Colitis ulcerosa: Diagnose, Therapie und empfohlene Spezialisten!

Last Updated on: 23rd Dezember 2020, 11:07 am

Eine Frau mit Schmerzen im Bauch aufgrund einer Entzündung im Darm.
Was hilft gegen die chronische Darmentzündung Colitis ulcerosa? Hier erfährst du mehr! Foto: Adobe Stock, (c) Adiano

Häufige, kräftezehrende Durchfälle mit Blut oder Schleim sind ein markantes Merkmal der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. In unserem Ratgeber findest du alle wichtigen Informationen zum Thema: Wie wird Colitis ulcerosa diagnostiziert? Welche Ursachen und Symptome hat die Dickdarmentzündung? Und was kann man dagegen tun?

Colitis ulcerosa – was ist das?

Colitis ulcerosa gehört neben Morbus Crohn zu den häufigsten der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Es handelt sich dabei um eine Entzündung des Dickdarms, die meist in Schüben verläuft und oft mit der Bildung von Geschwüren (ulcerosa = geschwürig) einhergeht.

Die Krankheit befällt die Schleimhaut und darunter liegende lockere Bindegewebsschicht des Darms. Die Entzündung zeigt sich in der Regel zunächst im Mastdarm, was als Proktitis bezeichnet wird. Danach breitet sie sich unterschiedlich weit hinauf in den Dickdarm aus. Etwa in das anschließende Sigmoid (Proktosigmoiditis) oder auch weiter hinauf in den absteigenden Teil des Dickdarms (Linksseitenkolitis).

Dehnt sich Colitis ulcerosa über die Biegung zwischen absteigendem und querverlaufendem Ast des Dickdarms aus, liegt eine subtotale Colitis vor, betrifft sie den ganzen Dickdarm, eine Pankolitis (totale Colitis, extensive Colitis). Meistens kommt sie aber am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm zum Stillstand. Nur in seltenen Fällen befällt sie auch das terminale Ileum, den untersten Abschnitt des Dünndarms (“Backwash-Ileitis“).

Wer erkrankt an Colitis ulcerosa?

Die Darmerkrankung tritt meist bei jüngeren Erwachsenen, also im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, erstmalig in Erscheinung. Sie ist bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig. Doch kann sie sich grundsätzlich in jedem Alter entwickeln, also auch schon bei Kleinkindern oder noch bei Senioren. In Österreich dürften laut Schätzungen rund 20.000 bis 30.000 Menschen an der Darmentzündung leiden.

Ist Colitis ulcerosa heilbar?

Bei Colitis Ulcerosa handelt es sich um eine chronische, wiederkehrende Entzündung. Eine vollständige Heilung ist entsprechend nicht möglich. Die Therapie der Erkrankung konzentriert sich stattdessen auf die Behandlung akuter Beschwerden sowie die Vermeidung und das Hinauszögern erneuter Schübe.

Falls konservative Behandlungsmethoden nicht greifen oder es zu schweren Komplikationen kommt, kann eine Operation notwendig sein. Colitis ulcerosa ist nämlich insofern heilbar, als sie verschwindet, wenn der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt wird. Es handelt sich dabei jedoch um einen drastischen Eingriff, der nur als letzte Möglichkeit in Erwägung gezogen werden sollte.

Eine Darstellung des menschlichen Darms mit einem Darmkrebs Tumor und Geschwür.
Wiederkehrende Geschwüre und Entzündungen erhöhen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Foto: Adobe Stock, (c) SciePro

Wie entsteht eine Colitis ulcerosa?

Die Ursache der Darmentzündung ist bislang ungeklärt. Wahrscheinlich spielen bei ihrer Entstehung verschiedene Faktoren eine Rolle. Die familiäre Häufung spricht für genetische Faktoren. Ebenso scheinen Fehlregulationen im Immunsystem wie etwa eine Autoimmunreaktion gegen Teile der Darmschleimhaut an der Entwicklung der Darmentzündung beteiligt zu sein.

Forscher ziehen auch vergangene Infektionen (z. B. mit Listerien, Escherichia coli, Mykobakterien, Masernviren) als mögliche Auslöser in Betracht, allerdings fehlen sichere Beweise hierfür. Eine weitere Erklärung ist eine gestörte Barrierefunktion des Darms, durch die Bakterien der Darmflora in die Darmwand eindringen und die Entzündungen hervorrufen.

