Tel: +43 1 5054382
Mail: ordination@hauptner.at
Kontakt: Dr. Rudolf Hauptner, 1190 Wien
Univ. Prof. DDr. Gabor Tepper
Univ. Prof. DDr. Gabor Tepper ist Experte für Implantologie und Zahnersatz, sein Spezialgebiet ist die Sofortimplantation. In seiner Praxis führt er zudem zahnärztliche Behandlungen und Eingriffe aller Art durch: Prophylaxe, ästhetische Zahnheilkunde, Zahnspangen. Für Angstpatienten ist bei Herrn DDr. Tepper auch ein Termin in Narkose/Vollnarkose möglich. Alle Kassen und privat.
Tel: +43 1 25832540
Mail: praxis@tepper.at
Kontakt: Univ. Prof. DDr. Gabor Tepper, 1220 Wien
Dr. Leonard Prisecariu
Dr. Leonard Prisecariu ist im zehnten Wiener Gemeindebezirk tätig. In seiner Praxis führt der Facharzt für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde jedes Jahr mehrere Hundert Zahnbehandlungen unter Vollnarkose durch. Angstpatienten sind bei Dr. Prisecariu und seinem Team besonders gut aufgehoben. Alle Kassen und privat.
Tel: +43 1 6043351
Mail: ordination@zahnarztfuerdich.at
Website: Dr. Leonard Prisecariu, 1100 Wien
Dr. med. univ. Thomas Frühwirth
Dr. med. Thomas Frühwirth ist Zahnarzt und Experte für Zahnfunktionsdiagnostik. Eine besondere Leistung der Praxis ist die schmerzlose Zahnbehandlung, die entweder mit lokaler Betäubung oder auf Wunsch auch mithilfe einer Vollnarkose durchgeführt wird. Alle Kassen.
Tel: +43 1 3695679
Mail: zahnarzt@kauorgan.at
Website: Dr. med. univ. Thomas Frühwirth