Rückenschmerzen: Was tun? Ursachen & Behandlung

Last Updated on: 10th Februar 2020, 03:09 pm

Rückenschmerzen
Was tun bei Rückenschmerzen? Mit der richtigen Therapie kannst du die Schmerzen lindern. Foto: Adobe Stock, (c) sebra

Fast jeder Dritte in Österreich leidet mindestens einmal in seinem Leben an Rückenschmerzen. Tendenz steigend. Fehlhaltung, Bewegungsmangel und Überlastungen sind dabei Hauptgründe. Erfahre im Artikel, welche Formen von Rückenschmerzen es gibt, durch welche Symptome sie sich äußern und welche Ursachen dafür verantwortlich sind. Plus: Was du gegen Schmerzen im Rücken tun kannst und wie du ihnen in Zukunft vorbeugst.

Rückenschmerzen: Was genau ist das?

Als Rückenschmerzen werden Schmerzen jeglicher Art und Stärke im Bereich des Rückens bezeichnet. Der Rücken erstreckt sich vom Nacken bis zum Steißbein mit der Wirbelsäule als zentrales Glied. Diese besteht aus 24 Wirbeln, die zur Beweglichkeit mit Bandscheiben verbunden sind. Die Wirbelsäule wird dabei von oben nach unten in verschiedene Abschnitte geteilt: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Steißbein.

In den meisten Fällen beziehen sich Rückenschmerzen auf Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule. Diese befindet sich im unteren Rückenbereich und ist der höchsten Belastung ausgesetzt. Schmerzen in den Lendenwirbeln werden auch als Kreuzschmerzen oder Lumbalgie bezeichnet. Strahlen die Schmerzen von der Lendenwirbelsäule in die Beine aus, spricht man auch von einer Ischialgie. Ein Hexenschuss wiederum bezeichnet einen plötzlich auftretenden, stechenden Schmerz im Lendenwirbelbereich (medizinischer Begriff: Lumbago).

Rückenschmerz kann auch im mittleren Rückenbereich (bei der Brustwirbelsäule) und im Nackenbereich (Halswirbelsäule) auftreten. Die Schmerzen in der Halswirbelsäule können in den Kopf, Schultern und Arme ausstrahlen und werden auch als Nackenschmerzen bezeichnet.

Formen von Rückenschmerzen

Rückenschmerzen werden nach der Dauer der Schmerzen eingeteilt:

  • akute Rückenschmerzen: Der Rückenschmerz tritt plötzlich auf und dauert nicht länger als sechs Wochen.
  • subakute Rückenschmerzen: Der Betroffene hat zwischen sechs und zwölf Wochen Rückenschmerzen.
  • chronische Rückenschmerzen: Die Schmerzen halten länger als zwölf Wochen an.

Zudem werden Rückenschmerzen auch nach ihrer Häufigkeit unterschieden. So können Schmerzen im Rückenbereich

  • einmalig auftreten.
  • nach der Linderung der Schmerzen wiederkehren (revidierender Rückenschmerz).
  • anhaltend sein.
Rückenschmerzen
Die Lendenwirbelsäule verursacht am häufigsten Schmerz im Rückenbereich, z. B. nach schwerem Heben. Foto: Adobe Stock, (c) staras

Symptome von Rückenschmerzen

Je nach Ursache unterscheiden sich die Symptome von Rückenschmerzen. Bei plötzlich auftretendem, akutem Rückenschmerz sind oft ein starkes Ziehen und ein anhaltender Druck typische Symptome. Beim Hexenschuss wird die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und der Betroffene kann sich oft nur unter starken Schmerzen bewegen. Bei einem Bandscheibenvorfall kann auch ein Taubheitsgefühl, Kribbeln oder ein Ausstrahlen der Schmerzen in die Beine auftreten. Ist die Brustwirbelsäule betroffen, kann der Patient auch Beschwerden beim Atmen erfahren. Kopfschmerzen und Schwindel können Symptome von Nackenschmerzen sein.