Hingegen konnte die Wissenschaft keinen Nachweis für einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ernährungsweisen und dem gehäuften Auftreten einer Colitis ulcerosa finden. Doch dürften Allergien und Nahrungsmittelintoleranzen den Krankheitsverlauf beeinflussen. Zudem scheint die Psyche die Entstehung der Darmerkrankung zu beeinflussen, denn Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Colitis ulcerosa auf seelische Belastungen, vor allem auf (bevorstehende) Trennungen, stärker mit Darmbeschwerden reagieren.

Fazit: Vermutlich entwickeln sich chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Vorhandensein einer erblichen Anlage und gleichzeitigem Kontakt mit äußeren Faktoren wie Krankheitserregern, Allergenen, etc..

Colitis ulcerosa Symptome

Meistens beginnt die Colitis ulcerosa schleichend, manchmal aber auch plötzlich und heftig mit ihrem typischen Symptomen: Durchfällen mit blutig-schleimigen Beimengungen. Wobei in schwereren Fällen unabhängig der Ernährung täglich bis zu 30 Durchfälle auftreten. Und das auch bei Nacht. Häufige Begleiterscheinungen sind Bauchkrämpfe vor der Stuhlentleerung (Tenesmen), die nach erfolgtem Stuhlgang nachlassen.

Zudem findet man oft Symptome wie:

  • Bauchschmerzen, vor allem im linken Unterbauch
  • ständiger Stuhldrang
  • das Gefühl, der Darm sei nicht vollständig entleert
  • Müdigkeit, Krankheitsgefühl, Leistungsabfall, körperliche Schwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber

Manchmal kommt es auch zu Begleiterkrankungen an anderen Organen als am Darm. Wie z. B. Hautveränderungen, Augen- oder Herzbeutelentzündungen, Arthritis an Knie, Ellenbogen und Sprunggelenken, eine Osteoporose oder primär sklerosierenden Cholangitis, sowie Gallensteine aufgrund der gestörten Rückresorption von Gallensäuren im Darm. In den meisten Fällen wechseln sich beschwerdeträchtige Episoden mit beschwerdearmen bis symptomlosen Intervallen ab.

Wie verläuft Colitis ulcerosa?

Der Verlauf der Entzündung gestaltet sich individuell sehr unterschiedlich. So gibt es etwa Erkrankte, die viele Monate oder Jahre ohne Beschwerden leben. Bei anderen Patienten wiederum, flammt die Erkrankung immer wieder auf. Somit unterscheidet man zwischen einem:

  • akuten fulminanten Verlauf mit plötzlichem, heftigem Beginn, wässrigen Durchfällen, Tenesmen, hohem Fieber und Schocksymptomatik.
  • chronisch rezidivierenden Verlauf mit einem Wechsel von Beschwerden und Symptomfreiheit in unvorhersagbaren Abständen (die häufigste Form).
  • chronisch kontinuierlichen Verlauf mit dauerhaften Beschwerden unterschiedlicher Intensität.

Um die Schwere der Erkrankung besser beurteilen zu können, unterscheiden Mediziner anhand verschiedener Kriterien wie Allgemeinbefinden, Stuhlfrequenz, Gewichtsverlust und Bauchschmerzen zwischen geringer, mäßiger und hochgradiger Krankheitsaktivität (CAI = clinical activity index).

Eine Frau die von Durchfall betroffen ist.
Das auffälligste Symptom für Colitis ulcerosa ist intensiver Durchfall. Foto: Adobe Stock, (c) Goffkein

Eine geringe Krankheitsaktivität definiert sich über weniger als fünf Durchfälle pro Tag, kaum Blutungen und kein Fieber. Bei mäßiger Krankheitsaktivität liegen die Werte zwischen sechs und acht Durchfällen pro Tag, regelmäßig Blut im Stuhl und Fieber bis 38 Grad. Von hochgradiger Krankheitsaktivität spricht man bei mehr als acht Durchfällen pro Tag, dauernden Blutungen, Fieber über 38 Grad und großen Blut- und Eiweißverlusten. Die Krankheitsaktivität kann man in ihrem Verlauf per Stuhluntersuchung kontrollieren, indem der Entzündungswert Calprotectin erhoben wird.

