Last Updated on: 15th September 2021, 01:31 pm
Abszess:
Eiteransammlung mit Kapsel

Ein Abszess ist eine kleine Eiteransammlung in der Haut. Foto: Adobe Stock; (c) Ocskay Bence
Eine lokal begrenzte, abgekapselte Eiteransammlung, so definiert die Medizin einen Abszess. Klein und oberflächlich in der Haut gelegen ist er als eher harmlose Entzündung einzustufen. Groß und/oder in inneren Organen angesiedelt kann er jedoch gefährlich werden. Fachgerecht behandelt gehört ein Abszess jedenfalls allemal.
Wie entsteht ein Abszess?
Abszesse (Eitergeschwüre, Eiterbeulen) entstehen, wenn Keime (meist Bakterien) in tiefere Hautschichten eindringen und kein Abfluss nach außen vorhanden ist. Den Abszess umgibt eine bindegewebige Kapsel (Abszessmembran), die eine Ausbreitung der Entzündung auf benachbarte, gesunde Gewebe verhindern soll. Kommt diese daraufhin zum Stillstand, kann der eitrige Inhalt der Abszesshöhle teilweise resorbiert werden oder verkalken. Doch ist es auch möglich, dass sich eine Fistel bildet, die die Abszesshöhle mit einem inneren Organ oder der Körperoberfläche verbindet, sodass die Abszesshöhle ihren Eiter dorthin entleert.

Warum entsteht Eiter?
Die Erzeugung von Eiter (= Gemisch aus abgestorbenen Zellen, Keimen und Leukozyten) ist eine Abwehrreaktion des Körpers. Denn der Körper versucht normalerweise, Keime (meist Bakterien) mit Hilfe der Eiterproduktion aus dem Körper zu entfernen. Von sterilem oder kaltem Abszess spricht man, wenn Eiterbeulen ohne bakterielle Beteiligung aufgrund chronischer Entzündungen wie etwa dem Morbus Crohn entstehen.
Wo können Abszesse entstehen?
Ein Abszess kann überall auftreten, tut dies aber meistens in der Haut (kutaner Abszess), wenn die Hautbarriere defekt ist. Entsteht der Abszess aufgrund unreiner Haut bei den Talgdrüsen, spricht man von einem Pickel. Entsteht er an den Haarwurzeln, handelt es sich um ein Furunkel bzw. Karbunkel. Ein kutaner Abszess zeigt sich als geschwollene, überwärmte und druckschmerzhafte gerötete Stelle, oft mit weißlich-gelblichem Zentrum. Er kann sich als eine mit Eiter gefüllte Beule nach außen wölben. Ein daraus gewonnener Abstrich, der im Labor untersucht wird verrät, welcher Erreger dahintersteckt.
Abszesse im Körperinneren hingegen sind eher schwierig zu diagnostizieren. Auch weil sie oft lange keine und später häufig nur unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen verursachen. Sie treten vor allem in folgenden Organen auf:
- Zwerchfell: Ausgelöst von Bauchoperationen oder Perforationen (z. B. Durchbruch eines Magengeschwürs)
- Darm: Aufgrund von Komplikation nach chirurgischen Eingriffen
- After: Durch häufige Tiolettengänge und zu hartes Klopapier
- Leber: Nach Befall von Parasiten oder Bakterien
- Gehirn: Als Folge einer unbehandelten Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung, bei der Eiterbakterien ins Gehirn übertreten
- Lunge: Im Rahmen einer Lungenentzündung, eines Lungentumors oder einer Fremdkörperaspiration
- Brust: Entzündungen der Brustdrüse bei stillenden Frauen
Zudem kann ein Abszess auch in bereits bestehenden Körperhöhlen (Gallenblase, Brustfell) vorkommen. Dann wird er als Empyem bezeichnet.
Abszesse in inneren Organen erweisen sich als gefährlich, weil sie häufig zu spät entdeckt werden. Denn sie können eine Blutvergiftung auslösen. Für die Diagnose bedarf es einerseits bildgebender Verfahren wie einem Ultraschall, einer Magnetresonanztomografie oder Computertomografie und andererseits der Bestimmung von Entzündungsparametern im Blut (CRP, Leukozyten).
Abszess Ursache: Was die Bildung von Abszessen fördert
Als Gründe und Ursachen für Abszesse gelten in der Regel folgende 15 Faktoren:
- häufige Anwendung von entfettenden Seifen, Desinfektionsmitteln oder anderen Chemikalien, die den hauteigenen Säureschutzmantel angreifen
- Verletzungen (z. B. Schnitt beim Rasieren) bzw. schlecht versorgte Wunden
- nicht steril genug vorgenommene Eingriffe (z. B. Injektionen = “Spritzenabszess“)
- Hautleiden wie z. B. Neurodermitis oder Schuppenflechte
- Krankheiten, die die Anfälligkeit der Haut für Infektionen erhöhen, wie z. B. Diabetes
- hormonelle Umstellungen (z. B. in der Pubertät)
- mangelhafte Körperhygiene, die eine zu hohe Keimdichte bedingt
- enganliegende, an der Haut reibende Kleidung
- eine Immunschwäche oder die Anwendung von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken
- chronische Entzündungen
- Konsum von Genussgiften wie Alkohol oder Nikotin
- eine HIV- Infektion
- Fehlernährung
- in Organe gelangte Fremdkörper
- Operationen
Abszess entfernen: was hilft wirklich?
Während kleinere Abszesse oft von selbst abheilen, müssen große immer ordnungsgemäß behandelt werden. Sonst breitet sich die Entzündung im Körper aus und die Schmerzen werden schlimmer. Denn die Krankheitserreger können zurückbleiben und die Abszesse immer wiederkommen.