Chronischer Rückenschmerz machen sich zu Beginn oft mit Spannungen, Steifheit der Gelenke am Morgen oder einem Gefühl von Schwäche bemerkbar. Wie der Schmerz empfunden wird, hängt stark von dem Patienten und der Ursache der Rückenleiden ab. Manche Patienten empfinden den Schmerz als dumpf und tiefsitzend, andere beschreiben den Rückenschmerz als einen scharfen Schmerz wie Messerstiche.

Wie entstehen Rückenschmerzen? Ursachen

Die möglichen Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. So können sowohl harmlose Muskelverspannungen als auch ernst zu nehmende Erkrankungen Auslöser der Schmerzen sein. Deshalb ist es dringend ratsam, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch die Gründe für den Rückenschmerz zu erforschen. Je nachdem, ob eine eindeutige Ursache identifizierbar ist, unterscheidet man zwischen spezifischen und nicht-spezifischen Rückenschmerzen:

Spezifische Rückenschmerzen: Liegt eine konkrete Ursache der Rückenleiden vor, spricht man von spezifischem Rückenschmerz. Hierbei handelt es sich oft um Verletzungen, Entzündungen, Verschleiß der Wirbelgelenke, einen Bandscheibenvorfall oder Erkrankungen wie Skoliose oder Morbus Bechterew.

Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Sind die Schmerzen keiner eindeutigen Ursache zuzuordnen, handelt es sich um nicht-spezifische Rückenschmerzen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten, die über Kreuzschmerzen klagen, sind die Gründe unklar. Darunter fallen meistens Verspannungen, Verhärtungen oder Reizungen der Rückenmuskulatur.

Ursachen für spezifischen Rückenschmerzen

Folgende Gründe sind die häufigsten Auslöser für spezifische Rückenschmerzen:

  • Verletzungen: Ist die Wirbelsäule nach einem Unfall oder Sturz verletzt oder gebrochen, kommt es zu starken Rückenschmerzen.
  • Bandscheibenvorfall: Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der Faserring der Bandscheibe ein und das Gewebe der Bandscheibe tritt nach außen. Drückt diese Masse auf einen Nerv, kommt es zu einem starken Schmerz.
  • Blockade: Bei einer Wirbelblockade sind Wirbelgelenke vorübergehend in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Oft treten Blockaden plötzlich nach einer ungewohnten Bewegung auf (Hexenschuss).
  • Verschleiß der Wirbelsäule: Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem Verschleiß der Wirbelsäule. Bei dieser degenerativen Veränderung verlieren die Bandscheiben an Elastizität und Masse, wodurch sich der Abstand zwischen den Wirbelkörpern verringert und dadurch Schmerze hervorruft. Man spricht auch von Facettensyndrom oder Wirbelgelenkarthrose.
  • Entzündungen: Die rheumatische Wirbelsäulenentzündung Morbus Bechterew verursacht starke Rückenschmerzen und schränkt die Beweglichkeit der Gelenke mit der Zeit ein.
  • Osteoporose: Knochenerkrankungen wie Osteoporose können Kreuzschmerzen auslösen.
  • Verkrümmung der Wirbelsäule: Bei Skoliose handelt es sich um eine Fehlstellung der Wirbelsäule, oft als Resultat einer Wachstumsstörung. Symptome der Skoliose sind Schmerzen im Rückenbereich.
  • Erkrankungen der Organe: Selten sind für den Schmerz im Rücken auch Erkrankungen der Organe verantwortlich. Unter anderem können Herzkranzgefäßerkrankungen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Nierensteine und Tumore Rückenschmerzen verursachen.

Ursachen für nicht-spezifischen Rückenschmerzen

In den meisten Fällen ist es nicht möglich, die Rückenschmerzen einer eindeutigen Ursache zuzuordnen. Oft verbessern sich nicht-spezifischen Rückenschmerzen nach einigen Tagen bis Wochen wieder von selbst. Nicht-spezifische Rückenschmerzen unterliegen häufig folgenden Ursachen:

  • Überlastungen: Eine der häufigsten Gründe für Kreuzschmerzen sind Überlastungen durch Heben von schweren Lasten, einseitige Belastungen des Körpers oder Übergewicht. Dadurch kommt es zu Muskelverspannungen im Rücken, welche oft Beschwerden im Rückenbereich auslösen.
  • Fehlhaltungen: Durch eine Fehlhaltung oder eine falsche Schonhaltung können Muskelverspannungen und -verhärtungen oder sogar Muskelverkürzungen entstehen.
  • Bewegungsmangel: Auslöser von Rückenschmerzen ist nicht selten ein Mangel an Bewegung.
  • Muskelschwäche: Sind die Rückenmuskeln zu schwach, können sie die Knochen und Bandscheiben nicht optimal unterstützen. Als Folge kommt es zu Beschwerden im Rückenbereich.
  • Stress: Auch psychische Faktoren wie Stress oder Angst kann Schmerz im Rückenbereich auslösen.
Rückenschmerzen
Wenn du länger als eine Woche Rückenleiden hast, solltest du dich von einem Hausarzt untersuchen lassen. Foto: Adobe Stock, (c) vectorfusionart

Zu welchem Arzt bei Rückenschmerzen?

Der erste medizinische Ansprechpartner bei Rückenschmerzen ist der Hausarzt. Da Schmerzen im Rückenbereich viele unterschiedliche Gründe haben kann, ist es wichtig, dass dieser mit einer Reihe an Untersuchungen diverse Erkrankungen ausschließt. Zur Diagnose zieht der Hausarzt ein ausführliches Anamnesegespräch, bildgebende Diagnostikverfahren wie Röntgen oder Computer- und Magnetresonanztomografie und Laboruntersuchungen heran. In einem Bewegungstest prüft er, ob und welche Bewegungseinschränkungen es gibt.

Solltest du bereits vermuten, was die Ursache für deinen Rückenschmerz ist- etwa Bewegungsmangel, langes Sitzen oder einseitige Belastungen – kannst du direkt einen Orthopäden aufsuchen. Ein Orthopäde ist auf den Stütz- und Bewegungsapparat spezialisiert und kann Schmerzen, die von Muskeln oder Knochen ausgehen, optimal behandeln.

Wann sollte man bei Rückenschmerzen zum Arzt?

Leichte Schmerzen im Rückenbereich aufgrund von Überlastung bessern sich in den meisten Fällen nach ein paar Tagen von selbst. Solltest du jedoch länger als eine Woche Schmerzen im Rückenbereich verspüren, ist der Gang zum Hausarzt zu empfehlen. Verschlechterungen der Beschwerden im Rückenbereich können bei frühzeitiger Erkennung und Therapie verhindert werden.

Was hilft bei Rückenschmerzen? Therapie & Behandlung

Kann der Arzt keine Diagnose zu einer Erkrankung feststellen, die den Rückenschmerz verursacht, geht man von nicht-spezifischen Rückenschmerzen aus. Diese können mit verschiedenen Therapien behandelt werden.

Rückenschmerzen behandeln: Therapieformen

Die meisten Behandlungen für Rückenleiden setzen sich aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien zusammen. Ist der Schmerz im Rücken so stark, dass der Betroffene in seinem Alltag eingeschränkt ist, erfolgt eine medikamentöse Therapie zur Schmerzlinderung. Hier werden vom Hausarzt oder Orthopäden Schmerzmittel verschrieben, die in den meisten Fällen maximal über einen Zeitraum von zwei Wochen eingenommen werden. Dadurch wird dem Patienten ermöglicht, seinen Alltagsaktivitäten nachzugehen.

Im Zentrum der Behandlung stehen nicht-medikamentöse Therapien, um den Rücken langfristig zu stärken und wiederkehrenden Kreuzschmerzen vorzubeugen. Folgende Therapien werden zur Behandlung von Rückenschmerzen eingesetzt:

  • Physiotherapie: An erster Stelle der Therapie von Rückenschmerzen steht die aktive Physiotherapie, insbesondere die Bewegungstherapie. Dabei werden verschiedene Bewegungen wiederholt, um Schmerzen am Bewegungsapparat zu lindern, die Rückenmuskulatur zu stärken und das Bewegungsvermögen positiv zu beeinflussen. Der Physiotherapeut stimmt jede Therapie individuell auf jeden Patienten und dessen Krankheitsbild ab. Hier kannst du die besten Physiotherapeuten in Wien und Physiotherapeuten in Linz nachlesen.
  • Elektrotherapie: Die Elektrotherapie kommt oft ergänzend zur Physiotherapie zur Schmerzlinderung zum Einsatz. Dabei wird gezielt elektrischer Strom zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Die Elektrotherapie fördert die Durchblutung, beeinflusst die Schmerzleitung und bewirkt, dass sich die Muskeln lockern.
  • Thermotherapie: Auch die Thermotherapie wird zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Dazu zählen sowohl die Wärme- als auch die Kältetherapie. Bei Rückenleiden kommt die Wärmetherapie zum Einsatz, die bei Muskelverspannungen als wohltuend und schmerzlindernd empfunden wird.
  • Entspannungsverfahren: Bei starker Muskelverspannung können auch verschiedene Entspannungsverfahren helfen, diese zu lindern. Am bekanntesten sind die progressive Muskelrelaxation und das autogene Training.
  • Massagen: Eine Heilmassage kann in Kombination mit Physiotherapie Verspannungen lockern und Schmerzen lindern.
Rückenschmerzen
Rückenmassagen helfen, die Verspannungen der Muskeln zu lockern. Foto: Adobe Stock, (c) Peter Atkins

Akute Rückenschmerzen: das hilft sofort

Akute Rückenschmerzen aufgrund von Überlastung oder Verspannungen kannst du mit folgenden Hausmitteln lindern:

  • Muskelentspannungsbad: Wärme wirkt positiv auf Muskelverspannungen und hilft, die Muskeln zu lockern. Am besten bereicherst du das Badewasser mit ätherischen Badeölen, die eine muskellockernde Wirkung haben. Darunter fallen z. B. Thymian, Kampfer und Rosmarin.
  • Wärmewickel: Du kannst auf die betroffene Stelle am Rücken ein warmes, feuchtes Tuch oder eine Wärmeflasche auflegen. Mit diesem einfachen Hausmittel kannst du die verspannten Muskeln gezielt lockern.
  • Salbe: Wärmesalben oder Salben zur Muskellockerung z. B. mit Teufelskralle können die akuten Schmerzen lindern.
  • Bewegung: Bei Rückenschmerzen darfst du auf keinen Fall eine Schonhaltung einnehmen. Dadurch verschlimmerst du lediglich die Schmerzen. Bleib also in Bewegung indem du z. B. an der frischen Luft spazieren gehst.
  • Massage: Eine Rückenmassage kann akuten Rückenschmerz kurzzeitig verbessern.
  • Bewegungsübungen: Mit speziellen Bewegungs- und Dehnübungen kannst du den betroffenen Muskel dehnen entspannen.

Folgende drei Übungen helfen bei Schmerzen im unteren Rücken:

Rückenschmerzen vorbeugen: Tipps für einen gesunden Rücken

Konntest du die Rückenschmerzen erfolgreich bekämpfen, gilt es nun, wiederkehrenden Schmerzen vorzubeugen. Folgende Tipps helfen dir dabei:

  • Bleib in Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist das A und O eines gesunden Rückens. Top Sportarten für den Rücken sind z. B. Schwimmen, Klettern, Inline Skaten, Pilates oder Yoga.
  • Stärk deinen Rücken: Du kannst mit gezielten Übungen deinen Rücken stärken. Am besten lässt du dir von deinem Physiotherapeuten rückenstärkende Übungen zeigen, die du auch zu Hause ausüben kannst.
  • Gestalte deinen Arbeitsplatz ergonomisch: Eine falsche Haltung am Arbeitsplatz fördert Rückenleiden massiv. Daher ist es wichtig, den Arbeitsplatz rückenfreundlich zu gestalten.
  • Richtig heben und tragen: Durch falsches Bücken, Heben und Tragen werden die Bandscheiben massiv belastet. Achte also unbedingt darauf, dass du beim Bücken in die Knie gehst und den Rücken stets gerade hältst. Beim Tragen solltest du die Last immer so nahe am Körper tragen.
  • Ernähre dich gesund: Ein zu hohes Übergewicht belastet den Rücken. Mit einer langfristigen Ernährungsumstellung entlastest du nicht nur den Rücken, sondern verbesserst auch deinen allgemeinen Gesundheitszustand.

Am besten bewertete Orthopäden in deinem Bundesland:

HEROLD Blog Team

Herold Redaktion