Bei vielen Erkrankten nimmt Colitis ulcerosa einen leichten Verlauf, bei dem die Entzündung nur den Enddarm betrifft und sich die Beschwerden auf Blut und Schleim im Stuhl beschränken und von alleine wieder verschwinden. Ein Viertel der Patienten zeigt einen mittelschweren Krankheitsverlauf mit Bauchkrämpfen und fühlt sich elend. Rund zehn Prozent leiden unter einer schweren Verlaufsform mit erhöhtem Herzschlag, Blässe und Kraftlosigkeit.

Welche Komplikationen können bei Colitis ulcerosa auftreten?

Der mit den häufigen Durchfällen verbundene Flüssigkeitsverlust kann zu Austrocknung, der Blutverlust zu Blutarmut und die übermäßige Ausscheidung von Nährstoffen (v.a. Eiweiß) zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen führen, bei Kindern und Jugendlichen auch zu Wachstumsstörungen. In seltenen Fällen können Blutungen lebensbedrohlich werden.

Eine heute sehr seltene, aber gefürchtete Komplikation der Colitis ulcerosa ist das sogenannte toxische Megakolon. Bei diesem lebensgefährlichen Krankheitsbild überbläht sich der Dickdarm derart, dass ein Darmdurchbruch mit Bauchfellentzündung und septischem Schock droht.

Abgesehen davon ist Colitis ulcerosa mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs verbunden. Das Krebsrisiko steigt dabei zunehmend mit der Ausdehnung und Dauer der Erkrankung. Deshalb wird nach einem Krankheitsverlauf von mehr als acht Jahren regelmäßig eine Koloskopie durchgeführt, um eventuelle Krebsvorstufen entdecken und entfernen zu können.

Diagnose: Wie erkennt man Colitis ulcerosa?

Bei Verdacht auf Colitis ulcerosa beginnt die Diagnostik mit einer ausgiebigen Erhebung der Krankengeschichte, bei der den Arzt außer den Beschwerden, etwaigen Vorerkrankungen und Allergien vor allem auch das Stuhlverhalten interessiert. Anschließend erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung inklusive Abtasten des Bauches auf Druckschmerz und Austastung des Enddarms mit dem Finger.

Um eine Infektion mit Bakterien oder Parasiten als Ursache der angegebenen Beschwerden auszuschließen, können Untersuchungen des Stuhls notwendig sein. Ein Bluttest bringt nicht zwangsläufig Klarheit, da die Blutwerte in Phasen geringer Krankheitsaktivität normal erscheinen. Allerdings lassen sich so mögliche Begleiterscheinungen wie erhöhte Entzündungsparameter (Leukozytose, BSG- und CRP-Erhöhung), Blutarmut oder Nährstoffmangel erkennen, die indirekt auf Colitis ulcerosa hinweisen.

Arzt untersucht Patient wegen Schmerzen und Verdacht auf Darmentzündung.
Die Untersuchung mittels Ultraschall hilft dabei, Erweiterungen des Darmes zu finden. Foto: Adobe Stock, (c) auremar

Mittels bildgebender Verfahren wie einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt versuchen, Erweiterungen des Darmes zu lokalisieren. Zusätzlich lässt sich per Magnetresonanztomographie ein möglicher Mitbefall des Dünndarmendes erkennen. Diese Untersuchung ist vor allem wichtig, um festzustellen ob man es mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn zu tun hat.

Eine besonders wichtige Methode zur Diagnose eines Colitis ulcerosa ist die Darmspiegelung (Koloskopie), bei der man typischerweise einen kontinuierlichen Befall und eine Rötung der Darmschleimhaut mit Kontakt- und Spontanblutungen, sowie Geschwüre und Pseudopolypen findet. Dabei kann der Arzt auch Gewebeproben für eine detaillierte Untersuchung aus dem Darm entnehmen (Biopsie).

Wie sicher kann man eine Colitis ulcerosa erkennen?

Selbst nachdem eine Darmspiegelung durchgeführt und Gewebeproben entnommen wurden, lässt sich Colitis ulcerosa in manchen Fällen kaum von Morbus Crohn unterscheiden. Dann sprechen Ärzte von einer Colitis indeterminata, einer unbestimmten Colitis. Ebenso kann es passieren, dass eine anfänglich gestellte Diagnose später korrigiert werden muss, wenn klar wird um welche der beiden Krankheiten es sich handelt.