Tipp: Egal, ob es sich um einen kleinen oder großen Abszess handelt, von einer Selbstbehandlung (z. B. Herumdrücken zur Abszesseröffnung) ist dringend abzuraten. Sonst droht eine großflächige Ausbreitung der Entzündung ins Bindegewebe oder Eiter ergießt sich ins Körperinnere, sodass es schlimmstenfalls zu einer Sepsis kommen kann. Das gilt ganz besonders für Abszesse im Gesicht, bei denen die Bakterien in Richtung Gehirn wandern und dort eine Hirnhautentzündung auslösen können, wenn man daran herumdrückt.
Wie oft Zugsalbe auf Abszess?
Bei kleineren, oberflächlichen kutanen Abszessen kommt meist eine Zugsalbe zur Anwendung. Denn sie zieht die Entzündung sowie das Eiter aus der Abszesshöhle heraus. Die Anwendung erfolgt 1-2x täglich und sollte über mehre Stunden (meist über Nacht) auf dem Abszess verweilen.

Tipp: Hochwertige Zugsalben erhältst du in guten Apotheken.
Was bedeutet Abszess spalten?
Bei größeren Abszessen erfolgt eine sogenannte Abszessspaltung. Eine Abszessspaltung ist ein operativer Eingriff zur Behandlung von Abszessen, bei der der Abszess aufgeschnitten und damit entleert wird. Es folgen regelmäßige Säuberungen der Wunde und regelmäßige Verbandwechsel. Bei Schmerzen die Verabreichung von Analgetika, bei Fieber die Gabe von Antibiotika, sodass sich die Bakterien nicht weiter vermehren. Auch eine Nachbehandlung mit entzündungshemmenden Salben kann erforderlich werden. Die Wundheilung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Wie kann man einen Abszess noch entfernen?
Ebenfalls in Frage kommt eine Lavage der Abszesshöhle, eine Abszessausräumung sowie eine Abszessdrainage (Abfluss von Wundsekret durch Einlage eines kleinen Schlauches)

Welches Hausmittel bei Abszess?
Da sich Abszesse abkapseln, helfen Hausmittel nur bei sehr kleinen, oberflächlich gelegenen Abszessen und auch hier nur im Frühstadium. Denn die Abszessmembran bildet eine Barriere gegenüber dem umliegenden Gewebe, sodass die Wirkstoffe der Hausmittel nicht bis in die Abszesshöhle vordringen.
Folgende Hausmittel können zu Behandlung von Abszessen verwendet werden:
- warme Umschläge, die den Eiter rausziehen.
- antibakteriell und antiseptisch wirkende ätherische Öle wie Teebaumöl, Johanniskraut-, Lavendel-, Kamillen-, Eukalyptus- oder Thymianöl. Sie werden mit einem Wattestäbchen mehrmals täglich vorsichtig auf die entzündliche Haut getupft, dürfen aber nicht in offene Wunden kommen.
- Schwarzkümmel-Paste oder Schwarzkümmelöl.
- entzündungshemmende Topfenwickel: auf ein sauberes Baumwolltuch wird Topfen gestrichen und das Tuch um die betroffene Stelle gewickelt.
- Zwiebel, in Scheiben geschnitten, erwärmt und auf die entzündete Hautstelle gelegt.
- Umschläge mit Salzwasser oder Heilerde, die den Heilungsprozess unterstützen.
- Sitzbäder mit warmem Wasser und Kamillensud bei einem Analabszess.
Welches homöopathische Mittel hilft?
Auch die Alternativmedizin kennt einige Mittel, die dem Organismus helfen, mit Abszessen fertigzuwerden wie beispielsweise:
- die Schüßler Salze Nr. 11 (Silicea, das den Abfluss des Eiters fördert) und Nr. 12 (Calcium sulfuricum, das die Wundheilung unterstützt) sowie die Schüßler Salben Nr. 1 (Calcium fluoratum), Nr. 3 (Ferrum phosphoricum).
- homöopathische Myristica sebifera Globuli, die dem Körper helfen, den Abszess einzuschmelzen oder ihn zu öffnen.
Wie Abszess verhindern?
Manche Abszesse kommen immer wieder. Vor allem dann, wenn man eine Immunschwäche hat. Um einen immer wiederkehrenden Abszess zu verhindern, solltest du auf eine gesunde Ernährungsweise achten. Außerdem ist eine gute, aber nicht übertriebene Hygiene essentiell, wenn es um die Vorbeugung von Abszessen geht. Bewegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr können die regelmäßige Bildung von Abszessen ebenfalls verhindern. Zu guter Letzt solltest du locker sitzende Kleidung wählen, die möglichst nicht an der Haut scheuert.
Welcher Arzt behandelt Abszesse?
Sollte ein Abszess im Körperinneren festgestellt werden, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Spital behandelt. Der richtige Ansprechpartner bei einem kutanen Abszess ist hingegen der Hautarzt. Hier findest du sämtliche Hautärzte in deinem Bundesland, die ihre Patienten zu einer positiven Bewertung bewegen konnten:
Branche: Hautarzt