Colitis Ulcerosa Therapie

Das Ziel der Behandlung ist die Besserung der Symptomatik, vor allem aber die Vermeidung neuerlicher Schübe und die langfristige Beschwerdefreiheit. Meistens kann man die Krankheit mit entzündungshemmenden Arzneien gut in den Griff kriegen. Falls die medikamentöse Therapie nicht ausreicht bzw. es zu Darmverengungen oder schweren Blutungen kommt, kann aber auch ein chirurgischer Eingriff nötig sein.

Hilfreich zur Bewältigung der psychosozialen Folgen der Erkrankung sind oft auch ergänzende Behandlungsverfahren wie:

  • Psychotherapie
  • Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Atemtherapie oder Massagen
  • kreative Therapien wie z. B. die assoziative Maltherapie

Wohin bei Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa gehört ebenso wie Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Daher fällt sie hauptsächlich in den Zuständigkeitsbereich von Fachärzten für Innere Medizin mit Zusatzfach Gastroenterologie. Werden operative Eingriffe notwendig, ist ein Bauchchirurg der richtige Ansprechpartner.

Du suchst nach Spezialisten für Colitis Ulcerosa in Österreich? Wir haben einige Fachärzte für dich zusammengestellt, die sich auf entzündliche Darmkrankheiten spezialisiert haben!

Dr. Thomas Feichtenschlager – 1030 Wien

Dr. Thomas Feichtenschlager ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Die Betreuung von Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa ist sein Spezialgebiet. Dank seiner langjährigen Erfahrung hilft er Patienten dabei, die medikamentöse Behandlung genau auf ihre individuellen Bedürfnisse einzustellen.

Dr. Thomas Feichtenschlager, 1030 Wien

Dr. Gerhard Reicht – 8010 Graz

Dr. Gerhard Reicht ist Primar der Abteilung für Innere Medizin des Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und zudem in der Mozartpraxis als Gastroenterologe tätig. Zu seinen Leistungen gehört die Diagnose mittels Ultraschall und Endoskopie sowie die Therapie von Darmkrankheiten. Im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung arbeitet Dr. Reicht dabei eng mit der Therapeutin Mag. Ulrike Viehan zusammen.

Dr. Gerhard Reicht, 8010 Graz

Dr. Wolfgang Petritsch – 8047 Graz

Der Gastroenterologe Univ. Prof. Dr. Wolfgang Petritsch ist Experte für Darmentzündungen. Betroffene finden in seiner Ordination nicht nur kompetente Therapie, sondern auch die Möglichkeit zur genauen Diagnose mittels Darmspiegelung. Für weitere Behandlungen vermittelt Dr. Petritsch dich gerne an vertrauenswürdige Spezialisten.

Dr. Wolfgang Petritsch, 8047 Graz

Dr. Günter Schneider – 4020 Linz

Die Gruppenpraxis Medizin im Zentrum bietet Patienten umfassende Betreuung und flexible Termine. Zum Team der Ordination gehört auch der Gastroenterologe Dr. Günter Schneider, der bestens mit entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa vertraut ist. Hier kannst du wichtige Untersuchungen wie Sonographie und Kolonoskopie durchführen lassen.

Dr. Günter Schneider, 4020 Linz

Dr. Rainer Hubmann – 4040 Linz

Dr. Rainer Hubmann ist Spezialist für funktionelle Störungen des Magen-Darmtrakt wie etwa das Reizdarmsyndrom. Auch die Diagnose und Behandlung von Entzündungen gehört zu seinen Leistungen. Zudem hilft er dir dabei, durch das Testen von Allergien und Unverträglichkeiten andere Ursachen auszuschließen.

Dr. Rainer Hubmann, 4040 Linz

Dr. Michael Siller – 5020 Salzburg

Mit Dr. Michael Siller steht dir in Salzburg ein Experte für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) zur Seite. Als erfahrener Spezialist auf diesem Gebiet gibt dir Dr. Siller wichtige Informationen zum Thema und berät dich eingehend über alle Möglichkeiten zur Therapie.

Dr. Michael Siller, 5020 Salzburg

Welche Medikamente helfen bei Colitis ulcerosa? 

Bei einem leichten bis mittelschweren Schub genügen oft kortisonfreie Medikamente wie Aminosalizylate. Hingegen erfordern mittelschwere bis schwere Schübe eine orale oder intravenöse Verabreichung von Kortikosteroiden. Zeigen diese Medikamente nicht den erwünschten Effekt, sind Immunsuppressiva, die die körpereigene Abwehr dämpfen, eine mögliche Alternative.

Versagen auch Immunsuppressiva, gibt es Biologica wie etwa TNF-alpha-Hemmer, d.h. Antikörper gegen den Tumornekrose-Faktor alpha. Eine hochgradige Krankheitsaktivität macht zudem eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Auch wenn ein akuter Schub abgeklungen ist, sollte die Krankheit weiterhin mit Medikamenten behandelt werden. Diese Dauertherapie kann eine vorübergehende oder dauerhafte Beschwerdefreiheit erreichen.

Welche Schmerzmittel darf man bei Colitis ulcerosa nehmen?

Nicht alle Schmerzmittel eignen sich für Menschen mit Colitis ulcerosa. Manche Medikamente können sogar Krankheitsschübe begünstigen. Etwa solche, die zur Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika gehören, die oft rezeptfrei erhältlich sind. Daher ist es wichtig, nur Analgetika einzunehmen, die vom Arzt verschrieben worden sind. Als Alternative zu Schmerzmitteln hilft oft auch Wärme, um die auftretenden Bauchschmerzen zu lindern.

Colitis ulcerosa: Wann muss operiert werden?

Bringt die konservative, medikamentöse Behandlung keine Besserung, ist es Zeit für chirurgische Maßnahmen. Etwa wenn sich der Allgemeinzustand des Betroffenen stetig verschlechtert oder bei ihm Vorstufen von Darmkrebs entdeckt werden. Eine OP ist auch bei gefährlichen Komplikationen wie einem toxischen Megakolon, Darmdurchbruch, einer Bauchfellentzündung oder schweren Blutungen notwendig.

Die Methode der Wahl ist eine totale Proktokolektomie, d.h. die Entfernung des gesamten Dickdarms inklusive Mastdarm und Anlegung eines ileoanalen Pouchs. Dabei wird der Mastdarm so so herausgelöst, dass der Schließmuskel des Darms erhalten bleibt und und Inkontinenz vermieden wird. Zudem wird als neues Stuhlreservoir ein Dünndarmbeutel (Pouch) aus Dünndarmschlingen geformt. Dieser Pouch übernimmt die Funktion des Mastdarms, also die Speicherung des Darminhalts vor der Entleerung.

Eine Betroffene beim Trinken von einem Glas Wasser.
Um den Flüssigkeitsverlust bei Durchfall auszugleichen solltest du ausreichend Wasser trinken. Foto: Adobe Stock, (c) F8Studio

Anschließend legt der Chirurg ein vorübergehendes Ileostoma an: einen künstlichen Dünndarmausgang, der dabei hilft nach der Operation die Nähte zu schonen. Nach ein paar Monaten verschließt er in einer zweiten Operation das Stoma und verbindet den Pouch mit dem After. Das funktioniert aber nur bei erhaltenem Schließmuskel. Andernfalls ist ein dauerhafter künstlicher Darmausgang notwendig.

Jedenfalls ist das Ziel einer solchen Pouch-Operation, (relativ) normale Toilettengänge zu ermöglichen. Normal bedeutet in diesem Fall fünf bis zehn Stühle pro Tag statt wie vorher bis zu 30 Mal Durchfall täglich. Allerdings kann es nach dem Eingriff zeitweise zu Inkontinenz oder zu einer Pouchitis, d.h. einer Entzündung des neu angelegten Stuhlreservoirs, kommen. Diese wird mit Antibiotika bzw. Entzündungshemmern behandelt.

Colitis Ulcerosa Ernährung

Bislang ist keine spezielle Kost bekannt, die Colitis ulcerosa zur Abheilung bringen oder sie mit Sicherheit bessern kann. Experten empfehlen deshalb für den Umgang mit der Erkrankung eine normale, aber eiweiß- und kalorienreiche Ernährung, um die per Durchfall verlorenen Energieträger wettzumachen. Allerdings gibt es Hinweise, dass ein hoher Konsum an rotem Fleisch (Rind, Schwein, Kalb und Lamm) das Risiko für einen Schub ansteigen lässt. Daher gilt es, gesundheitlich günstigere Eiweißquellen wie etwa Geflügel oder Fisch zu bevorzugen.

Substanzen, die wegen der gestörten Verdauung nur mangelhaft aufgenommen werden, sollten zusätzlich als Ergänzung beigefügt werden, um Folgeerkrankungen wie z. B. einer Blutarmut vorzubeugen. Dazu gehören z. B. Eisen, Vitamine und Kalium. Außerdem ist es wichtig die oft erheblichen Flüssigkeitsverluste durch reichliches Trinken ausgleichen.

Liegt bereits eine starke Unterernährung vor, kann die zusätzliche Gabe von hochkalorischer Trinknahrung (“Astronautenkost“) oder gar eine Nahrungszufuhr per Nasen-Magen-Sonde notwendig sein. Hat sich ein toxisches Megakolon entwickelt, ist nicht nur ein Krankenhausaufenthalt, sondern auch eine sogenannte parenterale Ernährung erforderlich, bei der intravenös Nährstoffe zugeführt werden, um den Verdauungstrakt zu umgehen und damit zu entlasten.

Wichtig: Bei nachgewiesenen Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten lässt sich mit entsprechenden Diäten (z. B. Verzicht auf Milchprodukte bei Laktose-Intoleranz) oft eine deutliche Linderung der Beschwerden erzielen.

Welche Probiotika wirken bei Colitis ulcerosa?

Manche Untersuchungen liefern Hinweise, dass auch Probiotika für beschwerdefreie Intervalle sorgen können. Allerdings sollte man sich vor deren unkritischer Anwendung in Acht nehmen. Denn diese positive Wirkung konnten Forscher nur bei bestimmten Stämmen von Escherichia coli beobachten.

Diese lebenden Mikroorganismen, die das Gleichgewicht der normalen Darmflora stabilisieren sollen, gelten als Alternative zur Behandlung der Colitis ulcerosa in den Phasen zwischen den Krankheitsschüben bei Unverträglichkeit von Aminosalicylaten. Denn sie sollen die Dickdarmwand besiedeln, dort eine mikrobielle Barriere bilden und so die erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut für Krankheitserreger kompensieren. Das entlastet das Immunsystem, sodass es keine überschießenden Reaktionen mehr entwickelt.

Im Vergleich: Morbus Crohn & Colitis Ulcerosa

Trotz vieler Parallelen zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gibt es doch auch Unterschiede hinsichtlich Symptomatik und Krankheitsverlauf der chronischen Darmentzündungen. Hier findest du einen Überblick über die wesentlichen Unterschiede der beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen:

Colitis ulcerosaMorbus Crohn
Ort des AuftretensDickdarmgesamter Verdauungstrakt möglich
Beteiligung des Enddarmsimmerbei ca. 20%
Beteiligung des Krummdarmsseltenbei ca. 80%
Ausbreitung der Entzündunggleichmäßig vom Mastdarm an aufwärtsvom Krummdarm an abwärts, gesunde und entzündete Abschnitte wechseln sich ab
EntzündungstiefeBeschränkung auf die SchleimhautEntzündung der ganzen Darmwand
Klassische SymptomeDurchfall mit Blut und SchleimBauchschmerzen, Durchfall, tastbarer Widerstand im Unterbauch
Symptome außerhalb des DarmsSelten: Hautveränderungen, Augen- oder Gelenkentzündungen, LebererkrankungenHäufig: Augenentzündungen, Hautveränderungen, Gelenkentzündungen, Leberprobleme, Gallensteine
Typische KomplikationenBlutungen, Darmkrebs, toxisches Megakolon, Gewichtsverlust, Wachstumsstörungen bei KindernFisteln, Fissuren, Abszesse, Verengungen, Verdauungsstörungen, Wachstumsstörungen bei Kindern

 

Auf die Frage “Was ist schlimmer, Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa?” gibt es allerdings keine eindeutige Antwort. Beide Krankheiten sind in ihrem Verlauf individuell sehr unterschiedlich und sprechen bei Patienten verschieden gut auf die Therapie an. Morbus Crohn hat die Nachteile, überall im Verdauungstrakt auftreten zu können und oft mit außerhalb des Darms gelegenen Symptomen einherzugehen. Colitis ulcerosa bringt gefährliche Symptome mit sich, wie massive Blutungen oder das erhöhte Risiko für Darmkrebs.

In einigen Fällen lassen sich die Erkrankungen auch kaum voneinander unterscheiden. Man spricht von einer Colitis indeterminata, also einer unbestimmten Darmentzündung. Bei beiden Erkrankungen sind jedenfalls regelmäßige ärztliche Kontrollen angesagt, um die Entzündung und ihre Folgen optimal zu behandeln, schwere Verläufe möglichst zu verhindern und so viel Lebensqualität wie möglich zu erhalten.

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